Zum Hauptinhalt springen

Stress in der Schwangerschaft

Ein polnisches Forscherteam hat Hinweise darauf gefunden, dass mütterlicher Stress während der Schwangerschaft das Risiko für Kurzatmigkeit und pfeifende Atemgeräusche beim Kind erhöhen kann. Sie fanden jedoch keinen klaren Zusammenhang, dass auch die Entstehung von Allergien durch Stress ausgelöst werden kann. Die Ergebnisse wurden im Journal of Respiratory Care publiziert.

Atopische Erkrankungen wie Asthma oder Neurodermitis können schon im Mutterleib ihren Anfang nehmen. In diesem Zusammenhang stellten sich polnische Wissenschaftler die Frage, wie groß der Einfluss von mütterlichem Stress während der Schwangerschaft auf das Risiko einer späteren allergischen Erkrankung beim Kind ist. Frühere Studien hatten entsprechende Effekte gefunden. Letztendlich war aber die Frage, was genau mütterliche Stresshormone im Organismus des Ungeborenen bewirken, bislang nicht befriedigend beantwortet.

Unterscheidung nach verschiedenen Formen von Stress

Bei Stress während der Schwangerschaft kann es sich um beruflichen Stress handeln, ebenso wie Stress im Alltag wie etwa das Gefühl ständig unter Strom zu stehen, sich um alles kümmern zu müssen. Auch Lebensereignisse wie Hochzeit oder Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes oder der Tod eines nahe stehenden Menschen können Stress auslösen.

Die Wissenschaftler untersuchten mit mehreren Fragebögen, wie sich diese drei Arten von Stress in der Schwangerschaft auf das spätere Auftreten einer Neurodermitis, Lebensmittelallergie, pfeifender Atemgeräusche und wiederholter Atemwegsinfektionen bei den Kindern auswirken. In die Studie waren 370 Mutter-Kind-Paare einbezogen. Der Pegel für die verschiedenen Stressvarianten auf mütterlicher Seite wurde mittels Fragebogen während verschiedener Phasen der Schwangerschaft bestimmt. Kinderärzte bestimmten nach der Geburt bei den Kindern im Alter zwischen 10 und 18 Monaten den aktuellen Gesundheitszustand im Hinblick auf die genannten Erkrankungen. Weiterhin wurden die Mütter zum gesundheitlichen Befinden ihrer Kinder befragt und ihre Angaben mit den Krankenakten abgeglichen. 

Stress erhöht Risiko für Atemgeräusche

Das Ergebnis: Stressige Lebensereignisse während der Schwangerschaft erhöhen der Studie zufolge das Risiko für pfeifende Atemgeräusche beim Kind und zwar ganz unabhängig von sonstigen Risikofaktoren wie etwa dem Rauchen der Mütter. Etwa 10 Prozent der Kinder litten bei der Erhebung ihres Gesundheitszustandes im Alter von durchschnittlich einem Jahr an diesen Beschwerden. Das entspricht laut den Forschern in etwa der Häufigkeit, mit der pfeifende Atemgeräusche bei Kindern gleichen Alters in Polen auftreten.

Kein Zusammenhang zwischen mütterlichem Stress und kindlichen Allergien gefunden

Auch  hatten fast 12 Prozent der Kinder eine atopische Dermatitis, ca. 15 Prozent eine nahrungsmittelbezogene Allergie, und knapp ein Drittel hatte mehr als eine Atemwegsinfektion. Es fand sich aber kein Zusammenhang mit mütterlichem Stress bedingt durch einschneidende Lebensereignisse während der Schwangerschaft. Zwischen psychologischem Stress und der Zahl an Atemwegsinfektionen im ersten Lebensjahr stellten die Forscher einen positiven, aber statistisch nicht signifikanten Zusammenhang fest. Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen berufsbedingtem mütterlichem Stress während der Schwangerschaft und allergischen Erkrankungen beim Kind.

Die polnischen Wissenschaftler räumen gewisse Schwächen ihrer Studie ein: Risikofaktoren wie mütterliche Ängstlichkeit, Depressionen sowie Schwangerschafts-assoziierten Stress blieben unberücksichtigt Eine dritte Einschränkung der Studie sehen die Forscher darin, dass mütterlicher Stress vor der zwölften Schwangerschaftswoche völlig unberücksichtigt blieb. Laut den Wissenschaftlern sind zudem weitere Studien nötig, insbesondere solche, die den Zusammenhang zwischen mütterlichem  Stress und nahrungsmittelbezogenen Allergien genauer untersuchen.

Quelle:
Smeida, K. et al.: Maternal Stress During Pregnancy and Allergic Diseases in children During the First Year of Life. In: Respiratory Care, 2018, 63(1):70-76. DOI:10.4187/respcare.05692. Epub2017 Oct 17