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Allergische Reaktionen auf COVID-19-Impfstoffe: Fachgesellschaften nehmen Stellung

Immer mehr Menschen können nun gegen COVID-19 geimpft werden. Schwere allergische Reaktionen und Anaphylaxie sind als Folgen sehr selten. Dennoch existiert, vor allem bei Menschen mit allergischen Vorerkrankungen, eine Unsicherheit. Die deutschen und österreichischen Allergiegesellschaften AeDA, DGAKI. GPA und ÖGAI haben deshalb in einem Positionspapier zum praktischen Umgang mit allergischen Reaktionen auf COVID-19-Impfstoffe Stellung genommen.

Die Wissenschaftler:innen betonen: Die Entwicklung der Impfstoffe gegen COVID-19 und die Massenimpfung sind ein beispielloser Erfolg im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Um Empfehlungen für Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von seltenen allergischen und anaphylaktischen Reaktionen auf Impfstoffe und speziell auf Corona-Impfstoffe zu erarbeiten, trugen sie den aktuellen Wissensstand aus der Fachliteratur zusammen. Sie berücksichtigten auch die offiziellen Websites der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der US Centers for Disease Control and Prevention (CDC), des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).
 

Allergietest vor Impfung nicht generell empfohlen

Bisherige Erfahrungen und Recherche internationaler Fachliteratur lassen das Expertengremium zu dem Schluss kommen, dass für die überwiegende Mehrzahl der Allergiker:innen gilt: Ein Allergietest vor einer COVID-19-Impfung mit den derzeit zugelassenen Impfstoffen ist nicht notwendig. Sollten allergische oder anaphylaktische Reaktionen nach der Impfung auftreten, wird eine Allergieabklärung empfohlen. Diese entspricht jener medizinischen Abklärung, die für eine kleine potenzielle Risikogruppe vor der ersten Impfung standardmäßig empfohlen und durchgeführt wird. Das Expertengremium empfiehlt hierfür, diagnostische Tests zu evaluieren und zu genehmigen.
 

Allergiker:innen ohne erhöhtes Risiko

Für Menschen mit folgenden Erkrankungen aus dem allergisch-atopischen Kreis gibt es keine Hinweise für ein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung im Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung mit den zugelassenen Impfsto­ffen:

  • Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
  • Urtikaria (Nesselsucht)/Angioödeme
  • Rhinokonjunktivitis allergica (Heuschnupfen)
  • Asthma bronchiale (Das Asthma sollte aber zum Zeitpunkt der Impfung gut eingestellt sein.)
  • Nasenpolypen
  • Nahrungsmittelallergie (insbesondere keine Probleme für Hühnereiweißallergiker, da kein Hühnereiweiß im Biontech- oder Moderna-Impfstoff­ enthalten ist)
  • Insektengiftallergie
  • Schmerzmittelunverträglichkeit
  • Antibiotikaallergie
  • Kontaktallergie (z.B. Nickel-, Duftstoff­- oder Konservierungsmittelallergie)

Eine besondere Untersuchung in Form eines Haut- oder Bluttests vor der Impfung ist für die hier aufgeführten Patientengruppen nicht erforderlich.
 

Diese Risikogruppen dürfen nicht geimpft werden

Patient:innen, die bereits eine frühere schwere allergische Reaktion auf Inhaltsstoffe des Impfstoffes oder auf die erste COVID19-Impfung hatten, dürfen nicht geimpft werden.

Darüber hinaus sollten folgende Personen vor der COVID-19-Impfung mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen: Allergiker:innen mit schweren allergischen Reaktionen bei einer früheren Nicht-COVID-19-Impfung sowie Menschen mit schweren allergischen Reaktionen nach Medikamenteneinnahme, insbesondere Abführlösungen, oder -Injektionen sowie mit schweren allergischen Reaktionen nach Arzneimitteln und bekannter Mastozytose und schweren allergischen Reaktionen unbekannter Ursache.
 

Was sind schwere allergische Reaktionen?

Unter einer schweren allergischen Reaktion versteht man das plötzliche Auftreten von Hautsymptomen mit Luftnot und oder Kreislaufreaktion, die eine sofortige ärztliche Therapie erforderlich machen. Hier raten die Fachgesellschaften zu einer vorherigen allergologischen Abklärung, also einer Beurteilung der individuellen Situation durch eine:n Allergolog:in, vor einer COVID-19-Impfung und/oder zu einer Impfung in erhöhter Risikobereitschaft. Zu einer erhöhten Risikobereitschaft gehört eine 30minütige Nachbeobachtung, bei der ein Notfallkoffer inklusive eines Adrenalin-Pen vor Ort sein muss. Es wird darauf hingewiesen, dass die Inhaltsstoffe der Impflösungen nicht als geprüfte Testallergene zur Verfügung stehen.
 

Quelle:

Klimek et al.: Practical handling of allergic reactions to COVID-19 vaccines: A position paper from German and Austrian Allergy Societies AeDA, DGAKI, GPA and ÖGAI, Allergo J Int, 19. April 2021

DOI: 10.1007/s40629-021-00165-7

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie: Patienteninformation „Allergie und COVID-19-Impfung

https://dgaki.de/wp-content/uploads/2021/01/Impf_info_A4_web_neu.pdf