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Haben Allergien einen biologischen Nutzen?

Allergien sind lästig und machen Betroffenen das Leben oft schwer. Ein Wissenschaftsteam hat nun entdeckt, dass die immunologischen Veränderungen, die zu einer Allergie führen, jedoch auch positive Seiten haben könnten.

Allergien entstehen durch eine übermäßige Immunreaktion des Körpers auf eigentlich ungefährliche Reize. Dies erscheint auf den ersten Blick sinnlos beziehungsweise als Fehlfunktion. Eine Gruppe von Forschenden ist nun der Frage nachgegangen, ob es nicht doch einen evolutionären Sinn für diese Überreaktion gibt.

Dass an allergischen Reaktionen beteiligte Bestandteile des Immunsystems, nämlich Mastzellen und IgE-Antikörper sowie Basinophile, auch an der natürlichen Abwehr des Körpers von Parasiten wie Würmern und Zecken beteiligt sind, ist bekannt. Dies zeigten Human- und Tierstudien.

Ursprünglicher Schutz vor Giften

In Studien an Mäusen fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun Hinweise darauf, dass diese Faktoren des Immunsystems auch vor Giften von Gliederfüßern, zu denen Insekten und Spinnentiere gehören, sowie Reptilien wie Schlangen schützen und die Überlebenschancen verbessern kann. Die Studienautorinnen und -autoren schlussfolgern daraus, dass Mastzellen und IgE-Antikörper die angeborene und erworbene Widerstandsfähigkeit des Körpers gegenüber verschiedenen Giften und möglicherweise weiteren schädlichen Substanzen verbessern könnte.

Die meisten dieser Gifte spielen heute im Alltag vieler Menschen keine Rolle mehr – dies war jedoch früher anders, sodass die einer allergischen Reaktion zugrunde liegenden Immunvorgänge evolutionsbiologisch durchaus einen begründbaren Sinn zu haben scheinen.

Quelle:

Galli, S. J. et al.: Mast cells and IgE in defense against lethality of venoms: Possible „benefit“of allergy. In: Allergo Journal International, 2020, 29: 46-62