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Allergiker kaufen oft falsche Medizin

Viele Menschen mit allergischer Rhinitis kaufen in Apotheken schlecht geeignete Medikamente, dies zeigt zumindest eine Studie in Australien. Dadurch könnte die Belastung vieler Allergiker vergrößert werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin ,Journal of Allergy and Clinical Immunolology: In Practice‘.

Zu einem großen Teil entscheiden Menschen mit allergischem Schnupfen selbst, welche Medikamente sie erwerben. Denn viele Mittel gegen die allergische Rhinitis (Heuschnupfen, Hausstaubmilben- oder Tierallergie) sind in Deutschland nicht verschreibungspflichtig. Das ist einerseits praktisch, weil man sich den Weg zum Arzt und eventuell das Warten auf einen Termin spart. Andererseits muss man die Mittel selbst zahlen – und bekommt keine ärztliche Empfehlung. In Australien gilt dies verstärkt: Dort sind quasi alle Medikamente gegen allergische Rhinitis rezeptfrei. Forschende aus Australien, Singapur und Großbritannien wollten herausfinden, ob Allergiker die für sie passende Medizin kaufen. Dafür besuchten sie acht verschiedene Apotheken in Sydney.

Oft wird eine schlechte Wahl getroffen

Kunden, die wegen Nasenbeschwerden Medikamente kauften, bekamen einen Fragebogen. Darin gaben sie ihre Symptome an, das Mittel, das sie gekauft haben sowie ihr Alter. Ein Expertenteam aus klinischen Pharmazeuten und einem Lungenfacharzt wertete die Antworten aus und kontrollierte, ob die Medizin zu den Beschwerden passte. Als Grundlage dienten die internationalen Leitlinien für Allergische Rhinitis. 269 Apothekenkundinnen und -kunden nahmen an der Befragung teil.

Die Ergebnisse waren ernüchternd. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer hatten keine Diagnose für die Beschwerden, für die sie ein Medikament kauften, sie nahmen diese auf Verdacht ein. 70 Prozent wählten ihre Medikation selbst aus, nicht auf der Basis eines ärztlichen Rats. Lediglich 16,5 Prozent der Personen kauften eine optimale Medikation, wie sie die aktuellen Behandlungsleitlinien empfehlen.
Wie die Situation in Deutschland ist, bildet die Studie nicht ab. Doch auch hierzulande ist eine Fehlmedikation nicht auszuschließen. Das heißt, dass zum einen eine ärztliche Diagnose wichtig ist, zum anderen eine fachkundige Empfehlung der Medikamente. Diese kann von der Ärztin/vom Arzt oder aus der Apotheke kommen, sollte sich aber an den Leitlinien orientieren.

Gute Beratung zählt

Patienten sollten sich gut beraten lassen. Denn suboptimale Mittel lindern entweder die Symptome nicht so stark wie möglich oder verursachen mehr Nebenwirkungen als nötig. Eine Orientierung bietet das Kapitel Allergische Rhinitis - Behandlung. Als grober Anhaltspunkt gilt: Prinzipiell eignen sich H1-Antihistaminika der zweiten Generation für eine Akut- oder Langzeiteinnahme, Glukokortikoid-haltige Nasensprays haben eine gute Wirkung bei einer kontinuierlichen Therapie. Das individuelle Behandlungskonzept kann der Arzt an den persönlichen Symptomen ausrichten.

 

Quelle:

Tan R. (im Druck): The Burden of Rhinitis and the Impact of Medication Management within the Community Pharmacy Setting. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice. doi: 10.1016/j.jaip.2018.01.028