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Schimmel
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Schimmelallergie

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité, Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail: karlchristianbergmann@gmail.com

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité, Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail: karlchristianbergmann@gmail.com

Grundlagen

In jeder zehnten Wohnung, schätzen Fachleute, kämpfen die Bewohnerinnen und Bewohner mit Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbefall. Meist sind Mietwohnungen betroffen. Das Statistische Bundesamt wies schon 2006 darauf hin, dass Menschen mit niedrigerem Sozialstatus deutlich häufiger über Schimmel und Feuchtigkeit in ihren Wohnungen berichten als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Schimmel ist weit mehr als ein ästhetisches Problem oder eine Geruchsbelästigung. Der schwarze Pilz kann allergische Erkrankungen und zahlreiche andere Gesundheitsschäden nach sich ziehen.

Was ist Schimmel?

„Schimmel“ ist eigentlich ein inkorrekter Ausdruck. Denn es gibt verschiedene Sorten Schimmelpilze, die jeweils unterschiedliche Symptome und Beschwerden auslösen können. Wie alle Pilze brauchen auch Schimmelpilze Feuchtigkeit, um zu gedeihen. In der unmittelbaren Wohnumgebung genügen ihnen dafür ganz unterschiedliche Oberflächen. Hauptsache, diese Umgebung ist feuchtwarm und schlecht belüftet.

Gefährdete Materialien sind unter anderem:

  • Holz
  • Tapeten
  • Pappe
  • Kunststoffe
  • Gummi
  • Teppichböden

Schimmel ist immer gefährlich für die menschliche Gesundheit, gleichgültig, ob die Pilze noch wachsen oder schon abgetrocknet sind. Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf Schimmel. Deswegen gibt es keine Richtwerte, Schwellenwerte oder andere Messgrößen, die eine Gefährdung signalisieren oder ausschließen könnten.

Symptome der Schimmelallergie

Schimmel kann eine Vielzahl von Krankheiten auslösen oder verschlimmern. Ursache ist entweder eine Vergiftung mit Pilzbestandteilen oder eine allergische Reaktion auf diese. Von den Symptomen her sind die beiden Formen einer Schimmelpilz-Erkrankung oft kaum zu unterscheiden.

Mögliche Beschwerden nach Auftreten von Schimmelpilzen

Quelle: Wiesmüller, G. et al.: 161-001l S2k Schimmelpilzexposition in Innenräumen, medizinisch-klinische Diagnostik, 04/2016
Toxische Reaktionen (Vergiftung)Allergische Reaktionen
ErkältungenAllergische Bindehautentzündung (Rhinokonjunktivitis)
chronische BronchitisAllergisches Asthma bronchiale
Mykosen (Infektionen durch Schimmelpilze aus der Umwelt)Allergische Rhinitis
Pilzvergiftung mit Schädigung der inneren Organe (Systemmykose)Neurodermitis (atopisches Ekzem)
Asthma und Atemwegsbeschwerdenchronische Nasennebenhöhlenentzündung
toxische Alveolitis (Schädigung der Lungenbläschen durch Pilzgifte) allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA), verursacht durch Einatmen von Aspergillus-Sporen, kann unbehandelt zur Lungenfibrose  führen
Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis)Urtikaria bei Verzehr von Schimmelpilz-konta­minierten Nahrungsmitteln (selten)
Chronische Nasennebenhöhlenentzündung, meist aufgrund eines geschwächten Immunsystems, z.B. unter Chemotherapie, bei AIDS oder DiabetesExogen-allergische Alveolitis (EAA), oft beruflich verursacht. Verantwortlich sind oft Schimmelpilze im Innenraum, in Stäuben und Aerosolen. Quellen können sein: Vögel, Federn, Heu, Holzstaub, Luftbefeuchter, Klimaanlagen, Zimmerspringbrunnen, Aquarien, Dampfbügelgeräte
Organic dust toxic syndrome (ODTS). Bei Einatmen hoher Konzentrationen von Bioaerosolen, i.d. R. am Arbeitsplatz 
Reizung der Schleimhäute (Mucous Membrane Irritation Syndrome, MMI) 

