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Allergenvermeidung am Meer
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Allergene und Risikofaktoren reduzieren

Während in der Primärprävention heute teilweise empfohlen wird, sich an mögliche Allergene zu gewöhnen, sollten bereits sensibilisierte Personen, die auf das Allergen mit Symptomen reagieren, bekannte Auslöser möglichst meiden.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Thomas Werfel, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.
c/o MHH, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie

E-Mail: Werfel.Thomas@mh-hannover.de

Während in der Primärprävention heute teilweise empfohlen wird, sich an mögliche Allergene zu gewöhnen, sollten bereits sensibilisierte Personen, die auf das Allergen mit Symptomen reagieren, bekannte Auslöser möglichst meiden.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Thomas Werfel, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.
c/o MHH, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie

E-Mail: Werfel.Thomas@mh-hannover.de

Nahrungsmittel und Haustiere

Bei der kindlichen Form der Nahrungsmittelallergie mit Reaktionen in den ersten zwei Lebensjahren vor allem auf Kuhmilch und Hühnerei müssen bestimmte Nahrungsbestandteile in der Regel gemieden werden. Meist bessert sich die Allergie im Verlauf; die aktuelle Relevanz sollte daher von Zeit zu Zeit ärztlich überprüft werden.

Bei der erwachsenen Form, die in jedem Lebensalter auftreten kann, ist ein Vermeiden oder Reduzieren der möglichen Auslöser meist lebenslang nötig. Dies gilt beispielweise für Nüsse oder Meeresfrüchte oder bei pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien (OAS), wenn bei Heuschnupfen allergische Kreuzreaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel auftreten. Auch bei Neurodermitis reagieren bis zu einem Drittel der Kinder auf Nahrungsmittelallergene.

Mehr zur Vermeidung von Allergenen im Kapitel Primärprävention.

Nichtrauchen heißt aktiv vorbeugen

Asthma und Heuschnupfen können sich durch aktives wie passives Rauchen akut und chronisch verschlechtern. Symptome wie Husten und Auswurf verstärken sich, denn der Rauch setzt die Lungenfunktion erheblich herab und heizt den ohnehin schon bestehenden Entzündungsprozess der Bronchialschleimhaut zusätzlich an.

Zudem mindert Tabakrauch die Wirkung von Asthma-Medikamenten: Raucher benötigen etwa die fünffache Menge an Kortisonspray, um eine Wirkung zu spüren.

Auch die Haut leidet unter dem Rauch: Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass deutlich mehr Raucher als Nichtraucher Handekzeme (wie auch andere, nicht allergische Hauterkrankungen) entwickeln. Auch das durch Rauchen bedingte übermäßige Schwitzen der Hände kann hierzu beitragen. 

Da Rauchen sowohl das Risiko der Allergieentstehung fördert wie auch bestehende Allergien verschlimmert, ist die Tabakentwöhnung ein Muss in der Allergieprävention.

Mehr zu Methoden der Tabakentwöhnung.

Berufsbedingten Allergien vorbeugen: Berufsberatung und Arbeitsschutz wahrnehmen

Berufsbezogene Allergien gehören mit zu den am häufigsten gemeldeten Berufskrankheiten. Dazu zählen insbesondere Asthma und Hauterkrankungen, und hier vor allem Handekzeme. Verschiedenste Arbeitsstoffe bzw. Stoffgemische können auslösend oder sensibilisierend wirken. Häufiger kommt es aber vor, dass sich eine bestehende Allergie verschlimmert.

Wer aus einer Familie mit Allergien kommt, selbst bereits sensibilisiert ist, oder an einer Allergie wie Heuschnupfen oder Neurodermitis leidet, trägt ein höheres Risiko für eine berufsbezogene Erkrankung als Nicht-Allergiker. Nach Ergebnissen der KIGGS-Studie weisen immerhin über 40 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren eine allergische Sensibilisierung gegen mindestens ein Allergen auf. Diese Sensibilisierung kann etwa zu einem berufsbedingten Asthma führen.

Weniger als zehn Prozent der Jugendlichen lassen sich beraten

Gerade für allergiekranke Jugendliche ist daher eine Berufsberatung im Vorfeld besonders wichtig, damit eine begonnene Ausbildung nicht abgebrochen werden muss. Untersuchungen zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Jugendlichen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Ausbildung abbrechen, Haut- und Atemwegserkrankungen auftraten, in den ersten drei Berufsjahren vor allem Asthma und Allergien. Dennoch lassen sich nur weniger als zehn Prozent der Jugendlichen mit Allergien oder Asthma bei ihrer Berufswahl vorab beraten und weniger als fünf Prozent in ihrer Berufswahl davon beeinflussen.

Schulungsmaßnahmen beugen Allergien vor

Studien zeigten aber auch, dass Schulungsmaßnahmen, die das Wissen der Jugendlichen über Berufsallergien verbessern, ein Mittel sind, das Risiko für berufsbedingtes Asthma und Handekzeme zu mindern. Auch im Hautschutz waren solche Schulungen bei Berufsanfängern erfolgreich: Ohne Wissensvermittlung setzte nur etwa ein Drittel der Beschäftigten die Präventionsmaßnahmen um.

