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Häufiges Waschen steigert Allergierisiko

Welche Rolle spielen das Waschen sowie Gesichts- und Körpercreme, wenn es um das Allergierisiko von Heranwachsenden geht? Diese Frage untersuchten deutsche Forscherinnen und Forscher in einer Studie, die nun im Fachmagazin ‚Allergy‘ veröffentlicht wurde.

Vereinfacht ausgedrückt besagt die Hygiene- oder Bauernhofhypothese, dass das Immunsystem durch häufiges Training mit Mikroorganismen seltener dazu neigt, Allergien zu entwickeln. Untersuchungen zeigten, dass Bakterien, Pilze oder Würmer eine Schutzwirkung gegenüber Allergien zu haben scheinen. Umgekehrt könnten demnach vermehrte Hygienemaßnahmen auch die Entstehung von Allergien und atopischen Erkrankungen begünstigen.

Das wollten die Autorinnen und Autoren der aktuellen Arbeit genauer unter die Lupe nehmen: Sie untersuchten insgesamt 2755 Heranwachsende, die an den Bevölkerungsstudien GINIplus und LISA teilgenommen hatten. Sie waren zu Studienbeginn und nach 15 Jahren erneut auf das Auftreten von Allergien untersucht worden. Konkret erhoben die Forschenden, wie häufig die Probanden badeten oder duschten und ob sie Gesichts- oder Körperlotionen verwendeten. Diese Daten setzten sie in Beziehung mit dem Auftreten von allergietypischen IgE-Antikörpern gegen 14 ausgewählte Allergene im Blut der Probanden.

Waschen: Seltener ist mehr – zumindest bei Allergenen aus der Luft

In der Analyse zeigte sich, dass Personen ohne aktuelle allergische Erkrankungen, die lediglich einmal pro Woche duschten oder badeten, signifikant seltener gegen Allergene sensibilisiert waren. Allerdings ergab sich dieser Zusammenhang nur für Allergene aus der Luft, für Lebensmittelallergene war er nicht signifikant.

Der Einsatz von Cremes hatte keine nachweisbaren Effekte auf allergische Sensibilisierungen der Probanden. Einschränkend führen die Autoren an, man habe keine konkreten Angaben zu einzelnen Produkten oder Inhaltstoffen abgefragt. Insofern könnten hier möglicherweise Zusammenhänge noch im Verborgenen liegen.

Warum genau das seltene Duschen und Baden vor Allergien schützt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Hygienehypothese geht aber davon aus, dass das Immunsystem durch Keime und Bakterien trainiert wird. Die Autoren führen zusätzlich an, dass durch ‚zu viel‘ Hygiene die Hautbarriere geschwächt wird. Beispielsweise seien fast allen Pflegeprodukten antimikrobielle Substanzen wie Triclosan oder Parabene beigemischt. Von diesen sei bekannt, dass sie das Immunsystem im Hautgewebe verändern könnten. Dazu passen beispielsweise die schwachen Auswirkungen bei den Lebensmittelallergenen. Hier wird weitere Forschung nötig sein.

Quelle:
Bowatte, G. et al.: Hygienic behavior and allergic sensitization in German adolescents. In: Allergy, DOI: 10.1111/all.13492