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Neuer Ansatz zur Impfung gegen Heuschnupfen

Ein österreichisches Forschungsteam hat im ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘ einen Impfstoff gegen Heuschnupfen vorgestellt. Das Verfahren soll deutlich weniger Injektionen erfordern als eine herkömmliche Hyposensibilisierung.

Fast 15 Prozent aller Deutschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Heuschnupfen (allergische Rhinitis). Neben der Linderung der akuten Symptome durch Medikamente steht langfristig auch die Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT) zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen ursächlichen (kausalen) Therapieansatz, bei dem sich das Immunsystem allmählich und nach längerer Therapiedauer - vereinfacht gesagt - an die entsprechenden Allergene gewöhnen soll.

Ein Forscherteam aus Wien hat in Zusammenarbeit mit einem pharmazeutischen Unternehmen nun eine Methode vorgestellt, die mit weniger Injektionen auskommt als bislang eingesetzte Immuntherapien und laut den Autoren weniger Nebenwirkungen hat. Die Daten beruhen auf einer Phase-IIb-Studie, an der 181 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren mit Heuschnupfen oder kontrolliertem allergischem Asthma aus elf europäischen Zentren teilnahmen. Alle Studienpatienten erhielten nach einer behandlungsfreien Allergiesaison (Kontrolle) drei Spritzen: Diese enthielten bei 58 Probanden ein Placebo, bei 60 Probanden einen niedrig- und bei 68 Probanden einen hochdosierten neuen Impfstoff. Weder Ärzte noch Patienten wussten vorher, welche Behandlungsvariante der jeweilige Patient bekam (sog. Doppelblindstudie). Eine weitere Injektion folgte im Herbst nach der Pollensaison und drei weitere zur Auffrischung im Folgejahr vor der Saison.

Die Auswertung erfolgte anhand von Fragebögen, Medikationsauswertungen und Laboruntersuchungen. Den Autoren zufolge lindert die Behandlung die Symptome der Betroffenen im Mittelwert um rund 25 Prozent. Je stärker der oder die Patientinnen und Patienten von den Gräserpollen betroffen waren, umso ausgeprägter war auch der positive Effekt nach der Impfung, so die Forscher. Zudem seien mit dem Impfstoff im zweiten Jahr signifikant weniger Allergie auslösende IgE-Antikörper produziert worden. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass der primäre Endpunkt - ein Punktwert der sich aus Symptomen und Medikation ergibt –statistisch nicht signifikant verbessert war.

Der verwendete Impfstoff und die nötigen Antikörper können synthetisch hergestellt werden und folgen einem anderen Aufbau als bei der klassischen SIT. Dadurch bleibe der Impfstoff immer gleich wirksam, stets von gleicher Qualität und sicher, so die Wissenschaftler in einer Mitteilung. Sie gehen davon aus, dass die Symptome noch weiter zurückgehen, wenn die Impfung über Jahre immer wieder aufgefrischt wird. Eine nun folgende Phase-III-Studie und eine gleichzeitige Impfstudie bei Kindern sollen ab dem Jahr 2019 die Voraussetzungen für die allgemeine Zulassung schaffen. Weitere mögliche Anwendungsgebiete seien die Behandlung von Allergien gegen Hausstaubmilben, Katzen und Ambrosia-Pollen. Die Studie ist auch im Portal clinicaltrials.gov gelistet.

 

Quellen:
Niederberger, V. et al.: Safety and efficacy of immunotherapy with the recombinant B cell epitope-based grass pollen vaccine BM32. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2018, DOI: 10.1016/j.jaci.2017.09.052

Medizinische Universität Wien: Weltweit erster wirksamer Impfstoff gegen Gräserpollen-Allergie entwickelt. Presseinformation vom 18. Januar 2018