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Schützen Hund und Katze vor Asthma?

In den Wochen vor Weihnachten zerbrechen sich viele Familien die Köpfe: Sollen sie sich eine Katze oder einen Hund anschaffen, und welche Folgen hätte dies für die Allergie- oder Asthmaanfälligkeit ihrer Kinder? Bisherige Studien waren widersprüchlich, zeigten mal Schutzeffekte, mal nicht.

Forschende aus Dänemark befassten sich jetzt mit dem Zusammenspiel zwischen genetisch bedingter Empfänglichkeit für Asthma und Hunde- oder Katzenhaltung. Sie untersuchten 377 familiär vorbelastete Kinder, bei denen ein Basenpaar des Chromosoms 17q21 verändert ist. Eine Veränderung in diesem Chromosom ist der stärkste genetische Risikofaktor für kindliches Asthma. Es gibt drei Formen der Veränderung: Eine, die mit einem hohen Risiko für Asthma verbunden ist (TT genannt) und zwei, bei denen das genetische Risiko weitaus geringer ist (CT und CC).

Die Art der genetischen Veränderung wurde unmittelbar nach der Geburt festgestellt, die Kinder sodann bis zum 12. Lebensjahr regelmäßig auf Asthma-Symptome untersucht. Gegen Ende des ersten Lebensjahrs analysierten die Forscher überdies die Menge der Katzen- und Hundeallergene in den Babybetten, um so objektiv Katzen- und/oder Hundehaltung festzustellen. Zusätzlich wurden die Eltern befragt.

Katzen schützen mehr als Hunde vor Asthma

Es zeigte sich: Die Haltung von Hunden und Katzen schon zum Zeitpunkt der Geburt verringert die Asthma-Anfälligkeit der Kinder, bei denen der Hochrisiko-Genotyp TT vorlag. In Haushalten, in denen es weder Hund noch Katze gab, wurde bei rund 30 Prozent der „TT-“Kinder im Verlauf des ersten Lebensjahrs Asthma diagnostiziert. Lag im Erbgut der CC-oder CT-Genotyp vor, bewegte sich der Anteil der Kinder mit Asthmadiagnose lediglich um zehn Prozent.

Bei den 47 Haushalten mit Hundehaltung ergab sich ein ganz anderes Bild: Bis zum achten. Lebensjahr bekam keines der zehn TT-Kinder in diesen Familien Asthma. Danach stieg der Anteil bis auf zehn Prozent, ein Wert, den CC- und CT-Kinder immer erreichten, ob mit oder ohne Hund und Katze. Noch klarer war das Bild in den ebenfalls 47 Haushalten, die eine Katze hielten. Die 17 Kinder mit TT-Genotyp in diesen Haushalten blieben alle bis zum Ende der Beobachtungszeit mit zwölf Jahren Asthma-frei. Bei den 30 Kindern mit CC- oder CT-Genotyp gab es keinen Schutzeffekt. Zehn Prozent von ihnen bekamen Asthma.

Diese Zahlen erreichen zwar keine statistische Signifikanz, bestätigen aber die These eines Zusammenspiels zwischen genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren wie der Katzenhaltung. Den Studienautoren gelang es auch, ihre Ergebnisse an anderen Kindern zu bestätigen. Überdies wurden die kleinen Probanden bei Geburt ausgewählt und bis zum Alter von 12 Jahren medizinisch begleitet. Diese so genannten prospektiven Studien sind selten, da sie einen hohen finanziellen, personellen und zeitlichen Aufwand erfordern.

Die Studie ist den Autoren zufolge ein weiterer Hinweis, dass Asthma im frühen Kindesalter durch ein komplexes Geflecht aus genetischen Anlagen und Umweltfaktoren bestimmt wird. Den Daten zufolge könnte die Anschaffung von Hund oder Katze zumindest nicht schaden – es sei denn, das Kind oder ein anderes Familienmitglied leidet bereits unter einer Tierhaarallergie.

 

Quelle:

Stokholm, J. et al.: Cat exposure in early life decreases asthma risk from the 17q21 high-risk variant. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, published online Oct. 25, 2017. DOI:  10.1016/j.jaci.2017.07.044