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Erdnussallergie: Aktualisierte Leitlinie empfiehlt orale Immuntherapie

Kinder und Jugendliche mit einer Allergie gegen Erdnüsse haben bald eine therapeutische Option mehr, sich vor starken allergischen Reaktionen zu schützen: Expert:innen der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) und 15 weitere Fachorganisationen empfehlen in der aktualisierten S2k-Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien eine orale Immunisierung (OIT) als zusätzliche Therapieoption zu erwägen.

Für Kinder und Jugendlichen mit einer Erdnuss-Allergie steht nun bald auch in Deutschland eine orale Immuntherapie (OIT) als eine zusätzliche Behandlungsoption zur Verfügung. Das Präparat besteht aus entfettetem Erdnuss-Proteinpulver und ist für Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 17 Jahren mit bestätigter Diagnose einer Erdnussallergie unter Berücksichtigung einer individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung und weiterhin grundsätzlich erdnussfreier Ernährung zugelassen. Betroffene ab 18 Jahren können die Immunisierung fortführen.

Erdnüsse sind hochallergen

Menschen mit einer Erdnussallergie reagieren vermehrt mit schweren allergischen Reaktionen auf den Verzehr von Erdnüssen – und dies bereits bei kleinen Mengen. Mit 23 Prozent ist diese IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie unter Kinder und Jugendlichen die häufigste Ursache für eine potenziell lebensbedrohliche Anaphylaxie. Die Sorge vor den Folgen eines versehentlichen Verzehrs von Erdnüssen kann Betroffene psychisch sehr belasten, insbesondere dann, wenn die auslösende Menge sehr niedrig ist. Mit der nun verfügbaren oralen Immuntherapie (OIT) müssen immunisierte Betroffene zwar immer noch auf den Verzehr von Erdnüssen verzichten, sie sind aber vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen bei unbeabsichtigter Aufnahme weitestgehend geschützt.

Immuntherapie erhöht Toleranz und verhindert Anaphylaxie

Wie wichtig dies ist, zeigen Erfahrungen aus dem Alltag, denn kleine Mengen von Erdnüssen landen oft versteckt in zubereiteten Speisen versehentlich auf dem Teller: Jährlich isst etwa jede achte Person mit einer Erdnussallergie unbeabsichtigt ein Nahrungsmittel, das Erdnüsse enthält – allerdings auch, weil oft die Zutatenliste sowie Warnhinweise nicht gelesen werden. Die orale Immuntherapie bietet Betroffenen, die bereits auf kleine Mengen mit schwerer Symptomatik reagieren, Sicherheit, da sie vor gravierenden Folgen wie einem anaphylaktischen Schock schützt. Zu beachten ist jedoch eine Herausforderung an den:die Patient:innen: Zur Immuntherapie gehört, dass täglich gezielt eine Erdnuss gegessen werden muss.

 

Quellen:

Worm M et al.: Update of the SK2 guideline on the management of IgE-mediated food allergies. Allergologie select 2021; 5:195-243

 

Weiterführende Informationen zum Thema Erdnussallergie:

Pflaster gegen Erdnussallergie

Empfehlungen zur Allergieprävention:

Orale Immuntherapie – rechtfertigt der Nutzen die Risiken?

Forschungsansätze zur Allergen-spezifischen Immuntherapie

Genuss statt Verzicht: Früher Konsum von Erdnüssen verringert Allergierisiko