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Lokale allergische Rhinitis – eine eigenständige Erkrankung?

Bei der sogenannten lokalen allergischen Rhinitis scheint es sich um eine eigenständige Erscheinungsform einer Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis) zu handeln, die nicht immer harmlos verläuft. Dafür sprechen Daten einer Langzeitbeobachtung von betroffenen Patienten.

Manche Menschen haben Symptome wie bei einem allergischen (Heu-)Schnupfen (allergische Rhinitis), ohne dass sie eine positive Reaktion im Pricktest zeigen oder spezifisches Immunglobulin E (IgE) gegen Allergene aus der Luft (Pollen, Hausstaubmilben-, Tier- oder Schimmelpilzallergene) im Blut nachweisbar ist. Dieses Krankheitsbild bezeichnet man als lokale allergische Rhinitis (LAR), da sich die immunologische Reaktion nur örtlich (lokal) in der Nasenschleimhaut abzuspielen scheint. Beim nasalen Provokationstest lässt sich jedoch in der Regel eine positive Reaktion auf das verantwortliche Allergen auslösen. Zudem sind sich im Nasensekret von Betroffenen erhöhte Spiegel von spezifischem IgE und entzündungsfördernden Botenstoffen nachweisbar. 

Längere Zeit war ungeklärt, ob es sich bei der LAR um eine Vorstufe der allergischen Rhinitis oder um eine eigenständige Erkrankung handelt. Vor kurzem veröffentlichte Langzeitdaten einer spanischen Studie lieferten interessante Erkenntnisse über den langfristigen Verlauf dieser besonderen Form der Nasenschleimhautentzündung. Die Autoren beobachteten 176 LAR-Patienten und 115 Kontrollpersonen mit vergleichbarer Alters- und Geschlechtsverteilung (Alter ≥ 14 Jahre, > 60 Prozent weiblich) über zehn Jahre (2005 – 2016). In diesem Zeitraum erfolgte jährlich ein Lungenfunktionstest (Spirometrie), ein Pricktest und die Bestimmung von spezifischem IgE, und die Studienteilnehmer füllten Fragebögen aus. Zu Studienbeginn sowie nach fünf und zehn Jahren wurde zusätzlich ein nasaler Provokationstest mit wichtigen Inhalationsallergenen durchgeführt.

 

Oft fortschreitender Krankheitsverlauf

Wie die Ergebnisse zeigen, kam es bei den LAR-Patienten im Verlauf der Studie zu bedeutsamen Verschlechterungen der Rhinitis, die sich insbesondere nach den ersten fünf Jahren bemerkbar machten und in den Folgejahren weiter fortschritten. Dabei war zu beobachten, dass im Verlauf ein steigender Anteil von Patienten Asthma entwickelte, die Lebensqualität zunehmend beeinträchtigt war und mehr medizinische Behandlungen in Anspruch genommen wurden. Ein vergleichbarer Anteil von Patienten (9,7 Prozent) und Kontrollpersonen (7,8 Prozent) entwickelte eine allergische Rhinitis mit typischen Erscheinungsformen einer Atopie.

Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass es sich bei der LAR um eine unabhängige und gut definierte Form der Rhinitis handelt. Nur ein geringer Teil der Betroffenen entwickelt allgemeine Erscheinungsformen einer Atopie. Die LAR neigt im Verlauf zur Verschlechterung der Symptome mit bedeutsamer Beeinträchtigung der Lebensqualität und stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung von Asthma dar. Deshalb betonen die Autoren, dass das Krankheitsbild nicht als harmlos zu betrachten ist. Umso wichtiger ist es, frühzeitig die Diagnose zu stellen und eine spezifische Behandlung einzuleiten. Diagnostische Standardmethode ist der nasale Provokationstest. Die Behandlung entspricht der wie bei allergischer Rhinitis. Auch eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gegen Gräserpollen oder Hausstaubmilben hat sich als wirksam erwiesen. 

 

Quelle:

Rondon, C. et al.: Local allergic rhinitis is an independent rhinitis phenotype: The results of a 10-year follow-up study. In: Allergy, 2017; DOI: 10.1111/all.13272