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Antikörper ermöglicht Hyposensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergien

Ein Team der Universität Stanford hat versucht, den Antikörper Omalizumab einzusetzen, um Menschen mit mehreren Lebensmittelallergien zu desensibilisieren. Die Ergebnisse sind nun in ‚The Lancet Gastroenterology & Hepatology’ publiziert.

Die Zahl der Menschen, bei denen einmal im Leben eine Nahrungsmittelallergie ärztlich festgestellt wird, liegt nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts zwischen 2,9 Prozent bei Männern und 6,4 Prozent bei Frauen. Die Folgen für die Betroffenen können mitunter gravierend sein, wie aktuelle Zahlen aus den USA zeigen.

Die Therapie solcher Nahrungsmittelallergien beruht aktuell auf zwei Säulen: der kurzfristigen Behandlung akuter Reaktionen und langfristigen Strategien, um eine Konfrontation mit dem Allergen zu vermeiden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA haben nun Patienten mit mehreren Allergien gleichzeitig mit einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gegen diese Lebensmittel behandelt.

In Rahmen einer 36-wöchigen Phase-2-Studie hatten die Forscher dazu insgesamt 60 Kinder zwischen vier und 15 Jahren ausgewählt, die nachweislich mehrere Nahrungsmittelallergien hatten. 48 davon erhielten 16 Wochen lang entweder ein Placebo (12) oder den Antikörper Omalizumab (36) gespritzt. Die übrigen zwölf Teilnehmer dienten als Kontrollgruppe und erhielten keine weitere Behandlung.

Nach acht Wochen begann für die behandelten Probanden dann die Hyposensibilisierung in Form von gemahlenen Lebensmitteln, gegen die sie allergisch waren. Aufsteigende Mengen davon sollten den Körper bis zur 36. Woche langsam an die jeweiligen Allergene gewöhnen. Darüber sollte ein abschließender doppelt verdeckter Provokationstest Auskunft geben, bei dem zwei Gramm Allergen beziehungsweise Placebo eingesetzt wurden.
 

Weniger allergische Reaktionen mit Omalizumab


Das Ergebnis: 30 der 36 behandelten Kinder (83 Prozent) waren in der Lage, mindestens zwei der jeweiligen Nahrungsmittel zu essen ohne eine allergische Reaktion. In der Placebo-Gruppe waren es vier von zwölf (33 Prozent). Weiterhin fanden die Forscher heraus, dass die Kinder in der Omalizumab-Gruppe schneller höhere Mengen an Nahrungsallergenen zu sich nehmen konnten, ohne eine allergische Reaktion zu zeigen (Höchstmenge von zwei Gramm nach 12 statt 20 Wochen). Schwere Komplikationen wurden im Laufe der Studie nicht gemeldet, lediglich im Magen-Darm-Bereich kam es zu Nebenwirkungen.

Omalizumab bindet an sogenannte IgE-Antikörper, die der Körper bei Allergien vom Soforttyp ausschüttet. Entsprechend vermuten die Autoren, dass der Wirkstoff die Immunantwort auf die Nahrungsallergene dämpft. Dennoch räumen die Autoren ein, dass der genaue Wirkmechanismus noch nicht endgültig geklärt ist. Entsprechend stehen weitere Untersuchungen an, um die Wirkweise sowie langfristige Effekte zu studieren. Aktuelles Einsatzgebiet von Omalizumab ist das allergische Asthma, während er bei Nahrungsmittelallergien aktuell nicht zugelassen ist. Die Arbeit ist auch auf der Plattform clinicaltrials.gov gelistet.

 

Quellen:
Andorf, S. et al.: Anti-IgE treatment with oral immunotherapy in multifood allergic participants: a double-blind, randomised, controlled trial. In: The Lancet Gastroenterology & Hepatology, 2017, DOI: 10.1016/S2468-1253(17)30392-8

The Lancet Gastroenterology & Hepatology: Drug combined with food desensitisation may help to relieve allergies for children with multiple food allergies. Mitteilung vom 8. Dezember 2017