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Schützen Probiotika Kleinkinder vor Neurodermitis?

In einer dänischen Studie entwickelten Kinder, die gegen Ende des ersten Lebensjahrs Probiotika, also ein Präparat aus bestimmten Bakterien, erhielten, seltener eine Neurodermitis als Kinder ohne diese Behandlung. Bei anderen allergischen Erkrankungen fanden die Forschenden keinen Zusammenhang.

Forschende wollten ergründen, ob Kinder im Alter von einem knappen Jahr von der Gabe bestimmter Probiotika profitieren. Dazu wählten sie 290 Kinder aus und unterteilten sie nach dem Zufallsprinzip in zwei beinah gleich große Gruppen. Die eine Gruppe erhielt täglich ein Gemisch aus Darmbakterien (Lactobacillus rhamnosus und Bifidobacterium animalis subsp lactis) und Kohlenhydraten. Die andere Gruppe bekam nur die Kohlenhydrate als Placebo-Präparat.

Nach einem halben Jahr täglicher Einnahme überprüften die Forschenden, wie viele der Kleinkinder eine Neurodermitis oder eine andere allergische Erkrankung entwickelt hatten. Insgesamt wurde bei 19 Kindern die entzündliche Hautkrankheit neu diagnostiziert. Davon waren nur 5 in der Probiotika-Gruppe und 14 in der Placebo-Gruppe. Das heißt, von den Kindern, die die Bakterien erhalten hatten, erkrankten zirka vier Prozent im Studienzeitraum, von den anderen zirka 11 Prozent.

 

Kein schützender Effekt der Probiotika bei Nahrungsmittelallergien

Nahrungsmittelallergien entwickelten 23 Kinder während dem halben Jahr, 13 in der Probiotika-Gruppe, 12 in der Placebo-Gruppe. Hier zeigte sich also kein Unterschied. Auch bei anderen allergischen Erkrankungen fanden die Forschenden keinen Zusammenhang.

Dies war auch schwer möglich, da beispielsweise ein allergischer Schnupfen oder ein Asthma für gewöhnlich erst später im Leben auftreten. Eine erhebliche Einschränkung der Studie ist, dass die Forschenden die Erkrankungsrate nicht zu einem späteren Zeitpunkt überprüften. bleibt unklar, wie viele Kinder eventuell zu einem späteren Zeitpunkt doch noch eine Neurodermitis entwickelten.

Wichtig ist auch, dass Studien zu Probiotika-Gaben in der Vergangenheit oft zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt haben. Internationale Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass mögliche unerwünschte Nebenwirkungen bisher unzureichend erforscht sind. Auf keinen Fall sollte man Säuglingen auf eigene Faust, ohne Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt, ein Präparat geben.

Die Studie wurde teils von der Universität Kopenhagen und dem Innovation Fund Denmark, teils vom Hersteller des getesteten Probiotika-Produkts finanziert.

 

Quellen:

Schmidt, R. M., et al.: Probiotics in late infancy reduce the incidence of eczema: A randomized controlled trial. In: Pediatr Allergy Immunol. 2019;30:335–340.

Deutsche Apotheker Zeitung: Probiotika – nicht immer sinnvoll und harmlos, zuletzt abgerufen am 05.07.2019