Es gibt Schimmelpilz-Arten, die hauptsächlich in Innenräumen vorkommen und solche, die draußen anzutreffen sind. Allergische und toxische Beschwerden können sie alle hervorrufen. Bei der Schimmelpilzallergie sind allergische Sofortreaktionen vom Typ 1 möglich, aber auch schwere Erkrankungen, die durch Typ-3 und Typ 4-Immunreaktionen ausgelöst werden.

Schätzungen zufolge treten allergische Reaktionen und das Mucous Membrane Irritation Syndrom (MMI) - also eine Schleimhautreizung, als Folge einer Schimmelbelastung - am häufigsten auf. Insgesamt bringt die Medizin heute 18 Krankheitsbilder mit einer Belastung durch Schimmelpilze oder -sporen in Verbindung, zehn toxische und acht allergische, die eine Beteiligung des Immunsystems voraussetzen (s. Tabelle). Nicht nachgewiesen – aber auch nicht eindeutig widerlegt – ist eine Beteiligung von Schimmelpilzen oder -sporen bei der Entwicklung von COPD, Sarkoidose, Rheuma, Arthritis und Krebs.

Liste verschiedener Schimmelpilzarten, die eine Schimmelpilzallergie auslösen können

Hauptauslöser einer saisonalen SchimmelpilzallergieHauptauslöser einer ganzhjährigen Schimmelpilzallergie
CladosporiumPenicillium (Pinselschimmel)
AlternariaMucor (Köpfchenschimmel)
HelminthosporiumAspergillus (Gießkannenschimmel)
BotrytisChaetonium
Fusarium

Aureobasidium

Verbreitung der Schimmelallergie

Es wird allgemein angenommen, dass es etwa 1 Million Schimmelpilzarten gibt. Bisher wurden 350 Arten als potentiell sensibilisierend auf www.allergome.org gelistet. Man geht davon aus, dass sie eine Allergie auslösen können.

Insgesamt gibt es aktuell – im Oktober 2019 – 925 identifizierte Schimmelpilz-Allergene. Trotz dieser großen Zahl sind nur wenige kommerzielle Testallergenlösungen auf dem Markt, mit denen die Anwesenheit spezifischer Antikörper in der Haut oder im Blut nachgewiesen werden könnte.

Die Allergenität von Schimmel ist von den Proteinen und Peptiden abhängig. Deswegen müssen keine ganzen Sporen vorliegen, damit eine Sensibilisierung eingeleitet werden kann. Die Verbreitung von allergischer Rhinitis auf Pilzallergene wird je nach Autor und Region bei zwei bis 19 Prozent gesehen. Als hauptsächliche Auslöser gelten Pilzarten, die in der Außenluft vorkommen, zum Beispiel Alternaria.

Risikofaktoren bei einer Schimmelallergie

Es gibt eine Reihe von gesundheitlichen Problemen, die das Risiko, an einer Schimmelpilzallergie zu erkranken, noch verstärken. Dazu gehören:

  • ein geschwächtes Immunsystem
  • eine schwierig zu behandelnde Erkältung (Rhinitis)
  • eine schwierig zu behandelnde Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • Mukoviszidose (Risiko für ABPA steigt bei Mukoviszidose)
  • Asthma (schwierig zu behandeln und/oder durch Anfälle gekennzeichnet (exazerbierend))
  • atopische Veranlagung
  • bei allergischem Schnupfen mit Bindehautentzündung (Rhinokonjunktivitis) und und allergischem Schnupfen mit Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) besteht außerdem das Risiko der Ausbildung eines allergischen Asthmas
  • bei Personen mit allergischen Vorerkrankungen fördern feuchte Innenräume das Risiko für Asthma bronchiale

