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Heuschnupfen Pollenallergie
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Risikofaktoren für Heuschnupfen

Allergien wie Heuschnupfen entstehen im Zusammenspiel zwischen genetischer Veranlagung und schädlichen Umwelteinflüssen.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail:karlchristianbergmann@gmail.com

Allergien wie Heuschnupfen entstehen im Zusammenspiel zwischen genetischer Veranlagung und schädlichen Umwelteinflüssen.

Wissenschaftliche Beratung:

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin

E-Mail:karlchristianbergmann@gmail.com

Heuschnupfen: Die Rolle der Gene

Kinder, deren Eltern bereits an Heuschnupfen oder einer anderen Allergie leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln. Wenn beide Eltern eine Allergie haben, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 bis 70 Prozent, dass ihr Kind ebenfalls erkrankt.

Diese familiäre Neigung, auf den Kontakt mit Stoffen aus der Umwelt mit der Bildung von IgE-Antikörpern zu reagieren, wird als Atopie bezeichnet. Sie steht in Zusammenhang mit der Entwicklung bestimmter Krankheiten in unterschiedlichen Organen. Zu diesen gehören neben dem allergischen (Heu-)Schnupfen auch das allergische Asthma und die Neurodermitis.  

Heuschnupfen und Rauchen

  • Zusammenhänge zwischen Aktiv- und Passivrauchen sowie Allergien sind vor allem für Asthma wissenschaftlich belegt.
  • Bei Kindern mit Neurodermitis wächst die Wahrscheinlichkeit, zusätzlich ein allergisches Asthma zu entwickeln, wenn sie Passivrauch ausgesetzt sind.
  • Da etwa ein Drittel aller Kinder mit Heuschnupfen später ein allergisches Asthma entwickeln (Etagenwechsel), liegt der Schluss nahe, dass passives oder gar aktives Rauchen auch hier der Erkrankung Vorschub leistet.

Heuschnupfen und Abgase

Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Luftschadstoffe aus dem Straßenverkehr wie Stickoxide und Dieselruß direkt und indirekt das Allergiegeschehen beeinflussen. Sie führen dazu, dass die Schleimhäute durchlässiger werden und erleichtern so den Allergenen ihren Weg in den Körper.

Seit langem wird auch vermutet, dass der sogenannte oxidative Stress, der beim Einatmen winziger Schadstoffpartikel entsteht, zum Anstieg und zur Verschlimmerung allergischer Atemwegserkrankungen führt. Aktuelle Studien liefern immer mehr Hinweise, wie dieser Prozess abläuft:

  • Mainzer Wissenschaftler entdeckten langlebige Sauerstoffverbindungen auf der Oberfläche dieser Partikel, die Eiweißmoleküle von Pollen verändern.
  • So können diese womöglich den Krankheitsverlauf bei Heuschnupfen und anderen allergischen Atemwegserkrankungen verschlimmern.

Weitere Studien sind im Gange.

Münchner Forscher fanden bereits 2013 weitere Belege für derartige Zusammenhänge. Sie verglichen Birkenpollen aus stärker und schwächer Ozon-belasteten Gegenden rund um München. Die Untersuchungen zeigten, dass Pollen aus Gebieten mit höherer Ozonbelastung auch heftigere Allergieattacken verursachten.

Heuschnupfen: die Bedeutung des Klimawandels

Zunehmend wird heute auch der Klimawandel als Einflussgröße für Allergien diskutiert, da sich durch ihn die Leidenszeit für Pollenallergiker verlängern könnte. Einige Pflanzen haben ihre Blütezeit aufgrund der gestiegenen Temperaturen erheblich ausgedehnt, sodass Pollenflug bereits im Januar oder gar im Dezember möglich ist. Und in einer wärmeren Umgebung fühlen sich auch Pflanzen wohl, die früher in Deutschland überhaupt nicht wuchsen.

Klimawandel begünstigt Heuschnupfen durch Ambrosia

Bekanntestes Beispiel ist die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia, Aufrechtes Traubenkraut). Sie blüht zwischen August und dem ersten Frost. Jede Pflanze kann bis zu einer Milliarde Blütenpollen abgeben, und diese Pollen sind zudem deutlich aggressiver als der Blütenstaub heimischer Pflanzen. Schon eine Konzentration von mehr als zehn Pollenkörnern pro Kubikmeter Luft kann heftige allergische Reaktionen auslösen.

