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Geburtsumstände können späteres Allergierisiko beeinflussen

Kinder, die nicht bei einer spontanen vaginalen Geburt auf die Welt kommen, scheinen ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung von Allergien und/oder atopischen Erkrankungen zu haben. Darauf weisen Ergebnisse einer deutschen Langzeitstudie hin, die kürzlich in der Fachzeitschrift ,Allergy‘ veröffentlicht wurden.

Thema des Monatsschwerpunkts im Februar beim Allergieinformationsdienst war die Primärprävention von allergischen Erkrankungen, also eine Vorbeugung, um das Entstehen von Allergien schon von vorneherein zu vermeiden. Dies beginnt bereits vor der Geburt. Eine Reihe von Studiendaten, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden, weist auf Risikofaktoren hin, die vor oder während der Geburt für die spätere Entwicklung von allergischen Erkrankungen eine Rolle spielen können.

Eine Studie aus Deutschland untersuchte die Zusammenhänge zwischen möglichen Risikofaktoren im Zeitraum um die Geburt und der Häufigkeit von Asthma, Übererregbarkeit (Hyperreagibilität) der Atemwege, Beugenekzemen als Hinweis für Neurodermitis (atopisches Ekzem), allergischer Rhinitis (vor allem Heuschnupfen und Hausstaubmilbenallergie) und Sensibilisierungen gegenüber Allergenen (erfasst mittels Pricktest) in der Kindheit und im frühen Erwachsenenalter. Zu Beginn der Studie in den Jahren 1995/1996 wurden in München und Dresden zunächst Daten von insgesamt 6.399 Kindern im Alter von 9 – 11 Jahren erfasst. Dazu wurden die Kinder ärztlich untersucht, während ihre Eltern spezielle Fragebögen ausfüllen sollten. Bei einem weiteren Termin in den Jahren 2007 – 2009 fand dann eine erneute Befragung der bis dahin verbliebenen 2.051 Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst statt, und die Mehrzahl (57 Prozent) wurde zusätzlich ärztlich untersucht. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie ein Alter von 19 – 24 Jahren erreicht. Daten von 801 Probandinnen und Probanden waren abschließend auswertbar.

Die Ergebnisse zeigten, dass eine Kaiserschnittentbindung für die Betroffenen mit einem statistisch signifikant erhöhten Risiko für bronchiale Übererregbarkeit im jungen Erwachsenenalter verbunden war. Als weiterer Risikofaktor erwiesen sich Komplikationen bei der Geburt, die zusätzliche geburtshilfliche Maßnahmen erforderten, etwa wenn die Geburt überstürzt einsetzte oder medikamentös eingeleitet werden musste, wenn eine sogenannte Manualhilfe (unterstützende Handgriffe durch Hebamme oder Ärztin/Arzt) notwendig war oder eine Geburtszange oder Saugglocke eingesetzt werden musste. In diesen Fällen kam es bei den Betroffenen häufiger zu Asthmasymptomen, Beugenekzem und ärztlich diagnostizierter Neurodermitis in der Kindheit sowie zu Sensibilisierungen im frühen Erwachsenenalter. Das Autorenteam vermutet, dass vorgeburtlicher Stress bei der werdenden Mutter zumindest teilweise diese Zusammenhänge erklären könnte. Das Alter der Mutter bei der Entbindung hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die Entwicklung von allergischen Erkrankungen des Kindes.

 

Übersichtsarbeit bestätigte erhöhtes Asthmarisiko nach Kaiserschnitt

Dass eine Kaiserschnittgeburt mit einem erhöhten Asthmarisiko einhergeht, ist schon längere Zeit bekannt. Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit (Metaanalyse), die die längerfristigen Auswirkungen einer Kaiserschnittgeburt im Vergleich zur vaginalen Entbindung untersuchte, bestätigte nun diese Erkenntnis auf Basis umfangreicher aussagekräftiger Daten. In die Analyse gingen 13 Studien mit 887.960 Teilnehmern ein, die Daten zur Häufigkeit von Asthma bei Kindern erfasst hatten. Die Auswertung aller Studienergebnisse zeigte ein um den Faktor 1,21 erhöhtes Asthmarisiko für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren nach Kaiserschnitt im Vergleich zu einer Geburt auf natürlichem Weg.

 

Quellen:

Gerlich, J., et al.: Pregnancy and perinatal conditions and atopic disease prevalence in childhood and adulthood. In: Allergy Nov 29. doi: 10.1111/all.13372

Keag, O.E., et al.: Long-term risks and benefits associated with cesarean delivery for mother, baby, and subsequent pregnancies: Systematic review and meta-analysis. In: PLoS Med 2018; 15(1): e1002494