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Die Rolle von Nahrungsfetten bei Allergien

Fettsäuren aus der Ernährung können das Immunsystem beeinflussen. Wie sie zur Vorbeugung und dem Krankheitsmanagement von Lebensmittelallergien, Asthma und Neurodermitis beitragen können, fasst die European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) in einem aktuellen Positionspapier zusammen.

In den vergangenen Jahrzehnten sind immer mehr Menschen an allergischen Leiden wie allergischem Schnupfen, Asthma, Lebensmittelallergien und Neurodermitis erkrankt. Ursachen dafür sind unter anderem die veränderten Umweltbedingungen und der Lebensstil. Die Ernährung zählt zu den Lebensstilfaktoren, die einen Einfluss auf die Allergieentwicklung haben. Dabei spielen verschiedene Nahrungsbestandteile eine Rolle. Das aktuelle EAACI-Positionspapier setzt sich detailliert mit der Wirkung von Fettsäuren auseinander.


Welche Effekte zeigen Studien bei Lebensmittelallergien, Neurodermitis und Asthma?

Zu Lebensmittelallergien ist die Studienlage uneinheitlich. Grundsätzlich scheinen hohe Gehalte an den Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosapentaensäure (DHA) in der Muttermilch einen schützenden Effekt für das Kind zu haben. Ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind, kann nicht abschließend beurteilt werden. Bei Müttern und Kindern mit niedrigen Konzentrationen an Omega-3-Fettsäuren im Blut zeigten sie in Untersuchungen aber eine positive Wirkung.

Hohe EPA- und DHA-Gehalte in der Muttermilch und eine gute Versorgung der Mutter damit während der Schwangerschaft wirken sich auch auf das Neurodermitis-Risiko des Kindes günstig aus. Präventionsstudien mit Omega-3-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln zeigten teilweise vorbeugende Effekte – jedoch nicht immer. Zumindest schadet die Einnahme aber nicht.

Das Asthma-Risiko von Kindern steigt durch hohe Konzentrationen von Omega-6-Fettsäuren im Blut der Kinder sowie ihrer Mütter. Hohe Omega-3-Werte waren dagegen eher mit einem geringeren Asthma-Risiko verbunden. Auch hier waren Nahrungsergänzungsmittel am erfolgreichsten bei Kindern mit ursprünglich sehr geringen Omega-3-Konzentrationen im Blut. Bei Erwachsenen mit Asthma zeigten Nahrungsergänzungsmittel keine positive Wirkung.

 

Was bedeutet dies für die Ernährung?

Aus den verfügbaren Studien lässt sich der Effekt auf allergische Erkrankungen nur begrenzt beurteilen, da das Studiendesign sehr unterschiedlich ist – zum Beispiel ob der Einfluss von Fettsäuren aus der Nahrung oder aus Nahrungsergänzungsmitteln erfasst wurde. Daher lassen sich bislang keine allgemeingültigen Empfehlungen ableiten. Die EAACI sieht aber einige Ansatzpunkte, wie eine gezielte Fettauswahl zur Allergie-Vorbeugung eingesetzt werden oder die Behandlung ergänzen kann:

  1. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Fettsäuren für eine gesunde Ernährung sollte gestärkt werden, um einen Mangel zu vermeiden. Für Menschen mit einem erhöhten Allergie-Risiko und geringen Konzentrationen an langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren (LC-PUFAs) im Blut können entsprechende Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein, insbesondere mit EPA und DHA.
  2. Schwangere und stillende Mütter sollen auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten, bei der LC-PUFAs nicht zu kurz kommen. Frauen mit niedrigen EPA- und DHA-Konzentrationen im Blut können das Risiko ihrer Kinder für Lebensmittelallergien, Asthma und Neurodermitis durch Nahrungsergänzungsmittel senken, die diese Fettsäuren enthalten.
  3. Da Muttermilch besonders reich an langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist und es keine Anhaltspunkte für negative Effekte gibt, empfiehlt die EAACI für Kinder, die nicht gestillt werden, eine damit angereicherte Säuglingsnahrung.
  4. Kinder mit Allergien, die eine Ausslassdiät einhalten müssen, können einen Mangel an LC-PUFAs aufweisen. Daher ist es sinnvoll, die Fettsäure-Aufnahme zu erfassen und bei der Ernährung gezielt LC-PUFA-reiche Lebensmittel auszuwählen. Eine Ernährungsberatung bei einer allergologisch erfahrenen Fachkraft ist hier empfehlenswert. Gegebenenfalls kann auch ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel notwendig sein.

 

Quelle:

Venter C. et al.: EAACI Position Paper: Influence of Dietary Fatty Acids on Asthma, Food Allergy and Atopic Dermatitis. In: Allergy, 2019, 74: 1429 – 1444, doi: 10.1111/all.13764