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Neuer Ansatzpunkt in der Asthma-Behandlung?

Forschende haben möglicherweise einen neuen Ansatzpunkt für die Asthma-Therapie entdeckt: sogenannte Charcot-Leyden-Kristalle. Diese galten bislang als Marker für eosinophile Entzündungsreaktionen. Mit einem Antikörper konnte das Wissenschaftsteam die Kristalle in Laborversuchen auflösen.

Charcot-Leyden-Kristalle sind bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Sie kommen bei Menschen mit Asthma oder auch Nasennebenhöhlenentzündungen in dem zähen Schleim in den Atemwegen vor. Die Kristalle bestehen vorwiegend aus dem Eiweiß Galectin-10, das unter anderem aus eosinophilen Granulozyten stammt. Dieser Zelltyp ist an allergischen Entzündungsreaktionen beteiligt.

Die Forschungsgruppe stellte die These auf, dass Charcot-Leyden-Kristalle diese für Asthma typischen Entzündungsvorgänge in der Lunge anregen können. Um ihre Vermutung zu überprüfen, stellten sie künstliche Kristalle aus Galectin-10 her, die den Charcot-Leyden-Kristallen entsprachen. Zusätzlich produzierten sie Galectin-10-Moleküle, die keine Kristalle bilden konnten.

An Mäusen konnten sie anschließend zeigen, dass die Protein-Kristalle die Asthma-typischen Entzündungsreaktionen in der Lunge hervorriefen – die nicht-kristallisierten Galectin-10-Moleküle dagegen nicht.
 

Antikörper löst Eiweiß-Kristalle auf

Als nächstes stellten die Forschenden Antikörper gegen Galectin-10 her. Diese testeten sie an den Proben des zähen Schleims von Personen mit chronischer Nasennebenhöhlenentzündung und Nasenpolypen. In beiden versuchen konnten die Antikörper nicht nur verhindern, dass sich neue Kristalle bildeten, sie lösten bestehende Kristalle sogar auf.

Abschließend testeten die Forschenden die Galectin-10-Antikörper im Asthma-Mausmodell. Die Antikörper zeigten auch hier ihren Effekt: Sie lösten die Eiweiß-Kristalle auf und unterdrückten die Asthma-typische Entzündungsreaktion in den Atemwegen.

Die Forschenden sehen daher die Möglichkeit, dass sich aus der Methode eine neue Behandlungsoption für Menschen mit Asthma und anderen Erkrankungen mit zähem Schleim in den Atemwegen entwickeln lässt. Dafür ist jedoch noch umfassende weitere Forschungsarbeit notwendig.

 

Quelle:

Persson, E.K. et al.: Protein crystallization promotes type 2 immunity and is reversible by antibody treatment. In: Science, 2019, 364 (751), DOI: 10.1126/science.aaw4295