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Neurodermitis
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Wie häufig ist Neurodermitis?

Neurodermitis (= atopisches Ekzem) gilt als Zivilisationskrankheit. Sie kommt häufig in hoch entwickelten Industriestaaten vor, und hier eher in nördlichen Regionen wie Skandinavien als im Mittelmeerraum. Menschen in Städten sind häufiger betroffen als die Landbevölkerung. Die Zahl der Neurodermitis-Diagnosen steigt an. So waren im Jahr 1960 drei bis fünf Prozent aller Kinder an Neurodermitis erkrankt. Derzeit liegt die Lebenszeitprävalenz bei 14 Prozent. Das bedeutet, dass 14 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben an atopischer Dermatitis erkranken. Damit ist Neurodermitis die häufigste chronische Hauterkrankung.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, UNIKA-T Augsburg/TU München, Institut für Umweltmedizin

E-Mail: claudia.traidl-hoffmann@tum.de

Neurodermitis (= atopisches Ekzem) gilt als Zivilisationskrankheit. Sie kommt häufig in hoch entwickelten Industriestaaten vor, und hier eher in nördlichen Regionen wie Skandinavien als im Mittelmeerraum. Menschen in Städten sind häufiger betroffen als die Landbevölkerung. Die Zahl der Neurodermitis-Diagnosen steigt an. So waren im Jahr 1960 drei bis fünf Prozent aller Kinder an Neurodermitis erkrankt. Derzeit liegt die Lebenszeitprävalenz bei 14 Prozent. Das bedeutet, dass 14 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben an atopischer Dermatitis erkranken. Damit ist Neurodermitis die häufigste chronische Hauterkrankung.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, UNIKA-T Augsburg/TU München, Institut für Umweltmedizin

E-Mail: claudia.traidl-hoffmann@tum.de

Innerhalb Europas schwanken die Zahlenangaben je nach Studie allerdings erheblich. Seit 1990 lag in britischen und skandinavischen Studien die Zahl betroffener Schulkinder zwischen 9,7 und 23 Prozent. Eine britische Studie an Zehnjährigen kam zu dem Ergebnis, dass 41 Prozent von ihnen einmal an einem Ekzem gelitten haben. Viele Kinder mit Neurodermitis entwickeln im Laufe der Jahre noch weitere allergische Erkrankungen wie Asthma bronchialeHeuschnupfen oder Nahrungsmittelallergien. Eine konsequente Therapie der Neurodermitis kann das Risiko dafür etwas senken.

Schätzungen zufolge jedes achte Kind von Neurodermitis betroffen

In Deutschland erhob das Robert Koch-Institut letztmals zwischen 2014 und 2017 die Zahl der von Neurodermitis betroffenen Kinder. Danach waren 14 Prozent aller Kinder mindestens einmal an dem atopischen Ekzem erkrankt. Jungen erkranken demnach genauso oft wie Mädchen an Neurodermitis.

Die KiGGS-Studie fand allerdings Unterschiede im sozialen Hintergrund von Neurodermitis-Betroffenen. So erkrankten Kinder mit höherem Sozialstatus tendenziell häufiger. Der Impfstatus hatte keinerlei Einfluss auf die Häufigkeit.

Unter Erwachsenen liegt die Zahl bei etwa einem bis drei Prozent. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) gibt an, dass jedes Jahr 2 Millionen Kinder und 2,5 Millionen Erwachsene an Neurodermitis leiden. In den USA haben Studien jüngeren Datums die Verbreitung der Neurodermitis bei Erwachsenen schon bei sieben bis zehn Prozent der Bevölkerung angesetzt. 

Je früher die Krankheit auftritt, desto größer ist die Chance, dass die Ekzeme schnell wieder nachlassen. Bei 60 bis 80 Prozent der erkrankten Säuglinge und Kleinkinder geht die Neurodermitis spätestens zum Schulbeginn entweder zurück oder hat sich stark gebessert. Vierjährige Kinder mit Neurodermitis litten zu etwa 60 Prozent auch mit zehn Jahren noch an Ekzemen. Bis zum Alter von 15 Jahren verschwinden auch bei 50 bis 70 Prozent dieser Kinder die Symptome oder sie bessern sich zumindest erheblich. Seltener tritt die Neurodermitis im Erwachsenenalter erneut auf und kann dann einen schwereren Verlauf nehmen.

Bis zum frühen Erwachsenenalter sind etwa 60 Prozent der erkrankten Kinder symptomfrei. Ein gleichzeitiges Auftreten mit anderen Erkrankungen des atopischen Formenkreises, ein schwerer Krankheitsverlauf im Kindesalter sowie Familienangehörige mit atopischen Erkrankungen machen es wahrscheinlicher, dass die Neurodermitis bis ins Erwachsenenalter anhält. 

Lebensmittelallergien können einen Triggerfaktor der Neurodermitis darstellen, aber die Patienten haben häufig auch Sofortreaktionen, von Kontakturtikaria bis zur Anaphylaxie. Die Neurodermitis ist aber keine Nahrungsmittelallergie. Ungerichtete Eliminationsdiäten können die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen und verbessern weder die aktuellen Symptome noch die Prognose für die Entwicklung weiterer Allergien.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

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Letzte Aktualisierung:

20.12.2019