Berufsrisiko Schimmelallergie

Eine Schimmelpilz-Erkrankung kann auch beruflich verursacht sein. Denn an manchen Arbeitsplätzen kommen höhere Konzentrationen von Schimmelpilzbestandteilen vor als in Wohnungen. Dies führt vereinzelt zu schweren Krankheitsbildern. Folgende Tätigkeiten sind besonders „anfällig“ für eine  Schimmelpilz-Sensibilisierung oder Schimmelpilzallergie:

  • Abfallbereich (Müllentsorgung, Kompostierung, Mülltrennung, Müllverbrennung, Wertstoffsortierung)
  • Sanierung von Schimmelpilz-belasteten Innenräumen sowie allgemein Gebäudesanierung (Tapezierer:innen, Installateur:innen)
  • Papier-, Holzerzeugung und -verarbeitung
  • Landwirtschaft (Heu, Streu, Tierhaltung)
  • Futtermittelproduktion
  • Gartenbau und Holzarbeiten, Floristik
  • Mehlverarbeitende Berufe (Müller:in, Bäcker:in)
  • Weinbau
  • Brauereien
  • Umgang mit Kühlschmierstoffen (die Aerosole können mit Bakterien und Schimmelpilzen belastet sein)
  • Wartung von Lüftungs- und Klimaanlagen

Eine Schimmelpilzallergie wird umso wahrscheinlicher, je mehr der folgenden  Voraussetzungen vorliegen:

  • familiäre Disposition zu Typ-1-Allergien (atopische Veranlagung)
  • vorhandene Sensibilisierungen
  • vorliegen einer oder mehrerer allergischer Erkrankungen

Diagnose der Schimmelallergie

Die genaue Diagnose bei einer vermuteten Schimmelpilzallergie verlangt detektivischen Spürsinn. Es reicht nicht aus, festzustellen, ob das verantwortliche Schimmelpilzallergen aus dem Innenraum, der äußeren Umgebung oder dem beruflichen Umfeld kommt. Voraussetzung einer Behandlung ist vielmehr die genaue Identifizierung des krankheitsverursachenden Allergens.

Arztgespräch

Am Beginn der Diagnostik einer Schimmelpilzallergie steht das Arztgespräch (Anamnese). Dabei geht es zunächst um die Frage, wo Schimmel im Umfeld der Betroffenen auftritt, ob sie in ihrer Wohnung, bei ihrer  Arbeit oder in ihrer Freizeit mit Schimmel in Berührung kommen. An diesem Punkt ist ärztliche und bautechnische Expertise gefragt.

Stehen Schimmelpilze, die in Innenräumen vorkommen, unter Verdacht, die allergischen Beschwerden auszulösen, könnten folgende Punkte wichtig sein:

  • Vorhandensein von Feuchteschäden, Wärmebrücken oder Kondensatbildung in der Wohnung
  • Abfallentsorgung, Umgang mit Biotonne und Müll, Kompostlagerung
  • Tierhaltung und Zimmerpflanzen
  • Hobbys
  • Heizungs- und Lüftungsmöglichkeiten im Gebäude
  • Baujahr, Dachkonstruktion, kürzlich erfolgte Bau- oder Renovierungsarbeiten

Ein wichtiges Indiz ist das Vorhandensein von Asseln, Silberfischchen oder Staubläusen. Vor allem Staubläuse ernähren sich von Schimmelsporen.

Die Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Außenluft ist im Spätsommer und Frühherbst besonders hoch, wenn heiße und feuchtkalte Wetterlagen einander abwechseln. Treten die allergischen Beschwerden zwischen Juli und September auf, könnten statt Pollen Schimmelpilze die Ursache sein.

Ein Indiz ist, wenn die Beschwerden während langanhaltender Schönwetterperioden abnehmen und nach Niederschlägen zunehmen. An windigen Tagen werden Schimmelsporen ebenfalls stark aufgewirbelt.

