Mikrobiom im Kindesalter beeinflusst Allergierisiko
Bekannt ist, dass das Mikrobiom einen Einfluss auf das Immunsystem hat: Die Zusammensetzung der Darmbakterien wirkt sich beispielsweise auf die Anfälligkeit und den Schweregrad von überschießenden Immunantworten aus. Fehlen im frühen Kindesalter Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, kann das Immunsystems überreagieren. Mögliche Folgen: Allergien und allergisches Asthma.
Kurzkettige Fettsäuren - Stellschrauben des Immunsystems?
Forschende nahmen nun speziell diese Bakterien genauer ins Visier. Ihr Ziel: Sie wollten die genauen zellulären und molekularen Mechanismen verstehen. Die konkrete Fragestellung war: Ist die Anfälligkeit für Lungenerkrankungen, die durch allergische Reaktionen vom Typ 2 ausgelöst werden, erhöht, wenn die Bakterienzahl im frühen Lebensalter verringert wird?
Das Konzept der Forschenden im Tiermodell:
- Durch Zugabe des Antibiotikums Vancomycin ins Trinkwasser der Zuchtpaare und säugenden Muttertiere sowie anschließend ins Trinkwasser der Jungtiere wurde ab der Geburt die Anzahl der Zielbakterien verringert.
- Anschließend fütterten die Forschenden den Jungtieren isoliert kurzkettige Fettsäuren zu.
Die Forschenden stellten folgende Veränderungen fest:
Nach Verabreichung des Antibiotikums erhöhte sich die Anzahl bestimmter Immunzellen in der Lunge, die für allergische Reaktionen vom Typ 2 verantwortlich sind. Diese Zellen produzierten dann mehr entzündungsfördernde Stoffe, sodass die allergische Entzündungsreaktion zunahm. Dieser Effekt kehrte sich um, wenn die Forschenden den Mäusen kurzkettige Fettsäure, insbesondere Butyrat, fütterten – die Überreaktion des Immunsystems wurde dann verringert.
Höheres Allergierisiko durch frühe Antibiotika-Gabe möglich
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Störung der Darmflora im frühen Kindesalter einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von Allergien und allergischen Lungenerkrankungen haben könnte: Wird in den ersten Lebensmonaten das Antibiotikum Vancomycin verabreicht, könnte sich die Anfälligkeit für Typ-2-allergische Lungenerkrankungen erhöhen und lebenslang bestehen. Denn: Für allergische Reaktionen vom Typ 2 ist eine lebenslange Ausprägung kennzeichnend.
Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven zur Prävention und Behandlung von Allergien und allergischen Asthma.
Quelle:
Kabil, A. et al.: Microbial intestinal dysbiosis drives long-term allergic susceptibility by sculpting an ILC2–B1 cell–innate IgE axis. J Allergy Clin Immunol, 2024 August