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Können Badezusätze die Neurodermitis lindern?

Viele Menschen mit Neurodermitis greifen zu Badezusätzen. Doch welchen Nutzen haben sie wirklich? Bei feuchtigkeitsspendenden Zusätzen ist dies gut untersucht, viele andere Mittel fanden kaum Beachtung. Zwei US-Forscherinnen haben jetzt die wissenschaftliche Literatur zu acht verschiedenen Badezusätzen zusammengefasst.

Vergleichsweise gut untersucht ist die Wirkung von Bleichmittel im Badewasser. Früher wurden Bleichmittel empfohlen, um den Keim Staphylococcus aureus zu bekämpfen, der Neurodermitis-geschädigte Haut gerne besiedelt. Mehrere Studien haben aber gezeigt, dass die Wirkung von Bleichmittel weiter geht: Es verbessert nicht nur das Haut-Mikrobiom, sondern mildert auch Entzündungen und Juckreiz. Und die Barrierefunktion der Haut wird durch Bleichmittel nicht stärker geschädigt als durch Badewasser allein. All diese Studien konnten jedoch nicht mit absoluter Sicherheit nachweisen, dass Bleichmittel besser wirkt als reines, zusatzfreies Badewasser. Hier fehlen große, sorgfältig durchgeführte randomisierte Doppelblindstudien.

 

Salz aus dem Toten Meer als Badezusatz?

Das Wasser des Toten Meeres enthält 30mal mehr Magnesium als anderes Salzwasser. Hinzu kommen hohe Konzentrationen von Kalzium, Kalium und Phosphat. Gemeinsam stärken diese Mineralstoffe die Barrierefunktion der Haut. Das Magnesium wirkt antientzündlich, weil es die Produktion des Tumor-Nekrose-Faktors und des Botenstoffs Interleukin 12 in der Epidermis verhindert.

Hartes Leitungswasser gilt als schädlich bei Neurodermitis. Einige Wissenschaftler sehen den Grund dafür darin, dass Menschen dann dazu neigen, mehr Seife zu benutzen und so ihre Hautbarriere schädigen. Eine Studie wies allerdings auch nach, dass die Haut beim Baden in hartem Wasser mehr an Feuchtigkeit verliert. Ob weicheres Wasser hilft, ist aus den wenigen vorliegenden Studien nicht klar erkenntlich. In einer japanischen Untersuchung verbesserte sich bei den Patienten der Hautzustand nicht, aber sie berichteten über einen weit geringeren Juckreiz.

In den USA handelsübliche Hautreiniger für Babys könnten einer amerikanischen Studie zufolge in hartem Wasser den Gehalt an dem Kalzium-Ion Ca2+, das mit einer Verschlechterung der Neurodermitis in Verbindung gebracht wird, um mehr als die Hälfte senken. Es gab in der Studie allerdings nur drei Probande, und die Studiendauer war kurz. Ein anderes Wissenschaftsteam stellte fest, dass Babyseifen die bakterielle Zusammensetzung des Haut-Mikrobioms nicht änderten. Auch hier fehlen langfristige oder retrospektive Studien.

 

Haferflocken und Reiskleie fürs Badewasser?

Dass Haferflocken die Symptome der Neurodermitis deutlich lindern können, ist gut belegt. Hafer enthält wasserlösliche (hydrophile) Kohlenhydrate, die bewirken, dass die Haut Feuchtigkeit besser aufnimmt und länger speichert. Andere Inhaltsstoffe wie Vitamin E, Eisenkraftsäure, Trigyzeride, Flavonoide und Alkaloide sorgen für die antientzündliche Wirkung des Hafers. In einer Studie an 41 Kindern mit milder bis schwerer Neurodermitis führte Haferflockenpulver im Badewasser oder als Kaltpackung bei 29 Prozent zum kompletten Abheilen der Entzündung, bei 23 Prozent besserte sich der Ausschlag deutlich.

Reiskleie, die äußere Schale eines Reiskorns, enthält mehrere Stoffe, die der Haut guttun. Darunter ist auch die Eisenkraftsäure. Entdeckt wurde dies per Zufall bei Arbeitern, die Sake, den traditionellen japanischen Reiswein herstellten. Die Haut an den Händen dieser Menschen war durch den ständigen Kontakt mit Reiskörnern feucht und auch in höherem Alter fast faltenfrei, ganz im Gegensatz zu ihren Gesichtern. Auch dazu gibt esallerdings nur eine sehr kleine Studie an Kindern mit Neurodermitis, die auf eine Besserung von Symptomen wie Hautausschlägen, Flechtenbildung, Juckreiz und Papeln hinweist.

Die Wirksamkeit kalt gepresster Öle gegen trockene Haut ist gut belegt. Als Badezusätze sind sie allerdings nur wenig erforscht. In einer Doppelblindstudie wurde kommerziell erhältliches Sojabohnenöl mit Badezusatz ohne Ölgehalt verglichen. Nach 28 Tagen war in der Gruppe, die mit dem Öl gebadet hatte, der Feuchtigkeitsverlust der Haut wesentlich geringer als in der Kontrollgruppe.

Quelle:

Marouf, M. et al.: Bathing Additives for Atopic Dermatitis. A Systematic Review. In: Dermatitis, Vol 30, No 3, May7June 2019, 191-197