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Spritze und Tabletten - Spezifische Immuntherapie bei Allergie
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Durchführung der spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung)

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. Allergie- u. Asthma-Zentrum Westend

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. Allergie- u. Asthma-Zentrum Westend

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie eine Allergen-spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisieurng durchgeführt werden kann:

  • Sublinguale (lat. „unter die Zunge“) Immuntherapie (SLIT): Hierbei wird der Allergenextrakt in Form einer flüssigen Lösung oder Tablette über die Mundschleimhaut aufgenommen.
  • Subkutane (lat. „unter die Haut“) Immuntherapie (SCIT): Die Allergenlösung wird durch eine Ärztin/einen Arzt als Injektion ins Unterhautfettgewebe gespritzt, vorzugsweise an der Rückseite des Oberarms.
  • Orale (lat. „über den Mund“) Immuntherapie (OIT): Das Allergen wird zum Beispiel in Form eines Pulvers geschluckt.

Weitere Anwendungsverfahren sind in der Erprobung, zum Beispiel die epikutane (lat. „über die Haut“) Immuntherapie (EPIT): Dabei wird das Allergen in Form eines Pflasters auf die Haut aufgebracht. Derzeit ist jedoch noch kein Präparat zur epikutanen Anwendung zugelassen.

Für das sublinguale und das subkutane Verfahren stehen fertige Präparate mit Allergenextrakten in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Konzentrationen zur Verfügung. Bei verbreiteten Allergenen wie Pollen von Gräsern, Birke, Erle und Hasel, HausstaubmilbenBienen- und Wespengift werden in der Regel solche Fertigpräparate eingesetzt, die als Arzneimittel zugelassen sind. Handelt es sich um seltenere Allergene, wird nach ärztlicher Verordnung manchmal auch eine sogenannte Individualrezeptur hergestellt, die ein Mischungsverhältnis von Allergenen enthält, das individuell auf die Allergie der Betroffenen abgestimmt ist. Ihre Anwendung ist in der Therapieallergene-Verordnung (TAV) geregelt.

Da die Pollen bestimmter Pflanzenfamilien ähnliche Eigenschaften besitzen, werden manchmal Präparate mit nur einer bedeutsamen Pollenart stellvertretend für die Pollen verwandter Pflanzen eingesetzt. So kann beispielsweise ein Allergenpräparat entweder nur Pollenallergene der Birke enthalten, als Stellvertreter (sogenanntes Leitallergen) für Hasel-, Erlen- und Birkenpollen; oder auch eine Kombination aller drei Pollenarten.   

Für die orale Immuntherapie (OIT) ist ab November 2021 ein Präparat für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 17 Jahren mit einer diagnostizierten Erdnussallergie in Deutschland zugelassen. Die Empfehlung für diese OIT gilt nach einer Risiko-Nutzen-Abwägung und unter dem weiterhin konsequenten Verzicht auf Verzehr von Erdnüssen. Die OIT schützt aber vor schweren allergischen Reaktionen wie einer Anaphylaxie bei versehentlichen Kontakt oder oralem Verzehr von Erdnüssen oder Spuren von Erdnüssen und steigert so Sicherheit und Lebensqualität für Betroffene.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Biedermann, T et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN 9783642372025
  • Darsow U., Raap U. (Hrsg., 2016): Allergologie kompakt. Dustri-Verlag, München-Deisenhofen
  • Feuille, E., Nowak-Wegrzyn, A.: Allergen-Specific Immunotherapies for Food Allergy. In: Allergy Asthma Immunol Res 2018, 10(3): 189-206
  • Klimek, L.; Vogelberg, C.; Werfel, T. (Hrsg., 2019): Weißbuch Allergie in Deutschland. - 4. Aufl. Springer, ISBN: 9783899353129
  • Pfaar, O. et al.: S2k-Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergo J Int 2014; 23: 282 (In Überarbeitung)
  • Pajno, G.B., et al. EAACI Guidelines on allergen immunotherapy: IgE-mediated food allergy. In: Allergy 2018; 73(4): 799-815
  • Pfaar, O., et al. Perspectives in allergen immunotherapy: 2017 and beyond. In: Allergy 2018; 73 Suppl 104: 5-23
  • Roberts, G., et al. EAACI Guidelines on Allergen Immunotherapy: Allergic rhinoconjunctivitis. In: Allergy 2018; 73(4): 765-798
  • Trautmann A., Kleine-Tebbe J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme Verlag Stuttgart, 3. Aufl. 2018. ISBN9873131421838 
  • Worm M et al.: Update of the SK2 guideline on the management of IgE-mediated food allergies. Allergologie select 2021; 5:195-243

Letzte Aktualisierung:

27. September 2021