Eine Beratung vor der Berufswahl kann helfen

Eine Beratung zur Berufswahl bei Kinder- und Jugendmedizinern und -medizinerinnen, Dermatologen oder Pneumologen sowie eine Berufsberatung beim Arbeitsamt kann bei der Berufsentscheidung sehr hilfreich sein. Dabei sollte man zwischen dem Erkrankungsrisiko und der persönlichen Situation gut abwägen. Denn nicht zwangsläufig müssen Betroffene auf den Wunschberuf generell verzichten. Oft können Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz den Kontakt mit Reizstoffen oder Allergenen deutlich einschränken. Die Berufsgenossenschaften haben dazu entsprechende Empfehlungen und Vorschriften herausgegeben.

Anzeichen einer berufsbedingten Allergie

Anzeichen, die auf eine berufsbedingte Allergie hindeuten, sind:

  • Beschwerden, die nur während der Arbeit auftreten und sich nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub bessern bzw. verschwinden,
  • Behandlungen, die nur kurzfristig wirken,
  • Körperliche Reaktionen, die auf Hautbereiche wie Gesicht und Hände oder die Atemwege beschränkt sind, sofern diese im Berufsalltag mit bestimmten Stoffen in Kontakt kommen.

Hinweise zur Berufswahl bei Allergien

  • Bei schwerem Asthma sollte keine Tätigkeit mit Asthmarisiko aufgenommen werden.
  • Wer nachgewiesen sensibel auf einen im Beruf bekannten Arbeitsstoff reagiert oder spezifische Symptome (Rhinitis, Asthma) zeigt, sollte den Beruf nicht wählen.
  • Wer in der Jugend bereits an Handekzemen leidet, sollte gemäß der Leitlinie für Neurodermitis auf Berufe mit viel Feuchtarbeit, wie etwa den Friseurberuf, verzichten.
  • Für Asthma bronchiale, allergische Rhinitis und Neurodermitis wurden individuelle Vorhersagemodelle erarbeitet.

Weitere Informationen:

Allergie-Risiko-Rechner des Instituts für Arbeits, Sozial- und Umweltmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Abholz H. H. et al.: Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. nvl-002 (in Überarbeitung, letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Baur, X. et al.: Guidelines for the management of work-related asthma. Eur Respir J. 2012; 39(3):529-45
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (Hrsg.): Spezifische Immuntherapie bleibt effektivste kausale Therapie (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) et al. (Hrsg.): Leitlinie Anaphylaxie, Akuttherapie und Management (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beratungsmedizin (Hrsg.): Patientenschulung (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Deutsche Haut- und Allergiehilfe (Hrsg.): Behandlungskonzept (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (Hrsg.): Anaphylaxie Schulungen jetzt bundesweit (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Fischer, P.: Berufswahl bei Allergien der Atemwege und Asthma. In: Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, 2000, 03: a27-28 (aktualisiert 1/2008)
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen (TRGS 401) (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Informationen zur Berufsdermatologie der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) e.V. (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Kompetenznetz Patientenschulung im Kindes- und Jugendalter (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Molin, S. et al.: Smoking is associated with combined allergic and irritant hand eczema, contact allergies and hyperhidrosis. In: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 2015, 29 (12): 2483–2486, DOI: 10.1111/jdv.12846
  • Osterloh, F.: Therapietreue: Verweigerer und Kalkulierer. In: Deutsches Arzteblatt, 2012, 109(17)
  • Radon, K. et al. (2014): Damit der Traumberuf kein Albtraum wird. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) (Hrsg), ISBN 978-3-88261-704-7
  • Radon, K. et al.: Berufsberatung allergiekranker Jugendlicher. In: Deutsches Ärzteblatt, 2016, 113 (31-32): 519-524
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Ratgeber für die medizinische Berufsberatung allergiekranker Jugendlicher
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Raulf-Heimsoth, M.: Berufliche Allergien der Haut und Lunge. In: IPA-Journal, 2013, 01: 32
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Sensibilisierende Stoffe für die Atenwege (TRGS 406) (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Simons, S. et al.: Non-Compliance -Therapietreue dauerhaft verbessern. In: Pharmazeutische Zeitung, 2007, 47
  • Starostzik, C.: Handekzem – Tabak als Triggerfaktor? In: Ärztezeitung vom 14. 01.2015
  • Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gesundheitsberichterstattung des Bundes „Spezialbericht Allergien, 2000“  (Letzter Abruf: 30.01.2024)
  • Straff, W.: Luftgetragene Kontaktallergene – häufige Ursache von Ekzemen? – ÖGD-Fortbildung 2007
  • Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)
  • Verein Zentrum Patientenschulung (Letzter Abruf: 30.01.2024)

Letzte Aktualisierung:

13. März 2017