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Adrenalin: nicht immer griffbereit

Viele Patienten tragen ihren verordneten Adrenalin-Autoinjektor nicht bei sich, zumindest ist dies in den USA der Fall. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Fachmagazin ‚Annals of Allergy, Asthma & Immunology‘ veröffentlicht wurde. Dabei kann die Fertigspritze im Notfall Leben retten.

Atemstillstand und Herzversagen sind die wesentlichen Ursachen für einen tödlichen Verlauf der Anaphylaxie. Das Adrenalin reduziert im Fall schwerer allergischer Reaktionen (Anaphylaxie) (LINK) die gefährlichen Symptome am Herz und an den Atemwegen. So gewinnen Patienten und Patientinnen wertvolle Zeit, bis Rettungskräfte vor Ort sind und die weitere Notfallbehandlung einleiten. Der Adrenalin-Autoinjektor kann also lebensrettend sein.

Alarmierend sind daher die Ergebnisse einer Studie aus den USA: Sie zeigen, dass 52 Prozent der Erwachsenen mit potenziell lebensbedrohlichen Allergien die Adrenalin-Autoinjektoren nicht anwenden, die ihnen ihr Arzt verordnet hat. Das Forschungsteam wertete 597 Fragebögen aus, die insgesamt 917 Fälle darstellten, weil manche Personen sowohl zu ihrem eigenen Verhalten als auch zu dem ihrer Kinder Auskunft erteilten.

Alle befragten Personen hatten ein Rezept für eine Adrenalin-Fertigspritze erhalten. Immerhin 89 Prozent der Teilnehmer erfüllten die Voraussetzungen für solch eine Verordnung, trugen also ein erhöhtes Risiko für eine Anaphylaxie. Die restlichen Befragten benötigten die Fertigspritze ihren eigenen Angaben zufolge nicht unbedingt.

Die Fertigspritze hilft nur, wenn sie da ist und der Umgang damit bekannt

Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) gab jedoch an, dass sie das Adrenalin nicht bei sich hatten, als sie ihre bisher schwerste allergische Reaktion erlitten. Und das, obwohl die Mehrheit der Teilnehmer bereits mindestens einmal in ihrem Leben wegen allergischer Reaktionen im Krankenhaus war. Jeder fünfte Befragte (21 Prozent) wusste nicht einmal, wie man die Fertigspritze benutzt.

Allen Betroffenen, denen ein Adrenalin-Autoinjektor verschrieben wurde, wird dringend empfohlen , diesen immer bei sich zu tragen. Mittlerweile werden oft sogar zwei Injektoren verordnet, falls eine Injektion missglückt oder die Symptome sich erneut verstärken, bevor der Rettungsdienst kommt. Das Adrenalin sollte bei den ersten Anzeichen für eine Anaphylaxie verabreicht werden. Dazu zählen etwa Juckreiz, Quaddeln, Übelkeit, Schwindel und Atemnot. Dies gilt ganz besonders für diejenigen, die bereits einmal eine anaphylaktische Reaktion hatten oder die sowohl eine schwere Allergie als auch Asthma haben.

Zusätzlich ist bei jeder schweren anaphylaktischen Reaktion (Schweregrad II und höher LINK) eine Nachbeobachtung im Krankenhaus dringend ratsam, denn die Symptome können trotz Therapie nach mehrstündiger Pause plötzlich wieder aufflammen. Betroffene sollten so lange beobachtet werden, bis der Anfall dauerhaft abgeklungen ist. 

 

Quelle:

Warren, C. M. et al.: Epinephrine auto-injector carriage and use practices among US children, adolescents, and adults. In: Annals of Allergy, Asthma Immunology (2018), doi: 10.1016/j.anai.2018.06.010