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Mastzellen – Helden und Schurken zugleich

Mastzellen sind für ihre Rolle bei Allergien und Autoimmunerkrankungen bekannt. Doch je genauer sie erforscht werden, desto klarer wird, welch wichtige Aufgaben sie erfüllen. Ein Übersichtsartikel im Fachmagazin 'Journal of Allergy and Clinical Immunology' bündelt neue Erkenntnisse.

Mastzellen sitzen in Geweben wie der Haut oder der Darmschleimhaut und wachen dort über die Gesundheit. Sie erkennen Eindringlinge wie Bakterien oder Viren und stoßen eine größere Immunantwort an, indem sie Botenstoffe wie Histamin ausschütten. So locken sie diverse weitere Immunzellen zum Ort des Geschehens. Zusätzlich produzieren sie auch antimikrobielle und antivirale Stoffe, die Erreger direkt bekämpfen. Im Normalfall ist diese Aufgabe gut und wichtig, um gesund zu bleiben. Nur wenn die Mastzellen übertrieben stark oder ohne äußere Bedrohung arbeiten, treiben sie damit Allergie- oder Autoimmun-Antworten an. 

Mastzellen als Bakterien-Speicher

Darüber hinaus könnte eine Schwachstelle der Mastzellen die Hauterkrankung Neurodermitis negativ beeinflussen: Neurodermitis-Schübe könnten dadurch schlimmer werden, dass Mastzellen auf Bakterien namens Staphylococcus aureus besonders heftig reagieren. Diese kommen auf atopischer Haut besonders häufig vor. Noch dazu können die Bakterien Mastzellen austricksen und sogar in ihnen leben. So sind Mastzellen möglicherweise gar ein Reservoir für diese Erreger.

Eine massive Bakterieninfektion ist oft auch deshalb gefährlich, weil sich Toxine der Erreger ansammeln. Diese Toxine können zum Teil von Mastzellen direkt unschädlich gemacht werden. Auch das Gift bestimmter Schlangenarten wird durch Mastzellen abgemildert. Hier spielen sie, zumindest laut neuen Erkenntnissen aus Tiermodellen, eine sehr wichtige Rolle. 

Zwielichtige Rolle bei Tumoren

Wenn sich im Körper ein Tumor bildet, spielen Mastzellen eine ambivalente Rolle. Sie schaffen eine dauerhafte Entzündung, die den Tumor bizarrerweise schützt. Gleichzeitig sind sie aber auch aktiv an der Bekämpfung von Tumoren beteiligt und können bewirken, dass entartete Zellen sich selbst zerstören. Weil sie meist früh und in hoher Zahl in der Umgebung von Tumoren sind und vergleichsweise lange leben, geraten Mastzellen in den Fokus von Wirkstoff-Forschern. Ziel ist es, mittels der Mastzellen, eine „allergische Reaktion“ auf den Tumor zu entfachen.

Mastzellen schützen das ungeborene Leben 

Auch wenn Mastzellen in erster Linie Entzündungsreaktionen anregen, sind sie in einer Situation wichtige Schlichter: zu Beginn einer Schwangerschaft. Im Gewebe der Gebärmutter tummeln sich sehr viele von ihnen. Offenbar sind sie daran beteiligt sind, dass die Blastozyste vom Gewebe toleriert wird und sich einnisten kann. Mastzellen sind außerdem wichtig dafür, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutter so anpassen, dass der entstehende Embryo gut versorgt werden kann. 

 

Quelle: 

Dudeck, A., et al.: Mast cells as protectors of health. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology (2018), in press. https://doi.org/10.1016/j.jaci.2018.10.054