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Weltgrößte genetische Studie zu allergischem Schnupfen

Ein internationales Wissenschaftsteam unter deutsch-dänischer Führung hat in ‚Nature Genetics‘ die bislang größte Studie zu allergischem Schnupfen vorgestellt. Die Daten von fast 900.000 Teilnehmenden förderten Stellen im menschlichen Erbgut zutage, deren Veränderungen das Erkrankungsrisiko signifikant erhöhen.

Der allergische Schnupfen, im Fachjargon allergische Rhinitis, ist die häufigste Allergieform und umfasst mehrere Krankheitsbilder, die typischerweise durch Allergene aus der Luft ausgelöst werden. Darunter fallen beispielsweise der Heuschnupfen aber auch die Hausstaubmilben- und die Tierhaarallergie. Weltweit sind rund 400 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen, vor allem in westlichen Ländern ist die Tendenz steigend.

Um die Vorsorge und Therapie dieses Krankheitsbildes zu verbessern, muss man zuallererst verstehen, warum der Körper sich gegen bestimmte, eigentlich harmlose Stoffe zur Wehr setzt. Dazu werteten die Autoren die Daten von knapp 900.000 Probanden aus.

Ziel der Untersuchung war es, genetische Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne allergische Rhinitis herauszuarbeiten. Dazu zogen die Forscherinnen und Forscher das Fahndungsnetz nach entsprechenden Risikogenen immer enger: Im ersten Schritt verglichen sie das Erbgut von rund 60.000 Patienten mit allergischem Schnupfen mit dem von über 150.000 gesunden Kontrollpersonen und ermittelten 42 signifikante Risikogene, die teilweise bereits in der Literatur beschrieben waren. Im zweiten Schritt konnten die Wissenschaftler insgesamt 20 bisher unbekannte Risikogene anhand der Daten von weiteren rund 60.000 Betroffenen und 620.000 gesunden Kontrollen bestätigen.

Heuschnupfen besser verstehen

Anschließend untersuchten die Autoren anhand von Datenbanken, welche Funktionen den besagten Genen zugeordnet werden konnten. Tatsächlich war für die meisten schon ein Zusammenhang mit dem Immunsystem bekannt. Außerdem wurde eine starke Überschneidung von Risikogenen für allergische Rhinitis und Autoimmunerkrankungen beobachtet.  

Durch die ermittelten Risikogene ließen sich etwa acht Prozent der allergischen Rhinitis-Erkrankungen erklären, so die Autoren in einer Mitteilung. Entsprechend hoffen sie, dass die neu identifizierten Stellen im Erbgut das Verständnis für die Mechanismen des allergischen Schnupfens fördern und neue Zielstrukturen für dessen Behandlung und Vorsorge erschließen. Sie betonen aber, dass die gefundenen Gene nur teilweise erklären, warum so viele Menschen eine allergische Rhinitis entwickeln. Ein wichtiger nächster Schritt sei, das Wechselspiel von Risikogenen und Umwelt zu erforschen.

Quelle:
Waage, J. & Standl, M. et al.: Genome-wide association and HLA fine-mapping studies identify risk loci and genetic pathways underlying allergic rhinitis. In: Nature Genetics, 2018, DOI: 10.1038/s41588-018-0157-1