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Unterschiedliche Verlaufstypen von Neurodermitis bei Kindern

Untersuchungen an zwei großen Jahrgangsgruppen von Kindern weisen auf Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Krankheitsverläufen und Risikofaktoren für die Neurodermitis hin. Sie könnten dazu beitragen, dass die Prävention und Behandlung dieser Hautkrankheit künftig mehr am individuellen Risiko orientiert wird.

Sogenannte Längsschnittstudien sind darauf ausgelegt, in einer Gruppe von Probanden über einen festgelegten längeren Zeitraum zu bestimmten Zeitpunkten Daten zu erheben. Werden sie bei Jahrgangsgruppen (Geburtskohorten) durchgeführt, bieten sie die Möglichkeit anhand von Krankheitsverläufen Untergruppen (Subtypen) zu definieren, die auf unterschiedlichen genetischen und umweltbedingten Entstehungsmechanismen beruhen (können).

Die Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine verbreitete Hauterkrankung, die sehr variabel verlaufen kann – von vorübergehenden Episoden bis hin zu lebenslang anhaltenden Veränderungen. Ein internationales Forscherteam untersuchte anhand der Daten von Kindern aus zwei voneinander unabhängigen großen Geburtsjahrgängen in Großbritannien und den Niederlanden, inwieweit bei Kindern mit Neurodermitis unterschiedliche Erscheinungsbilder (Phänotypen) hinsichtlich des Krankheitsverlaufs vorliegen. Bei 9.894 britischen beziehungsweise 3.652 niederländische Kindern wurden Daten ab dem sechsten Lebensmonat bis zu einem Alter von 16,5 beziehungsweise 11 Jahren erhoben. Dabei untersuchten die Forscherinnen und Forscher Zusammenhänge zwischen Erkrankungsverlauf und bekannten Risikofaktoren für Neurodermitis, darunter auch bekannte genetische Veränderungen (Mutationen), sowie atopische Begleiterkrankungen.

 

Verlaufstypen mit unterschiedlichen Risikoprofilen

Anhand der Daten identifizierten sie sechs Untergruppen, die sich entsprechenden Verlaufstypen zuordnen ließen. Dabei zeigten die Ergebnisse zwischen den beiden Kohorten bemerkenswerte Übereinstimmungen. Der am häufigsten vorkommende Verlaufstyp war gekennzeichnet durch einen frühen Beginn (in den ersten 18 bis 30 Lebensmonaten) in Kombination mit frühem Abklingen bis etwa zum sechsten Lebensjahr. Diesbezüglich waren mehr Jungen als Mädchen betroffen. Weiterhin fand man zwei Typen mit jeweils frühem Beginn: der eine mit Höhepunkt bis zum zwölften Lebensjahr, länger anhaltendem (persistierendem) Erkrankungsverlauf und spätem Abklingen des atopischen Ekzems bis zum Alter von 16,5 Jahren; der andere mit Höhepunkt im Alter von zweieinhalb Jahren und danach stetigem Abklingen. Beide waren häufig verbunden mit einem nachweisbaren genetischen Risiko für Neurodermitis ebenso wie mit atopischen Erkrankungen in der eigenen Krankengeschichte und bei den Eltern. Ein bisher nicht bekannter Verlaufstyp mit Erkrankungsgipfel im Alter von fünf bis sechs Jahren zeigte einen starken Zusammenhang mit Asthma, nicht jedoch mit den bei vielen Neurodermitis Patienten vorhandenen Filaggrin-Gendefekten.  

Aus den Ergebnissen, die im Fachjournal ,Journal of Allergy and Clinical Immunology‘ veröffentlicht wurden, lassen sich verschiedene Risikofaktor-Profile und Prognosen für den Krankheitsverlauf des atopischen Ekzems ableiten. Diese könnten den Autorinnen und Autoren zufolge künftig für mehr personalisierte Ansätze bei der Prävention und Behandlung der Neurodermitis genutzt werden, die sich stärker am individuellen Risiko jedes Betroffenen orientieren.

 

Quelle:

Paternoster, L., et al.: Identification of atopic dermatitis subgroups in children from 2 longitudinal birth cohorts. In: J Allergy Clin Immunol 2018; 141 (3): 964-971