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Wissenschaftler entdecken neue Stellschraube im Immunsystem

Regulatorische T-Zellen (Tregs) bremsen das Immunsystem und verhindern überschießende Reaktionen auf eigentlich harmlose Reize. Ist ihre Funktion gestört, können sich beispielsweise Allergien entwickeln. Finnische Forscher haben nun einen neuen Faktor entdeckt, der die Entwicklung von Tregs kontrolliert.

Tregs stehen schon seit längerem im Fokus der Wissenschaft, denn sie halten das Immunsystem in Balance. Seit kurzem weiß man zum Beispiel, dass in der Lunge von Kindern mit allergischem Asthma die Zahl der Tregs verringert und deren Funktion beeinträchtigt ist. Durch diese Einschränkungen wird das Immunsystem dort nicht mehr in ausreichendem Maß gebremst.

Nun hat ein finnisches Forscherteam in einer Publikation im Journal ‚Cell Reports‘ ein Protein vorgestellt, das auf die Tregs einwirken kann. Sein Name ist HIC1. Die Abkürzung steht für „Hypermethylated In Cancer 1“ und weist bereits darauf hin, dass das Molekül nicht nur bei Allergien sondern auch in der Krebsforschung eine Rolle spielen könnte, so die Wissenschaftler. 

Der Studie zufolge ist HIC1 in der Lage, zahlreiche Gene in T-Zellen zu aktivieren, die für die Funktion als Treg von entscheidender Bedeutung sind. Darüber hinaus konnten die Forscher die Stellen im Genom finden, an denen HIC1 bevorzugt bindet. Mutationen oder Veränderungen eben dieser Stellen stehen der Studie zufolge im Zusammenhang mit immunvermittelten Erkrankungen. Dies sei ein deutlicher Hinweis, dass das Protein eine wichtige Rolle bei der Regelung des Immunsystems spiele, so das finnische Team.

Konkrete Anwendungsmöglichkeiten sehen die Wissenschaftler eher auf lange Sicht. Vor allem bei der Herstellung von in vitro induzierten Tregs (iTregs), also bei der Aktivierung von T-Zellen zu Tregs im Reagenzglas, lasse sich das neue Wissen auf lange Sicht gut anwenden, so die Autoren. Im Rahmen der Studie sei bereits aufgefallen, dass HIC1 relativ am Anfang der T-Zell-Entwicklung hin zu iTregs in Erscheinung trete. Schalteten die Forscher HIC1 bei diesem Prozess aus, so gingen große Teile der Unterdrückungs-Funktion der iTregs verloren. Gleichzeitig nahmen Gene für Effektor-T-Zellen (also die aggressive Immunantwort) zu.

Sie Studie liefert einen weiteren Beitrag zur Erforschung von Immunmechanismen und Entzündung. In wieweit sich daraus Therapien ableiten lassen, muss die Zukunft zeigen.

 

Quellen:
Ullah, U. et al.: Transcriptional Repressor HIC1 Contributes to Suppressive Function of Human Induced Regulatory T Cells. In: Cell Reports, 2018, DOI: 10.1016/j.celrep.2018.01.070

Universität Turku: Finnish Research Group Discovers a New Immune System Regulator. Pressemitteilung vom 22. Februar 2018