Wie wird eine Latexallergie behandelt?

Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Dennis Nowak und Dr. Caroline Quartucci

Kurz gesagt: Es gibt bislang keine ursächliche Therapie gegen die Latexallergie. 

Im Gegensatz zu anderen Allergien wurde noch keine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) für Latexallergie-Betroffene auf den Markt gebracht. So bleibt nur der Weg, das Latex-Allergen so weit wie möglich zu meiden. Bei 40.000 Alltagsprodukten, in denen Naturlatex enthalten ist, kann das bei hochgradig allergischen Personen im Alltag vereinzelt auch einmal Schwierigkeiten bereiten.

In vielen Berufen, insbesondere in der Medizin, gibt es latexfreie Alternativen für zahlreiche Gegenstände vom Handschuh bis zum Blasenkatheter.

Menschen mit Latexallergie haben ein Recht auf eine latexfreie Umgebung am Arbeitsplatz. Sie sollten die Unterstützung der Betriebsärztin oder des Betriebsarztes suchen und im Gespräch mit den Vorgesetzten die Situation schildern, um gemeinsam Wege zu finden, die Arbeitsumgebung möglichst latexfrei zu gestalten. In schweren Fällen hilft aber nur ein Berufswechsel.

Latex dauerhaft vermeiden

Durch konsequentes Vermeiden von Latex am Arbeitsplatz kann nachweislich die Rate an Sensibilisierungen deutlich gesenkt werden. Allerdings sind bei bereits sensibilisierten Personen Latex-spezifische IgE-Antikörper noch mindestens fünf Jahre lang vorhanden. Daher ist es ratsam, Latex dauerhaft zu vermeiden.

Betroffene, die bereits einmal systemische Reaktionen gegen Naturlatex gezeigt haben, sollten einen Allergiepass, in dem sämtliche Allergien aufgelistet sind, bei sich tragen. Sinnvoll ist auch ein spezielles Armband, das medizinische Helferinnen  und Helfer im Notfall auf die Latexallergie hinweist.

Es ist unbedingt notwendig, vor jeder ärztlichen oder zahnärztlichen Behandlung sowie im Krankenhaus das Personal über die Latexallergie zu informieren. Stellen Sie sicher, dass eine latexfreie Behandlung gewährleistet ist. Denn bei einer Operation gelangt das Allergen mit dem Blut direkt in den Organismus. Schwere systemische Reaktionen noch während des Eingriffs könnten die Folge sein.

In unserer Infothek finden Sie eine Liste mit möglichen latexfreien Alternativen (PDF, 25 KB) zur Vermeidung von Latexprodukten im Alltag.  

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Dennis Nowak

Klinikum der Universität München

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: dennis.nowak@med.uni-muenchen.de

Dr. Caroline Quartucci

Klinikum der Universität München

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin

E-Mail: caroline.quartucci@med.uni-muenchen.de

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

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  • Allmers, H. et al.: Primary prevention of natural rubber latex allergy in the German health care system through education and intervention. In: J Allergy Clin Immunol, 2002, 110 (2):318-323

  • Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): S1-Leitlinie Handschuhe zur Infektionsprophylaxe im Gesundheitswesen: Anforderungen. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 029/021
  • Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Allergien durch verbrauchernahe Produkte und Lebensmittel. (PDF) Stellungnahme Nr. 001/2007 vom 27.09.2006
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
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  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Latexallergie  (letzter Abruf: 20.08.2020)
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  • Kinderumwelt gGmbH: Latex  (letzter Abruf: 20.08.2020)
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Letzte Aktualisierung:

20. August 2020