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Doppelbelastung: Bakterien auf Pollen

Herumfliegende Bakterien und deren Bestandteile können für Personen mit allergischem Asthma zum Problem werden. Sie gehören zu den Stoffen, die Entzündungen in den Atemwegen auslösen können. Wie die Bakterien in die Luft geraten, war bisher unklar. Ein deutsches Forschungsteam konnte nun im ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘ zeigen, dass sie quasi per Anhalter auf den Pollen der gemeinen Beifuß-Pflanze mitfliegen. Dadurch werden auch die Pollen selbst schädlicher.

Für die Studie analysierte das Forschungsteam die Luft in den Innenstädten Münchens und dem Schweizer Davos. Täglich wurden Proben genommen. Die Forschenden maßen, wie viele Pollen und Endotoxine in der Luft enthalten waren. Endotoxine sind Bestandteile von Bakterien, auf die das menschliche Immunsystem reagiert. Sie können auch Entzündungen auslösen. Wenn Bakterien sterben, werden vermehrt Endotoxine freigesetzt. Bei der Messung zeigte sich ein Zusammenhang. Je mehr Pollen der Beifuß-Pflanze in der Luft schwebten, desto höher war auch die Konzentration der Endotoxine.

Dieser Zusammenhang zeigte sich sowohl in der Großstadt als auch im Alpenort. Obwohl die Luft in Davos ganzjährig schwächer mit Beifußpollen und Endotoxinen belastet ist, konnte man auch dort eine gleichzeitige Zunahme von Pollen und Bakterienbestandteilen beobachten. Die Bakteriengifte scheinen an den Pollen anzuhaften und so in die Luft zu gelangen. Der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) ist in Europa heimisch und wird unter anderem als Gewürz verwendet. Er ist weit verbreitet und kann bis zu zwei Meter hoch wachsen. Der Beifuß blüht zwischen Juli und September. Allergiker reagieren mit Heuschnupfen auf seine Pollen, teilweise auch mit Hauterscheinungen.

 

In der Kombination noch aggressiver

Eine Bakterienart nutzte die Pollen besonders oft als Mitfluggelegenheit: Pseudomonas luteola. Diese Mikroben fanden die Forscher auf 95 Prozent aller Beifußpflanzen, die sie im Rahmen der Studie analysierten. Die Bakterien kommen im Boden und auf Pflanzen vor und ernähren sich von organischem Material. In seltenen Fällen können sie Infektionen bei Menschen auslösen.

In einem weiteren Versuch stellten die Wissenschaftler fest, dass die Pollen in der Kombination mit Bakterienteilchen stärkere Reaktionen in den Atemwegen auslösen als beide jeweils allein.

Durch die Ergebnisse sind in Zukunft bessere Vorhersagen möglich, wann Personen mit allergischem Asthma mit besonderen Belastungen rechnen müssen. Die Messung der Pollen reicht aus, um auch Spitzenwerte von Bakterienteilchen in der Luft abzuschätzen.  


Quelle:
Oteros, J. et al.: Artemisia pollen is the main vector for airborne endotoxin. In Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2018, DOI: 10.1016/j.jaci.2018.05.040