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Windelinhalt von Neugeborenen könnte Allergie-Risiko verraten

Die wenigsten Eltern denken beim Windelnwechseln darüber nach, welche Schlüsse sich aus dem Inhalt ziehen ließen. Ein US-amerikanisches Wissenschaftsteam hat sich nun damit beschäftigt und herausgefunden: Ein von Bakterien gebildetes Lipid im Stuhl von Babys kann auf ein erhöhtes Risiko für Allergien und Asthma hinweisen.

In einer vorhergehenden Untersuchung konnte die Forschungsgruppe bereits zeigen, dass Neugeborene mit einem erhöhten Allergie- und Asthma-Risiko eine gestörte Mikrobiota (Darmflora) aufweisen. Dadurch entstehen andere bakterielle Stoffwechselprodukte im Darm als bei Kindern ohne die entsprechende Veranlagung – zum Beispiel das bakterielle Lipid 12,13-diHOME. Die Forschenden vermuteten, dass dieses Fett das Immunsystem negativ beeinflussen kann, genauer gesagt die regulatorischen T-Zellen. Diese Zellen des Immunsystems sind normalerweise daran beteiligt, allergische Entzündungen zu unterdrücken.

In der aktuellen Studie versuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dies nachzuweisen. Spritzten sie Mäusen das Lipid in den Darm, verringerte sich die Zahl der regulatorischen T-Zellen in der Lunge.
 

Bakterielles Lipid ermöglicht Allergie-Vorhersage

Anschließend untersuchte die Forschungsgruppe Stuhlproben von 41 Babys im Alter von einem Monat aus Detroit und 50 gleichaltrigen Kindern aus dem Raum San Francisco. Dabei stellten sie fest, dass sie anhand der Konzentration des Lipids im Stuhl sowie der vorhandenen Kopienanzahl dreier bakterieller Gene, die für die Bildung von 12,13-diHOME verantwortlich sind, vorhersagen konnten, welche der Babys im Alter von zwei Jahren an einer Allergie oder mit vier Jahren an Asthma erkrankt sein würden.

Das Wissenschaftsteam schränkt jedoch ein, dass ihre Ergebnisse noch in einer größeren Studie mit mehr Teilnehmenden bestätigt werden müssen. Darüber hinaus gehen sie davon aus, dass nicht nur 12,13-diHOME für die Fehlfunktion des Immunsystems verantwortlich ist, sondern verschiedene Faktoren und mikrobielle Stoffwechselprodukte dabei zusammenwirken.
 

Ansatzpunkt zur Allergie-Prävention

Dennoch sehen die Forschenden in ihren Untersuchungsdaten einen Ansatzpunkt, wie Kinder mit einem hohen Risiko für Allergien und Asthma frühzeitig entdeckt und möglicherweise durch vorbeugende Maßnahmen vor einer Erkrankung geschützt werden können. Ein Weg dazu sind Behandlungen, welche die Konzentration der verantwortlichen mikrobiellen Stoffwechselprodukte verringern. Eine andere Möglichkeit sind Maßnahmen, die eine gesunde Mikrobiota unterstützen, um so zu verhindern, dass die schädlichen Substanzen überhaupt entstehen. Hierzu ist jedoch ebenfalls noch weitere Forschung unerlässlich.

 

Quelle:

Levan, S.R. et al.: Elevated faecal 12,13-diHOME concentration in neonates at high risk for asthma is produced by gut bacteria and impedes immune tolerance. In: Nature Microbiology, 2019, doi: 10.1038/s41564-019-0498-2