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Bauernhofbakterien schützen auch in der Stadt vor Asthma

Wachsen Kinder auf einem Bauernhof auf, erkranken sie seltener an Asthma und Allergien. Die Allergieforschung geht davon aus, dass dies an der Vielfalt an Mikroorganismen liegt, denen Bauernhofkinder ausgesetzt sind. Eine finnische Studie zeigt nun, dass auch Stadtkinder von diesem Schutz profitieren können.

Die „Bauernhofhypothese oder Hygienehypothese“ führt den schützenden Effekt der Bauernhofkeime darauf zurück, dass das vielfältige Mikrobiom das Immunsystem bereits früh „trainiert“ und an harmlose Stoffe gewöhnt.

Die finnischen Forschenden werteten nun aus, welche Mikroorganismen im Hausstaub aus Bauern- und Vorstadthäusern vorkamen und verglichen diese miteinander. Die Proben stammten aus dem Wohnzimmer von Familien mit zwei Monate alten Kindern. Kleinkinder sind dem Bodenstaub sehr häufig ausgesetzt, weil sie sich viel zum Spielen und Krabbeln auf dem Boden aufhalten. Dadurch können die Mikroorganismen aus dem Hausstaub über die Atemwege, Haut und den Mund in den Körper gelangen. 

Die untersuchten Proben unterschieden sich deutlich darin, welche und wie viele verschiedene Mikroorganismen sie enthielten. Im Hausstaub aus Bauernhäusern fanden die Forschenden zahlreiche verschiedene Bakterienarten. Viele davon finden sich auch in Ställen. Der Hausstaub aus der Stadt enthielt diese nicht, dafür aber mehr Bakterien, die häufig Menschen besiedeln. Dazu zählten unter anderem Staphylokokken und Streptokokken.
 

Je „bäuerlicher“ der Hausstaub, desto seltener Asthma

Die Forschenden entdeckten jedoch, dass es auch Stadthäuser gab, deren Hausstaub-Mikrobiom dem von Bauernhöfen ähnelte. Die Kinder, die in diesen Häusern wohnten, erkrankten seltener an Asthma als Kinder, die mit dem typischen „Stadt-Hausstaub“ aufwuchsen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten diese Erkenntnis in einer größeren Studie mit 1031 Kindern aus Deutschland belegen.

Das Wissenschaftsteam fand den Hausstaub mit ähnlicher Zusammensetzung wie auf dem Bauernhof vor allem in älteren Häusern mit einer höheren Luftfeuchtigkeit. Häufig trugen die Bewohner Straßenschuhe im Wohnbereich.

Die Forschenden weisen darauf hin, dass ihre Studie nicht belegt, dass tatsächlich die Bauernhofkeime Stadtkinder vor Asthma schützen. Dennoch sehen sie ihre Ergebnisse als Hinweis darauf, dass das Mikrobiom, dem Kinder in ihren ersten Lebensjahren ausgesetzt sind, das Asthma-Risiko beeinflusst. Sollten weitere Studien diese Annahmen bestätigen, könnten sich daraus Ansätze zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen und Asthma entwickeln lassen.

Quelle:

Kirjavainen, P. V. et al.: Farm-like indoor microbiota in non-farm homes protects children from asthma development. In: Nature Medicine, 2019, doi: 0.1038/s41591-019-0469-4