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Zufallsfund mit Therapiepotenzial?

Ein Bochumer Forschungsteam berichtet von einem neuen Ansatz, durch den möglicherweise allergische Immunantworten und damit die Allergie-Symptome gemildert werden können. Die Ergebnisse im Fachmagazin ‚Scientific Reports‘ gehen zwar zunächst erstmal auf Studien an Mäusen zurück, andererseits gibt es bereits Wirkstoffe, die die entsprechenden Stellschrauben beim Menschen steuern könnten.

Um die Studie zu verstehen, benötigt man folgendes Vorwissen: Es gibt bei der Immunreaktion des Körpers verschiedene Typen, die sich gegenseitig unterdrücken. Die sogenannte Th1-Antwort  des Immunsystems dient vor allem der Abwehr von Infektionen durch Viren und Bakterien und zeichnet sich durch Bildung sogenannter IgG Antikörper aus. Die Th2-Antwort richtet sich eigentlich gegen parasitäre Infektionen (beispielsweise Würmer), setzt aber auch Botenstoffe frei, die zur Produktion von allergietypischen IgE-Antikörpern führen. Die Th2-Antwort ist also diejenige, die die starken Symptome bei allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma auslöst.

Hier kommen nun die Erkenntnisse der Bochumer Forscherinnen und Forscher ins Spiel: Sie stellten mehr oder weniger zufällig fest, dass das Enzym Guanylatzyklase beeinflussen kann, welche der beiden Antworten stattfindet. Bei Mäusen, denen das Enzym fehlte, beobachteten sie, dass die Th1-Antwort stärker ausfiel als die Th2-Antwort. Entsprechend waren allergische Symptome beispielsweise gegen Hühner-Eiweiß bei diesen Tieren schwächer als bei sogenannten Wildtyp-Mäusen.

Besonders interessant sei die Erkenntnis, da es bereits Wirkstoffe gäbe, die die Aktivität des Enzyms steigern oder drosseln könnten, so die Autoren in einer Mitteilung. Denn die Guanylatzyklase ist seit längerem bekannt und an vielen Prozessen in Zellen beteiligt. Sie stellt das Signalmolekül cGMP her, das  unter anderem die Gefäße weitet. Aktuelle Medikamente, die das Enzym stimulieren, sind daher unter anderem bei Patienten mit Lungenhochdruck im Einsatz.

Wirkstoffe, die die Guanylatzyklase unterdrücken, gäbe es ebenfalls, so die Bochumer Forscher - allerdings seien sie noch nicht im klinischen Einsatz. Im nächsten Schritt müsse also untersucht werden, ob solche Wirkstoffe auch Auswirkungen auf Allergien und Asthma haben.

 

Quellen:
Gnipp, S. et al.: Nitric oxide dependent signaling via cyclic GMP in dendritic cells regulates migration and T-cell polarization. In: Scientific Reports, 2018, DOI: 10.1038/s41598-018-29287

Ruhr-Universität Bochum: Enzym stellt die Weiche für allergische Immunantwort. Pressemitteilung vom 20. Juli 2018