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Erklärvideos zu Nahrungsmittelallergien – wie gut ist das Angebot bei YouTube?

Betroffene mit Nahrungsmittelallergien suchen immer häufiger auch bei Youtube nach Erklärvideos mit Informationen zu ihrem Krankheitsbild. Ein US-amerikanisches Wissenschaftlerteam hat nun untersucht, wie gut die Qualität der Erklärvideos zu Lebensmittelallergien in dem großen Videokanal Youtube ist. Sie zeigen auf, dass es große Defizite in der Qualität vieler Videos gibt. Entsprechend besteht ein hoher Bedarf an Erklärvideos auf Basis evidenzbasierter Gesundheitsinformation. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift `Pediatric Allergy Immunology` veröffentlicht.

Die Wissenschaftler zogen für ihre Untersuchung im Jahre 2016 die 300 bei Youtube am häufigsten aufgerufenen Erklärvideos zu Nahrungsmittelallergien heran. Sie untersuchten sie nach den zugrunde liegenden Quellen und nach der Qualität ihres Inhalts. Bei den Quellen unterschieden sie in sechs Gruppen nach Anbietern aus dem Gesundheitswesen, Anbietern aus der alternativen Medizin, Patienten, Firmen, Medien und Fachgesellschaften. Die inhaltliche Qualität beurteilten sie nach einem dafür entwickelten Punktesystem von -10 bis +34 Punkten.
 

Über ein Viertel der  Erklärvideos stammen von Anbietern aus der alternativen Medizin

Die 300 untersuchten Videos hatten im Durchschnitt 6351 Aufrufe. 26,3 Prozent der Videos stammen von Anbietern aus dem Bereich der alternativen Medizin. Es finden sich darin alternative Behandlungsempfehlungen für Nahrungsmittelallergien wie etwa Wasserfasten, Juicing (Ernährung aus Obst- und Gemüsesäften), Ayurveda, Yoga, oder die Ernährung mit roten Meeresalgen.

Zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien fanden die Wissenschaftler in den untersuchten Erklärvideos einige kontroverse Verfahren wie die Kinesiologie (Diagnose mittels Muskeltests), IgG-Tests (Zahl der Antikörper des Typs Immunglobulin G) oder den Pulstest, bei dem angeblich über die Pulsmessung Stressreaktionen des Körpers bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und –allergien aufgezeigt werden können.

Fast die Hälfte der Videos (49 Prozent) beschrieben zudem Reaktionen, bei denen Antikörper des Typs Immunglobulin E (IgE) keine Rolle spielen, es sich also nicht um Nahrungsmittelallergien im strengen Sinne handelt.
 

Hoher Bedarf an Erklärvideos mit evidenzbasierter Information zu Nahrungsmittelallergien

Die höchste Qualität bescheinigen die Forscher Erklärvideos von Fachgesellschaften. Diese unterschieden sich signifikant von den Videos anderer Quellen.

Zusammenfassend kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Autorinnen und Autoren von Youtube-Videos zu Nahrungsmittelallergien häufig kontroverse Diagnoseverfahren empfehlen und nicht IgE-vermittelte Reaktionen beschreiben. Demnach gäbe es einen hohen Bedarf an evidenzbasierter qualitativ hochwertiger Information für den Bereich Erklärvideos.
 

Quelle:
Reddy, K. et al.: YouTube and food allergy: An appraisal of the educational quality of information. In: Pediatr Allergy Immunol 2018, 29:410-416