Damit ist der Katalog an Fragen, die bei einem Verdacht auf eine allergisch oder toxisch verursachte Schimmelpilzerkrankung auftreten, noch nicht erschöpft. Denn oft tritt eine Schimmelpilzbelastung auch im Beruf auf. Daher gilt es auch folgende Punkte zu klären:

  • Gehören die Betroffenen zu einer der Berufsgruppen, die häufiger mit Schimmel konfrontiert werden?
  • Hatten die Betroffenen mit Garten- und Landschaftsarbeiten zu tun?
  • Haben die Betroffenen gar Laubbläser betätigt?
  • Gibt es Lüftungs- oder Klimaanlagen im Büro? Wie häufig werden sie gewartet?

Vermeidung der auslösenden Schimmelpilzallergene (Expositionskarenz)

Im zweiten Teil des Anamnesegesprächs geht es dann um die Krankheitserscheinungen selbst, ihren Beginn, Verlauf und die Stärke der Symptome an verschiedenen Orten. Treten die allergischen Beschwerden ganzjährig auf, dann gehören Schimmelpilze, die im Innenraum vorkommen, zu den möglichen Ursachen. Bei saisonalen Beschwerden ist eine Allergie auf Schimmelpilze, die im Außenbereich vorkommen, nicht auszuschließen.

Nach dem Arztgespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, vor allem der Schleimhäute der Augen, der oberen Atemwege und der Haut. Es kann nützlich sein, eine Expositionskarenz zu organisieren, mögliche Auslöser der Schimmelpilzallergie also für eine gewisse Zeit zu meiden. In der Praxis bedeutet das, die Betroffenen verlassen ihre Wohnung, wenn dort der Ursprung ihrer Erkrankung vermutet wird, oder sie gehen nicht mehr zur Arbeit, wenn ein beruflicher Zusammenhang anzunehmen ist. Klingen dann die Symptome ab? Verstärken sie sich erneut, sobald man sein Alltagsleben wieder aufnimmt?

Umweltmonitoring

Beim Verdacht einer Erkrankung aufgrund von Schimmelbefall – insbesondere in der Wohnung – geht es oft um die Klärung komplexer rechtlicher Fragen, etwa ob eine Mietminderung zulässig ist. Hierfür wird oft ein Umweltgutachten, auch Umweltmonitoring genannt, in Auftrag gegeben, das schnell 1000 Euro und mehr kosten kann. Für die ärztliche Diagnose einer möglichen Schimmelpilzallergie ist ein solches Monitoring nach Ansicht von Fachleuten aber weder nötig noch aussagekräftig.

Denn das Ziel, den genauen Verursacher der Beschwerden zweifelsfrei festzustellen, kann auch mit einem Umweltgutachten kaum erreicht werden. So vermehren sich zum Beispiel im Fall von Feuchteschäden in der Wohnung nicht nur Schimmelpilze, sondern auch Bakterien. Beide können die Beschwerden verursacht haben, genauso wie ihre jeweiligen Stoffwechselprodukte und Zellbestandteile. Daneben gibt es an feuchten Stellen auch Milben und Amöben, die ebenfalls krankheitsauslösend und -fördernd wirken können. Selbst nach einer Desinfektion sind noch allergene Schimmelpilzsporen nachweisbar.

Schimmelpilze und die anderen Schadstoffe (Noxen) werden meist mit der Atemluft aufgenommen, können aber auch durch die Haut und mit der Nahrung in den Körper gelangen. Außerdem gibt es nur wenige Schimmelpilz-Allergenextrakte, mit denen sich die Auslöser identifizieren lassen. Die meisten gibt es für Gattungen, die in der Außenluft vorkommen, die also für die Analyse der Innenraumluft keine Rolle spielen.

