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So gelingt der Mücken-Abwehrkampf

Sommerliche Mückenplagen bieten für Menschen mit Duftstoff-Allergie besondere Herausforderungen. Die Betroffenen würden sich gerne gegen die stacheligen Quälgeister schützen, aber viele Anti-Mückenmittel enthalten Parfüms und andere Duftstoffe. Die Hersteller müssen diese nicht deklarieren.

Etwa 500.000 Menschen in Deutschland sind sensibel auf Duftstoffe. Wenn Betroffene auf Insektenschutzmittel mit einer Kontaktallergie reagieren, erweisen sich nach einer italienischen Studie Duftstoffe wie Hydroxycitronellal und Citronellol nicht selten als Ursache. Sie gehören zu den 26 Duftstoffen, die nach EU-Recht deklariert werden müssen, wenn sie in Kosmetika enthalten sind. Da  jedoch Insektenschutzmittel nicht unter die EU-Kosmetikrichtlinie fallen, sind deren Hersteller auch nicht zur Kennzeichnung verpflichtet.

 

Geringe Auswahl an Mitteln für Allergiker

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) hat 13 verschiedene Insektenschutzmittel schon im Jahr 2013 unter die Lupe genommen und diesen Test jetzt wiederholt. Ergebnis: Für Duftstoffallergikerinnen und -allergiker, die sich in unseren Breiten gegen Mücken schützen wollen, sind nur zwei Präparate mit dem Wirkstoff Icaridin uneingeschränkt geeignet, da sie weder Duft- noch Farb- oder Konservierungsstoffe enthalten.

Eines davon ist dem DAAB zufolge, da es sich um ein Gel zum Auftragen handelt, auch für Menschen geeignet, die neben einer Duftstoffallergie zusätzlich unter Asthma leiden. Bei Insektensprays besteht die Möglichkeit, dass sie die Atemwege belasten.

 

DEET gegen tropische Mücken

Für Menschen, die in Malaria-gefährdete tropische Gebiete reisen, gilt allerdings nicht das verträglichere Icaridin, sondern der schon seit den 1950iger Jahren angewandte Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) als Mittel der Wahl. Vor allem in hohen Konzentrationen zwischen 30 und 50 Prozent soll DEET der deutlich effektivere Wirkstoff gegen tropische Mücken sein. DEET weist allerdings andere Nachteile auf: Der Wirkstoff kann selbst zu allergischen und nichtallergischen Hautreaktionen sowie zu Taubheitsgefühlen führen.

Für Malariagebiete hat der DAAB dennoch ein DEET-haltiges Spray, das duftstofffrei ist , als „eingeschränkt empfehlenswert“ eingestuft. Tropenmedizinerinnen und -mediziner raten, zunächst Sonnenschutzmittel aufzutragen und dann das Mückenspray. Zusätzlichen Schutz bieten locker sitzende Kleidung, die am besten Handgelenke und Fußknöchel bedecken sollte, Mückennetze oder Fliegengitter an den Fenstern sowie in tropischen Regionen Moskitonetze über dem Bett.

Diese Moskitonetze lassen sich ebenso wie die Kleidung mit einem für Stoffe geeigneten duftstofffreien Insektenschutzmittel besprühen. Hier kommt ein anderer Wirkstoff zum Einsatz, Permethrin. Er ist zwar ungefährlich für Duftstoffallergiker, gilt aber als hautsensibilisierend. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat 2017 mehrere Studien zu Permethrin ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass Kontaktallergien gegen diesen Wirkstoff „sehr selten“ seien. Somit steht also für die allermeisten Allergiker dem Mückenschutz bei Tropenreisen nichts im Wege.

 

 

Quellen:

DAAB hrsg.: Expertenrat: Was hilft gegen Mücken?

Corazza, M. et al.:  Insect Repellents and Contact Sentization.  An Observational Study. In:  Acta Derm Venereol 2017; 97: 767–768

Jelinek, T.: Kursbuch Reisemedizin: Beratung, Prophylaxe, Reisen mit Erkrankungen. Georg Thieme Verlag, 2012

Uter, W. et al.: Contact Allergy: A Review of Current Problems from a Clinical Perspective. In: Int. J. Environ. Res. Public Health 2018, 15 (published  29. May 2018). Doi: 10.3390/ijerph15061108

BfR hrsg.: Allergien: Sensibilisierung durch Permethrin in Textilien ist unwahrscheinlich. Stellungnahme Nr. 006/2017 des BfR vom 25. April 2017. DOI 10.17590/20170510-135840