Forschungsansätze in der Behandlung der Urtikaria
Es gibt eine Reihe von möglichen Ansätzen zur Behandlung der Chronischen spontanen Urtikaria. Sie beruhen auf verschiedenen therapeutischen Zielen, welche bei der Entstehung dieses Krankheitsbildes eine Rolle spielen. Am weitesten fortgeschritten ist der Einsatz von therapeutischen Antikörpern (Biologika). Darüber hinaus beschäftigt sich die Forschung auch mit kleineren Molekülen (sogenannte small molecules), die bestimmte Signalwege im Inneren von Immunzellen blockieren können.
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Torsten Zuberbier
Anti-IgE-Therapie
Unter den möglichen künftigen Therapieoptionen bei der chronischen spontanen Urtikaria ist der Wirkstoff Ligelizumab am vielversprechendsten und in der klinischen Prüfung am weitesten fortgeschritten. Ligelizumab ist ein künstlich hergestellter monoklonaler Antikörper, der wie Omalizumab gegen das Immunglobulin E (IgE) gerichtet ist und dieses blockiert. Allerdings ist die Wirkung von Ligelizumab bedeutend stärker als die von Omalizumab: Verglichen mit diesem kann Ligelizumab etwa beim Haut-Pricktest die Reaktion um das Sechs- bis Neunfache stärker unterdrücken. Zudem bindet es deutlich stärker an freie IgE-Moleküle. Erste klinische Studien wurden bereits durchgeführt oder laufen noch, darunter eine Studie, in der die Wirksamkeit von Ligelizumab mit der von Omalizumab und Placebo verglichen wurde. Studienergebnisse sind in den nächsten Jahren zu erwarten.
Blockade von Interleukin 5
Ein weiterer Ansatz ist die Blockade des Botenstoffs Interleukin (IL)-5, der bei der Entstehung von entzündlichen und allergischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale eine bedeutende Rolle spielt. Er beruht auf der Beobachtung, dass IL-5 die Reifung und Aktivierung von eosinophilen Granulozyten fördert, welche bei der Entstehung der Chronischen spontanen Urtikaria maßgeblich beteiligt sind. In den letzten Jahren hat man mehrere monoklonale Antikörper entwickelt und geprüft, die gegen IL-5 gerichtet sind. Dazu zählen Benralizumab, Mepolizumab und Reslizumab, die bereits eine Zulassung zur Behandlung von Patienten mit schwerem Asthma bronchiale erhielten. Derzeit laufen Studien mit Benralizumab und Mepolizumab zur Behandlung von Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria.
Wissenschaftliche Beratung
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Torsten Zuberbier
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
E-Mail: Torsten.Zuberbier@charite.de
Quellen:
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Magerl, M., et al.: The definition, diagnostic testing, and management of chronic inducible urticarias – The EAACI/GA2LEN/EDF/UNEV consensus recommendations 2016 update and revision. In: Allergy 2016; 71: 780–802
- Staubach, P.: Urtikaria – Update zu Diagnostik, Therapie und Differenzialdiagnosen. In: Allergo J Int 2018; 27: 20–4
- Zuberbier, T., et al.: The EAACI/GA²LEN/EDF/WAO Guideline for the Definition, Classification, Diagnosis and Management of Urticaria. The 2017 Revision and Update. In: Allergy 2018; 73(7):1393-1414
Letzte Aktualisierung:
24. September 2018