All diese Faktoren machen es praktisch unmöglich, über (teure) Umweltuntersuchungen eine eindeutige Beziehung zwischen einem bestimmten Schimmelpilzallergen und der Erkrankung herzustellen. Außerdem sind solche Untersuchungen sehr zeitraubend. Doch Zeit ist ein entscheidender Faktor, um eine Krankheitsverschlimmerung zu vermeiden.

Je schneller beispielsweise immungeschwächte Personen Schimmelpilz-verseuchte Wohnungen verlassen können, desto größer sind die Chancen, gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Aus medizinischer Sicht reicht es daher bereits, wenn bei einer Ortsbegehung (am besten gemeinsam mit einem bauphysikalischen Sachverständigen) ein sichtbarer Schimmelpilzbefall oder Feuchteschäden festgestellt werden.

Eine Schimmelpilzallergie kann in Betracht gezogen werden, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

  • vorkommen eines Schimmelpilzallergens in der Umwelt
  • zeitliche Beziehung zwischen den allergischen Symptomen und dem Einwirken des Allergens
  • Neigung zu allergischen Erkrankungen (atopische Prädisposition)
  • spezifische IgE-Antikörper gegen Schimmelpilzallergene sind im Blut nachweisbar
  • Karenzmaßnahmen wie das vorübergehende Verlassen des Wohnumfeldes zeigen Wirkung

Hauttests

Begonnen wird in der Regel mit dem Pricktest. Die allergischen Reaktionen erreichen nach 15 bis 20 Minuten ihren Höhepunkt. Innerhalb von einer bis zwei Stunden verschwinden sie wieder. Einige Stunden danach können verzögerte Soforttyp-Reaktionen auftreten, Spättyp-Reaktionen sind Stunden bis Tage nach dem Test möglich. Diese Reaktionen können auch dann auftreten, wenn es keine nennenswerten Sofortreaktionen gab.

Das Testergebnis ist schwierig zu bewerten, wenn die Patientinnen und Patienten Medikamente einnehmen, die einen Einfluss auf die Immunreaktion haben (Antihistaminika, Cortison) oder wenn sie an einem Ekzem oder einer Urtikaria leiden. Außerdem stehen nur für etwa 30 bis 40 Schimmelpilzarten Testlösungen zur Verfügung. Dabei sind schon Hunderte Schimmelpilzallergene entdeckt worden.

Labortests

Üblich ist es, spezifische Antikörper vom IgE-Typ gegen Schimmelpilze im Blut zu bestimmen. Sind sie erhöht, gilt das als Indiz für eine Allergiebereitschaft (Sensibilisierung) gegenüber Schimmel. Nicht selten kommt es vor, dass bei Verdacht auf eine Schimmelpilzallergie die Ergebnisse von Haut- und Labortest einander widersprechen. Dann kann nur noch ein Provokationstest größere Klarheit bringen.

Provokationstests

Provokationstests können notwendig werden, wenn Anamnese und Bluttests kein eindeutiges Bild ergeben, was bei einer Schimmelpilzallergie häufig der Fall ist. Einen Provokationstest kann man an der Nase (nasal), am Auge (konjunktival) oder an den Bronchien (bronchial) durchführen. Da bei diesen Tests schwere allergische Reaktionen auftreten können, sollten Patientinnen und Patienten nach einem Provokationstest mindestens eine halbe Stunde lang ärztlich überwacht werden.

Provokationstests sollten nicht erfolgen, wenn

  • der Sensibilisierungsgrad hoch ist
  • die Nase akut entzündet ist
  • akute allergische Erkrankungen an anderen Organen vorliegen
  • es in der Vergangenheit schwere anaphylaktische Reaktionen gab
  • die Patientinnen oder Patienten Medikamente nehmen, die das Risiko von Unverträglichkeitsreaktionen erhöhen (ACE-Hemmer, Betablocker)
  • die Patientinnen oder Patienten jünger als fünf Jahre sind

