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Wie geht es Allergikern in Deutschland?

Das Weißbuch Allergie ist vor kurzem in einer neuen Auflage erschienen. Darin informieren renommierte Expert/innen aus der Allergieforschung und -behandlung unter anderem über die Versorgung von Allergikern sowie aktuelle Therapie- und Diagnosemöglichkeiten.

Ziel des „Weißbuch Allergie in Deutschland“ ist es, die Öffentlichkeit über Allergien und die damit verbundenen Probleme zu informieren. Neben allgemeinen Informationen über Häufigkeit und Verbreitung, Diagnostik und Behandlung wichtiger allergischer Krankheitsbilder gibt das Buch einen Überblick darüber, wie gut Menschen mit Allergien hierzulande versorgt werden. Vor dem Hintergrund der alarmierenden Zunahme allergischer Erkrankungen machen die Autorinnen und Autoren konkrete Lösungsvorschläge, um die Lücken zu schließen. Zudem fordern sie gesundheitspolitische Entscheidungsträger auf, umgehend zu handeln, um die Situation der Betroffenen zu verbessern.  

Die letzte Auflage des Weißbuchs Allergie war bereits im Jahr 2000 erschienen. Das nun in vierter Auflage veröffentlichte Buch ist ein Gemeinschaftswerk führender allergologischer Fachorganisationen Deutschlands: Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU) und der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) haben dazu beigetragen.
 

Allergischer Schnupfen: Fehler bei der Selbstmedikation

Neurodermitis ist ebenso Thema wie allergisches Asthma oder allergischer Schnupfen. Zu letzterem ein Beispiel: Die Autoren fordern eine Verbesserung der medikamentösen Therapie für Patienten mit allergischer Rhinitis, die oft mit stärkeren Beschwerden leben, als nötig wäre. Trotz zahlreicher verfügbarer Therapiemöglichkeiten könnten bei vielen Betroffenen die Symptome nicht ausreichend gelindert werden. Viele Patientinnen und Patienten erhalten in der Apotheke ein antiallergisches Präparat. Bei unzureichender Wirksamkeit wechseln sie auf ein anderes Medikament oder nehmen ein weiteres hinzu. Studienergebnisse zeigen, dass 29 Prozent der Patienten nicht wissen, welche Substanzklasse sie einnehmen. Beinahe ebenso viele wechseln häufig das Präparat, da sie mit den Behandlungserfolgen unzufrieden sind. Zudem wenden viele willkürliche Kombinationen verschiedener Wirkstoffe an, deren Nutzen nicht eindeutig belegt ist. 

Zum Thema Kontaktallergien fordern die Autoren: „Ein Kontaktekzem ist keine schicksalhafte Erkrankung.“ Den kontaktallergischen Patientinnen und Patienten wäre am effektivsten zu helfen, wenn die zum Teil seit mindestens sechs Jahrzehnten führenden Kontaktallergene (zum Beispiel Nickel, bestimmte Riech- oder Konservierungsstoffe) konsequent verboten würden.

Krankheitsbild-übergreifend fordern die Expertinnen und Experten im Weißbuch eine bessere Gesundheitsinformation im Internet, für Erwachsene und Kinder. Als positives Beispiel für fundierte Information wird unter anderem der Allergieinformationsdienst genannt. Das Weißbuch richtet sich in erster Linie an Fachkreise aus Medizin und Politik. Doch auch für Patientinnen und Patienten kann es interessant sein. 

 

Klimek, L., et al. (Hrsg.): Weißbuch Allergie in Deutschland. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage; Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018; ISBN 978-3-89935-312-9;