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Diagnostisches Vorgehen bei chronischer Urtikaria

Die Abbildung zeigt die diagnostischen Schritte, die die Leitlinien bei Verdacht auf chronische Urtikaria empfehlen.

Diagnostik bei Quaddeln

Treten Quaddeln auf, geht es zunächst um die Frage, ob wiederholtes Fieber ohne Krankheitsherd, Gelenk- oder Knochenschmerzen vorhanden sind. Ist dies der Fall, muss abgeklärt werden, ob sich dahinter eine entzündliche oder eine Autoimmunerkrankung verbirgt.

Treten dagegen kein ungeklärtes Fieber beziehungsweise Gelenk- oder Knochenschmerzen auf, ist wichtig, ob die Quaddeln durchschnittlich länger als 24 Stunden bestehen bleiben. Dies ist auch die nächste Frage, wenn keine entzündliche beziehungsweise Autoimmunerkrankung festgestellt wird.

Verschwinden die Quaddeln innerhalb von 24 Stunden wieder und liegt gleichzeitig ein Angioödem vor, kann die Diagnose „angeborenes oder erworbenes Angioödem“ gestellt werden. Ist kein Angioödem vorhanden, wird geprüft, ob die Symptome durch einen Reiz auslösbar sind. Ist dies der Fall, erfolgt ein Provokationstest. Ist dieser positiv, liegt eine chronische induzierbare Urtikaria vor. Ist der Provokationstest negativ, handelt es sich um eine chronische spontane Urtikaria. Sind die Symptome nicht auslösbar, kann die Diagnose „chronisch spontane Urtikaria“ ohne vorherigen Provokationstest gestellt werden.

Wird eine entzündliche oder Autoimmunerkrankung festgestellt, erfolgt eine Gewebeentnahme, die auf Hinweise für eine Gefäßentzündung (Vaskulitis) untersucht wird. Liegt eine Gefäßentzündung vor, lautet die Diagnose „Urtikaria-Vaskulitis“. Dies ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die mit Quaddeln und Gefäßentzündung einhergeht. Ist keine Gefäßentzündung nachweisbar, wird wiederum geprüft, ob die Symptome auslösbar sind. Darauf folgt entweder die Diagnose „chronische spontane Urtikaria“ oder ein Provokationstest und gegebenenfalls die Diagnose „chronische induzierbare Urtikaria“.

Heilen die Quaddeln nicht innerhalb von 24 Stunden ab, ist ebenfalls eine Gewebeuntersuchung auf Hinweise einer Gefäßentzündung sinnvoll. Sind diese vorhanden, lautet die Diagnose „Urtikaria-Vaskulitis“. Bei fehlender Gefäßentzündung erfolgt die Unterscheidung, ob die Symptome auslösbar sind und gegebenenfalls ein Provokationstest. Sind die Symptome nicht auslösbar oder ist der Provokationstest negativ, liegt eine „chronische spontane Urtikaria“ vor. Bei Auslösbarkeit und positivem Provokationstest liegt eine „chronische induzierbare Urtikaria“ vor.

Diagnostik bei Angioödem

Liegt ein Angioödem vor, wird zunächst geklärt, ob der oder die Betroffene ACE-Hemmer einnimmt. ACE-Hemmer sind Mittel zur Behandlung von Bluthochdruck. Ist dies nicht der Fall, liegt ein angeborenes oder erworbenes Angioödem vor.

Nimmt der oder die Betroffene ACE-Hemmer ein und verschwinden die Symptome nach Absetzen dieser Medikamente, liegt ein durch Medikamente ausgelöstes Angioödem vor. Heilt das Angioödem nach dem Absetzen der ACE-Hemmer nicht ab, liegt ein angeborenes oder erworbenes Angioödem vor.

Diagnostik bei gleichzeitigem Vorliegen von Quaddeln und Angioödem

Gehen die Quaddeln innerhalb von 24 Stunden wieder zurück und liegt gleichzeitig ein Angioödem vor, handelt es sich um ein angeborenes oder erworbenes Angioödem.

Bleiben die Quaddeln länger als 24 Stunden bestehen, wird eine Gewebeprobe auf Hinweise auf eine Gewebeentzündung untersucht. Liegt eine Entzündung vor, handelt es sich um eine Urtikaria-Vaskulitis – eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die mit Quaddeln und Gefäßentzündung einhergeht. Liegt keine Gefäßentzündung vor, wird überprüft, ob die Symptome auslösbar sind. Ist dies nicht der Fall, kann die Diagnose „chronische spontane Urtikaria“ gestellt werden. Sind sie auslösbar, und ist ein Provokationstest positiv, handelt es sich um eine „chronische induzierbare Urtikaria“. Ist der Provokationstest negativ, lautet die Diagnose „chronische spontane Urtikaria“.

Quelle:

Modifiziert nach Zuberbier, T. et al.: The EACCI/GA2LEN/EDF/WAO Guideline for the Definition, Classification, Diagnosis and Management of Urticaria. The 2017 Revision and Update. In: Allergy 2018; 73 (7): 1393-1414