Auch hier ist ein Problem, dass es nur wenige kommerzielle Testallergenlösungen gibt, die zur Anwendung in Provokationstests geeignet sind. Sie können auch  je nach Hersteller unterschiedlich in der Zusammensetzung des Extraktes sein. Dies bedeutet, dass Provokationstest negativ bleiben kann, weil im Extrakt nicht das klinisch wichtige Allergen in ausreichender Menge im Extrakt vorhanden war. Trotzdem bleiben Provokationstests die relativ geeignetste Methode, eine vorliegende Allergie, d.h. tatsächliche Erkrankung zu dokumentieren. Der bloße Nachweis von Antikörpern (Sensibilisierung) kann nicht als Bestätigung einer Krankheit dienen, da auch völlig Gesunde IgE-spezifische Antikörper gegen Schimmelpilze und andere Allergene haben können.

Therapie der Schimmelallergie

Neben Medikamenten für die Behandlung der Symptome und einer bisweilen möglichen langfristigen Heilung durch eine Hyposensibilisierung spielt bei Schimmelpilzallergien auch die Verbesserung der Wohnsituation eine Rolle.

Medikamente

Die medikamentöse Behandlung einer Schimmelpilzallergie unterscheidet sich nicht von der Vorgehensweise bei anderen Allergien. Auch hier werden verschiedene antiallergische Wirkstoffe  eingesetzt. Mittel zur Pilzbekämpfung, sogenannte Antimykotika, ob als Salbe (topisch) oder in Tablettenform gelten neueren Untersuchungen zufolge als nicht wirksam bei der durch Schimmelpilzallergene verursachten chronischen Nasennebenhöhlenentzündung. Sie eignen sich nur für die nicht allergisch verursachten Formen.

Spezifische Immuntherapie

Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) ist auch bei einer Schimmelpilzallergie möglich. Voraussetzung ist, dass die auslösenden Allergene genau bekannt sind. Da jedoch nur wenige Testallergene hergestellt werden, ist dieses Ziel oft nicht zu erreichen.

Die Hyposensibilisierung kann mit Allergen-Lösungen als Injektionstherapie (subkutane Immuntherapie, SCIT) oder mit Tropfen als sublinguale Immuntherapie (SLIT) durchgeführt werden. Es wird empfohlen, für Hyposensibilisierung und Diagnostik möglichst die Extrakte des gleichen Herstellers zu verwenden, da sich die Zusammensetzung der Allergenextrakte von Hersteller zu Hersteller unterscheiden kann.

Die Wirksamkeit der SCIT ist nur bei zwei bekannten, in der Außenluft vorkommenden Schimmelpilzarten (Alternaria alternata und Cladosporium herbarium) durch wenige Studien belegt. Es gibt aber keine Langzeitstudien. So ist selbst bei diesen beiden Schimmelpilzallergenen nicht bekannt, wie lange der Schutzeffekt durch eine SCIT im Durchschnitt anhält.

Wohnraumsanierung

Studien belegen, dass Sanierungsmaßnahmen, die die Feuchtigkeit und damit das Wachstum von Schimmelpilzen in Innenräumen beseitigen oder zumindest eindämmen, einen günstigen Einfluss auf Asthma und Atemwegsallergien haben. Deshalb gehört eine gründliche Wohnraumsanierung zur Therapie. Das Umweltbundesamt (UBA) stellt hierfür einen regelmäßig aktualisierten Leitfaden zur Verfügung.

Prävention der Schimmelallergie

Es gibt im Innenraum viele Möglichkeiten, die Ausbreitung von Schimmelpilzen zu verhindern. Bei Schimmelpilzarten, die im Freien vorkommen, sind die Präventionsmöglichkeiten begrenzt.

Allergie auf Innenraum-Schimmelpilzarten

Optimal ist eine Luftfeuchtigkeit von weniger als 65 Prozent und eine Raumtemperatur von um die 20 Grad Celsius. Diese Werte sind in Wohnräumen durch Lüften zu erreichen (drei- bis viermal täglich für 5-15 Minuten Stoßlüften, am besten als Querlüftung zwischen zwei gegenüberliegenden Fenstern).

