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Arzneimittelallergie: Behandlung

Der logische erste Schritt in der Behandlung einer Arzneimittelallergie ist, das auslösende Medikament so schnell wie möglich abzusetzen. Es gibt allerdings – vor allem bei Antibiotika und Schmerzmitteln – die Möglichkeit von Kreuzreaktionen, sodass Ersatzmedikamente mit einer ähnlichen Eiweißstruktur ebenfalls eine Allergie auslösen könnten.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Knut Brockow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München

E-Mail: knut.brockow@mri.tum.de

Der logische erste Schritt in der Behandlung einer Arzneimittelallergie ist, das auslösende Medikament so schnell wie möglich abzusetzen. Es gibt allerdings – vor allem bei Antibiotika und Schmerzmitteln – die Möglichkeit von Kreuzreaktionen, sodass Ersatzmedikamente mit einer ähnlichen Eiweißstruktur ebenfalls eine Allergie auslösen könnten.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Knut Brockow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München

E-Mail: knut.brockow@mri.tum.de

Es gibt Krankheiten, bei denen trotz der Allergie das Medikament nicht abgesetzt werden kann. Ein Beispiel ist Insulin, das für Menschen mit Diabetes lebensnotwendig ist, auch wenn sie auf den Wirkstoff allergisch reagieren.

In diesen Fällen gibt es mehrere Optionen:

  • Es wird ein Arzneimittel (z.B. anderer Insulinstoff) ausgetestet, der vertragen wird.
  • Die Betroffenen nehmen vorbeugend Cortison und/oder Antihistaminika ein, damit die allergische Reaktion nicht so stark ausfällt.
  • Es wird eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) durchgeführt, mit dem Ziel, die Toleranz gegen das lebensnotwendige Medikament zu steigern. Diese Möglichkeit ist nicht für alle wichtigen Medikamente gegeben. Es ist bei diesem Verfahren jedoch eine Dauertherapie notwendig. Sobald man die Behandlung beendet, kann die allergische Reaktion beim nächsten Kontakt mit dem Wirkstoff  wieder auftreten. Insgesamt gibt es Erfahrungen mit über 50 Substanzen, die Soforttyp-ähnliche Reaktionen auslösen und mehr als 25 Wirkstoffen, die Spättyp-Reaktionen auf der Haut verursachen können.

Bei kleinflächigem Exanthem (Ausschlag) kann es ausreichen, zur Behandlung ein Kortikoid und ein Antihistaminikum als Creme aufzutragen. In schweren Fällen steht Cortison auch als Tablette oder Infusionslösung zur Verfügung.

Der Arzt oder die Ärztin wird darauf achten, dass sich die vorgeschädigte Haut nicht zusätzlich mit Bakterien infiziert. Liegt eine Infektion vor, wird er oder sie in der Regel eine Creme mit Antibiotika verschreiben. Meistens geht die allergische Hautveränderung nach dem Absetzen des Medikaments sofort zurück. Auch bleibende Schäden auf der Haut entstehen in der Regel nicht.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Ardern-Jones, M., Friedmann P.: Skin Manifestations of Drug Allergy. In: Br Clin Pharmacol. 2011, 71:5, S. 672-683
  • Bircher, AJ. et al.: Approach to the Patient with a Drug Hypersensitivity Reaction – Clinical Perspectives. In: Pichler, WJ (hrsg.): Drug Hypersensitivity, Basel 2007, S. 352-365
  • Bircher, AJ: Arzneimittelallergie. In: Manuale allergologicum, 4. Auflage München 2016, S. 703-740
  • Blumenthal, K. et al.: Survey of Inpatient Clinical Providers' Antibiotic Prescribing Knowledge. In: J Allergy Clin Immunol Pract. 2014; 2 (4): S. 407-413
  • Brockow K. et al.: Allergische und pseudoallergische Arzneireaktionen, in Ring, J.: Weißbuch Allergie in Deutschland, München 2010
  • Brockow, K. et al.: Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel. In: Allergo J Int 2015; 24: 94
  • Cernadas, A. et al.: General considerations on rapid desensitization for drug hypersensitivity – a consensus statement. In: Allergy 2010; 65: 1357–1366.
  • Ehmann, L.: Management der Haut-Nebenwirkungen von EGFR-Inhibitoren, LMU München, undatiert
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  • Guillen, D.: Aspirin Desensitization Achieved After Omalizumab Treatment in a Patient with Aspirin-Exacerbated Urticaria and Respiratory Disease. In: J Investig Allergol Clin Immunol 2015; Vol. 25(2): 133-162
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): gesundheitsinformationen.de: Medikamentenallergie (Letzter Abruf: 19.01.2024)
  • Jörg, L. et al.: Allergie auf Penicillin. In: Schweizerisches Medizin-Forum 2017; 17(10):236–240
  • Lange, L., Gernert, S.: Diagnostik der Medikamentenallergie. In: Pädiatrische Allergologie  2/2017,  6-12
  • Mallal, S. et al.: HLA-B*5701 Screening for Hypersensitivity to Abacavir. In: N Engl J Med 2008;358:568-79.
  • National Institute for Health and Care Excellence (NICE): Drug allergy. Diagnosis and management. September 2014 (Letzter Abruf: 19.01.2024)
  • Norton, A.E., Broyles, A.D.: Drug allergy in children and adults. In: Ann Allergy Asthma Immunol 2019; 122: 148e155
  • Pirmohamed M. et al.: Adverse drug reactions as cause of admission to hospital: prospective analysis of 18 820 patients. British Medical Journal 2004, 329, 15–19
  • Sachs, B. et al.: Diskrepanzen zwischen berichteter und verifizierter Penicillinallergie. Mögliche Implikationen für den Patienten und das Gesundheitssystem. In: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte / Paul-Ehrlich-Institut hrsg.: Bulletin zur Arzneimttelsicherheit, März 2018, S. 4-11
  • Thong, B., Vervloet, D.: Drug Allergies. WAO allergic disease resource center, updated 2014. (Letzter Abruf: 19.01.2024)
  • Trcka, J. et al.: Pencillintherapie trotz Penicillinallergie? In: Deutsches Ärzteblatt,  Heft 43/2004. A 2888-A 2892
  • Turner, P. et al.: Fatal Anaphylaxis: Mortality Rates and Risk Factors. In: J Allergy Clin Immunol Pract, 2017;5:1169-78
  • Wheatley, L. et al.: Report from the National Institute of Allergy and Infectious Disease Workshop on Drug Allergy. In: J Allergy Clin. Immunol. Aug. 2015,; 136(2): 262-271

Letzte Aktualisierung: 14. November 2018