Wer eine Ambrosia-Pflanze entdeckt, tut vielen Menschen einen Gefallen, wenn er sie ausreißt und entsorgt. Dabei sollten allerdings Handschuhe getragen werden, und, falls die Pflanze bereits blüht, eventuell ein Mundschutz. Größere Ambrosia-Bestände, ab zirka 100 Pflanzen, sollten der zuständigen Kommunalbehörde (beispielsweise dem Landratsamt oder Kreisverwaltungsreferat) gemeldet werden. So können Bürgerinnen und Bürger dazu beitragen, dass Allergiker weniger Beschwerden haben.

Quellen

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Kindergesundheit-info.de: Was tun bei Heuschnupfen? (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • Pfaar, O. et al.: S2k-Leitlinie Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. In: Allergo J Int 2014; 23: S. 282 – 319.
  • Worm M. et al.: S1-Leitlinie zur Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen.  In: Allergo J Int February 2014; 23: 1, S. 16–31.
  • Beck, I. et al.:  High Environmental Ozone Levels Lead to Enhanced Allergenicity of Birch Pollen. PLOS one, Nov 20, 2013.
  • Campbell, B. et al.: The effects of growing up on a farm on adult lung function and allergic phenotypes: an international population-based study. In: Thorax 2017; 72:236-244
  • Chaker, A.: Allergische Rhinitis im Kindesalter. In: Pädiatrische Allergologie 3/2013, S. 6-9
  • Demoly, P. et al.: Allergic Rhinitis Increases the Risk of Driving Accidents. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology (2017), doi: 10.1016
  • Graham-Rowe, D.: When Allergies go West. In: Nature, Vol 479, Nov. 2011. Online Publication
  • Gürlich, K. et Al.: Respiratory and allergic diseases of children: Temporal trends, urban-rural differences, and in association with environmental tobacco smoke exposure. In: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2016 Dec; 59(12):1566-1576.
  • Höflich, C.: Klimawandel und pollen-assoziierte Allergien der Atemwege. (PDF) Homepage des Umweltbundesamtes (Letzter Abruf: 25.01.2024)
  • IQWIG – gesundheitsinformation.de: Allergischer Schnupfen: Nichtmedikamentöse Maßnahmen, 2014
  • Julius-Kühn-Institut: Die Beifuß-Ambrosie, Flyer 2013
  • Kanter, U. et al.: Molecular and Immunological Characterization of Ragweed (Ambrosia artemisiifolia L.) Pollen after Exposure of the Plants to Elevated Ozone over a Whole Growing Season. In: PLOS One, 13.04.13, online publication
  • Kinderumwelt – allum.de: Allergische Rhinitis (Heuschnupfen) (letzter Abruf 25.01.2024)
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  • Manabu S. et al.:  The role of long-lived reactive oxygen intermediates in the reaction of ozone with aerosol particles. In: Nature Chemistry 3/2011, 291
  • Menzel, A. et al.: Indoor birch pollen concentrations differ with ventilation scheme, room location, and meteorological factors. In: Indoor Air 2016. DOI: 10.1111/ina.12351
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  • Robert-Koch-Institut (RKI, Hrsg.): Gesundheit in Deutschland 2015, S. 77-82
  • Ring, J. et al: Weißbuch Allergie in Deutschland 3. Auflage, München 2009
  • Ring J. Angewandte Allergologie, 3. Aufl., Urban & Vogel, München, 2004
  • Schmitz, R. et. al.: Verbreitung häufiger Allergien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). In: Bundesgesundheitsbl 2014 · 57, S. 771–778
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  • Slovik, A. et al.: Intradermal Grass Pollen Allergen Immunotherapy for Seasonal Allergy: A Randomized Controlled Trial. In: J Allergy Clin Immunol. 2016, Oct 20. Online Publication (Abstract)
  • Wise, S. K., et al.: International Consensus Statement on Allergy and Rhinology: Allergic Rhinitis. In: International Forum of Allergy & Rhinology (2018); 8
  • Zissler, U.M. et al.: Early IL-10 producing B-cells and coinciding Th/Tr17 shifts during three year grass-pollen AIT. In: EBioMedicine (2018) DOI:10.1016/j.ebiom.2018.09.016

Letzte Aktualisierung:

1. Februar 2019