Heizen hält die Luft trocken. Ein regelmäßiger Wechsel zwischen Heizen und Lüften wirkt also in der kalten Jahreszeit der Bildung dem Schimmelbefall entgegen. Wichtig ist nach Meinung von Fachleuten auch, dass die Luft zwischen Möbeln, Boden, Decke und Wänden gut zirkulieren kann. Zwischen Möbeln und Außenwänden oder Decken sollte der Abstand daher mindestens zehn Zentimeter betragen.

In Nassräumen ist Lüften noch wichtiger. Feuchtigkeit und damit Schimmelpilzbewuchs finden sich meist in den Badezimmern. Dunkle Striche entlang der Fliesenfugen sind ein Zeichen für Schimmelpilzwachstum (oft Alternaria sp.). Deshalb sollte man nach dem Duschen oder Baden das Badezimmer ausreichend lüften, die Duschkabine und die Badewanne abziehen und trocknen sowie Duschvorhänge regelmäßig waschen und trocknen lassen. Feuchte Handtücher sollte man sofort aus dem Badezimmer entfernen und keine Teppiche dort auslegen.

Keine ausreichenden Belege gibt es für die Wirksamkeit von Luftfiltern oder Luftreinigern. Luftreiniger mit sogenannten Ionisatoren produzieren Ozon, was nach Ansicht von Fachleuten zu einer gesundheitlich bedenklichen Belastung des Innenraums führen kann.

Wer Schimmelbildung möglichst vermeiden will, sollte außerdem auf Luftbefeuchter, Zimmerspringbrunnen, Aquarien, Schnittblumen und Topfpflanzen verzichten. Bei Topfpflanzen können Schimmelpilze im Erdreich gedeihen.

Weitere Punkte sind:

  • Klimaanlagen regelmäßig warten
  • kein Feuerholz im Innenraum aufbewahren
  • Innenräume staubarm halten (Allergene sind staubgebunden)
  • das Bett wie bei einer Milbenallergie mit antiallergenen Bezügen ausstatten
  • keine feuchten Schuhe, Kleider oder Ledersachen in Schränken aufbewahren
  • Abfalleimer, vor allem Kompost, häufig entleeren und reinigen
  • Kleintierfutter und Einstreu trocken lagern

Allergie auf Außenluft-Schimmelpilzarten

Zwischen Mai und Oktober werden die Schimmelsporen bei trockenem und windigem Wetter stark aufgewirbelt. Betroffene sollten dann den Aufenthalt im Freien möglichst kurz halten. Wichtig ist außerdem, Gartenarbeit, das Wegräumen von verrottendem Laub oder das Anlegen eines Komposthaufens zu meiden. Hier können sich Schimmelpilzsporen sammeln.

Expertinnen und Experten empfehlen ebenfalls, Schimmelpilzallergene auf Nahrungsmitteln zu meiden (z. B. vergorene Getränke, Fruchtsäfte, Schimmelkäse, Salami) und Tiefkühlprodukte zu bevorzugen. Durch Studien belegt ist dies allerdings nicht.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Bozek, A., Pyrkosz K.: Imunotherapy of mold allergy: A review. In: Human Vaccines & Immunotherapeutics 2017, Vol. 13, No. 10, 2397-2401
  • Europäische Stiftung f. Allergieforschung (European Centre for Allergy Research Foundation, ECARF): www.ecarf.org (letzter Abruf: 18.10.2019)
  • UBA, Hrsg.: Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden, November 2017
  • Wiesmüller, G. et al.: 161-001l S2k Schimmelpilzexposition in Innenräumen, medizinisch-klinische Diagnostik, 04/2016

Letzte Aktualisierung: 6. November 2019