Symptome
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Torsten Zuberbier

Das gemeinsame Merkmal photoallergischer Reaktionen sind Hautveränderungen. Wann die Symptome auftreten und wie sie sich genau bemerkbar machen, hängt von der Form der Erkrankung ab.
Symptome der polymorphen Lichtdermatose
Bei einer polymorphen Lichtdermatose (PLD) stellen sich die ersten Anzeichen meist schon wenige Stunden, manchmal aber auch erst einige Tage nach der Exposition mit den UV-Strahlen ein. Oft sind es fleckige Hautrötungen (Erytheme), die stark jucken und manchmal auch brennen. Daraus entwickeln sich weitere Hauterscheinungen, die von Patient zu Patientin unterschiedlich aussehen können. Das erklärt den Begriff „polymorph“ in der Krankheitsbezeichnung. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet „vielgestaltig.“ Kleine, knötchenartige Verdickungen (Papeln), Bläschen (Vesikel), größere, quaddelartige Hauterhöhungen, insektenstichähnliche Läsionen – all das ist bei einer PLD möglich. Ein und dieselbe Person bekommt aber jedes Mal, wenn die Erkrankung bei ihr auftritt, weitgehend die gleichen Symptome.
Gut zu wissen:
Eine polymorphe Lichtdermatose (PLD) kann über Jahre hinweg immer wieder Beschwerden verursachen. Es kommt aber relativ oft vor, dass die Erkrankung sich im Laufe des Lebens von selbst bessert oder sogar ganz ausheilt.
Betroffen sind üblicherweise die Körperstellen, die dem Sonnenlicht direkt ausgesetzt waren. Meist sind das vor allem Hals und Dekolleté, Arme, Handrücken, Oberschenkel und die seitlichen Partien des Gesichts. Meiden die Patienten fortan die Sonne oder schützen sich mit Kleidung und Sonnencreme vor den UV-Strahlen, klingen die Hauterscheinungen binnen weniger Tage wieder ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Eine polymorphe Lichtdermatose tritt vor allem dann zutage, wenn die Haut mit einer ungewohnt hohen UV-Dosis konfrontiert war. Sind die Betroffenen häufiger in der Sonne, setzt oft ein Gewöhnungseffekt ein. Deshalb tritt die Erkrankung in unseren Breitengraden besonders häufig im Frühjahr beziehungsweise im Frühsommer auf und nicht - wie man annehmen könnte - im Hochsommer, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist.
Symptome anderer Erkrankungsformen
Ein Charakteristikum der photoallergischen Kontaktdermatitis ist, dass die Hautveränderungen erst nach 72 Stunden ihr Maximum erreichen. Die Symptome entsprechen denen der „gewöhnlichen“ Kontaktallergie mit einer als Erythem bezeichneten unscharf begrenzten Hautrötung sowie der Bildung so genannter Papulovesikeln. Das sind Knötchen mit einem flüssigkeitsgefüllten Bläschen in der Mitte und starkem Juckreiz. Besteht die Erkrankung länger, wird die Haut schuppig. Es entwickeln sich nässende Hautdefekte und Krusten. Anfangs sind nur die Hautareale betroffen, die lichtexponiert waren und mit dem auslösenden Photoallergen Berührung hatten. Später können sich die Symptome auch auf nicht bestrahlte Stellen ausbreiten, was als Streuphänomen bezeichnet wird. Das Krankheitsbild der systemischen Photoallergie gleicht hinsichtlich der Beschwerden weitgehend dem der photoallergischen Kontaktdermatitis.
Im Gegensatz zu diesen Photoallergien beginnt die lichtbedingte Urtikaria (Urticaria solaris) schnell und plötzlich. Schon Sekunden bis wenige Minuten nach der Lichteinwirkung entstehen in den bestrahlten Hautbereichen juckende Quaddeln. Da leichte Kleidung das Licht nicht vollständig abhält, sind manchmal auch bedeckte Stellen des Körpers betroffen. Eine großflächige Bestrahlung kann bei den Betroffenen Atemnot, Schwindel, Übelkeit und im Extremfall sogar einen anaphylaktischen Schock auslösen. Wird der Kontakt mit dem Licht beendet, verschwinden die Symptome innerhalb von wenigen Stunden wieder.
Bei der chronisch aktinischen Dermatitis (CAD) sind die lichtexponierten Hautareale dauerhaft gerötet, entzündet, polsterartig verdickt und jucken extrem stark. Das Hautrelief ist vergröbert, tiefe Furchen und Schuppen können entstehen. Oft genügen schon geringste Strahlendosen, die auch dünne Kleidungsstücke oder Fenster durchdringen, um die quälenden Beschwerden auszulösen. Genau wie bei der Lichturtikaria (Urticaria solaris) kann nicht nur UV-Strahlung, sondern auch Kunstlicht die Hautveränderungen hervorrufen. Bei der CAD handelt es sich um die wohl schwerste Form einer „Sonnenallergie“, die bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck erzeugen und deren Lebensqualität massiv beeinträchtigen kann.
Wissenschaftliche Beratung
Prof. Dr. Torsten Zuberbier
Dpt. of Dermatology and Allergy
Charité - Universitätsmedizin Berlin
E-Mail: Torsten.Zuberbier@charite.de
Quellen:
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Lehmann, P. und Schwarz, T.: Lichtdermatosen: Diagnostik und Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt 2011; 108(9): 135-141
- Moll, I.: Duale Reihe Dermatologie. Thieme 8. Auflage 2016
- Ngarmjiratam N. und Wattanakrai P.: Photoallergic contact dermatitis caused bei Quisqualis indica. In: Contact Dermatitis. 2016 74(5):313-4.
- Wilm, A. und Berneburg, M.: Photoallergie. In: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2015, 13(1): 7-13
- Zuberbier, T. et al.: S3-Leitlinie Urtikaria. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) unter Beteiligung der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI), der Schweizer Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI), des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). In: Allergo Journal 2011; 20: 249-58
- Zuberbier, T. et al.: The EAACI/GA²LEN/EDF/WAO Guideline for the Definition, Classification, Diagnosis and Management of Urticaria. The 2017 Revision and Update. In: Allergy 2018; doi: 10.1111/all.13397
Letzte Aktualisierung:
23.04.2018