Therapie der Hausstaubmilbenallergie
Zentraler Bestandteil in der Behandlung einer Hausstaubmilbenallergie ist wie bei allen anderen Allergien auch, den Kontakt mit dem Allergen bestmöglich zu vermeiden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Ludger Klimek, Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) c/o Zentrum für Rhinologie und Allergologie
Zentraler Bestandteil in der Behandlung einer Hausstaubmilbenallergie ist wie bei allen anderen Allergien auch, den Kontakt mit dem Allergen bestmöglich zu vermeiden.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Ludger Klimek, Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) c/o Zentrum für Rhinologie und Allergologie
Was bringen Encasings bei Hausstaubmilbenallergie?
Ein Umhüllen der Matratzen mit allergendichten Schutzbezügen, das sogenannte Encasing, zielt auf eine Reduzierung der Allergenkonzentrationen. Die Studienlage über die Wirksamkeit dieser Bezüge für die Therapie von Hausstaumilbenallergien ist allerdings uneinheitlich, fundierte Belege fehlen bislang.
Dieses Vorgehen bei Hausstaubmilbenallergie empfehlen Fachleute
Ziel ist es, die Milbenzahl weitgehend zu reduzieren und ungünstige Lebensbedingungen für die verbleibenden Milben zu schaffen.
Expert:innen empfehlen folgendes Vorgehen:
- Nachweis einer signifikanten Milben-/Milbenallergenbelastung
- Abtöten vorhandener Milben
- Reinigung von Milbenallergen
- Verhinderung des Kontakts mit Milbenallergen
- Schaffung ungünstiger Lebensbedingungen für die Milben
Hausstaubmilbenallergie: Empfehlungen zur Reinigung
- Die gründliche Reinigung der betreffenden Textilien ist nach Meinung von Fachleuten grundsätzlich empfehlenswert.
- Mechanische Reinigungsverfahren (Staub saugen, Wischen, Ausklopfen, Kehren) bewirken eine Allergenreduktion durch Entfernung von Kotbestandteilen und toten Milbenkörpern. Die lebende Milbenpopulation wird hierdurch jedoch nur unzureichend reduziert. Dies liegt unter anderem daran, dass Milben sich in den tiefen Abschnitten der textilen Fasern aufhalten und sich an diesen festklammern können.
- Für Staubsauger werden Feinstaubfilter zur Rückhaltung der eingesaugten Allergene empfohlen. Diese sollten entsprechend den Herstellerangaben regelmäßig gewechselt werden. Die Abluftführung des Staubsaugergebläses sollte nach oben gerichtet sein, um den verbliebenen Staub nicht aufzuwirbeln.
Waschen zur Allergenreduzierung bei Hausstaubmilbenallergie
- Textilien (Bettwäsche, Kleidung) bei mehr als 60 Grad Celsius etwa 60 Minuten lang waschen (oder Trockenreinigung), da dann zusätzlich zur Reinigung die Milben abgetötet werden
- Alternativ Kleidungsstücke (zum Beispiel Wollsachen) trocken für zwei Stunden bei 60 Grad Celsius im Wäschetrockner behandeln, anschließend in kalter oder lauwarmer Waschlauge waschen
- Kleidungsstücke, die für diese Behandlungen nicht geeignet sind, bei niedrigeren Temperaturen (zum Beispiel 30 Grad Celsius) in Waschlauge mit Waschzusätzen (z.B. Benzylbenzoat) reinigen
- Für Kuscheltiere die gleiche Behandlung, zusätzlich über Nacht tiefkühlen (-20 Grad Celsius, mindestens fünf Stunden lang)
Behandlung von Symptomen
Zur Linderung der Hausstaubmilbenallergie-Symptome stehen Betroffenen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, darunter insbesondere
- Antihistaminika (zur Anwendung als Nasenspray oder zur innerlichen Einnahme) und
- Glukokortikoide (als Nasenspray).
Nasenspülungen können die Beschwerden ebenfalls lindern.
Spezifische Immuntherapie gegen Hausstaubmilbenallergie
Eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) wird verordnet, wenn
- die Symptome der Milbenallergie schon seit längerer Zeit bestehen und
- ein Zusammenhang durch Haut-, Labor und gegebenenfalls Provokationstests gesichert ist, sowie
- Anpassungen im Haushalt keine ausreichenden Erfolge bewirkten.
Arten der Hyposensibilisierung bei Hausstaubmilbenallergie
Möglich sind die subkutane und die sublinguale Immuntherapie:
- Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) spritzt der Arzt oder die Ärztin eine stetig steigende Dosis aus Milbenallergenen direkt unter die Haut. In den ersten ein bis drei Monaten wird einmal pro Woche gespritzt, danach einmal im Monat.
- Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) werden die Milbenallergene in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen. Das hat zeitliche Vorteile, denn die Behandlung kann zuhause stattfinden.
Wie wirksam ist die Hyposensibilisierung bei einer Hausstaubmilbenallergie?
Laut der Leitlinie zur (Allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen ist die Wirksamkeit der subkutanen Hyposensibilisierung im Erwachsenenalter durch einige und im Kindesalter durch wenige kontrollierte Studien belegt.
Die Wirksamkeit der sublingualen spezifischen Immuntherapie ist bei Erwachsenen ebenfalls durch kontrollierte Studien mit teilweise hohen Patientenzahlen belegt. Seit Mitte 2017 ist ein Produkt zur sublingualen Hyposensibilisierung auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen.
Die bisher vorliegenden Daten lassen allerdings keinen Schluss zu, dass eine der beiden Verabreichungsformen – subkutan oder sublingual – der anderen eindeutig überlegen ist. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit hängen von vielfältigen Faktoren ab, die ärztlicherseits bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden sollten, darunter nicht nur die Art der allergischen Erkrankung (allergischer Schnupfen oder Asthma) und der diese verursachenden Allergene, sondern auch die individuelle Situation jedes einzelnen Patienten (z.B. Alter, berufliche Situation, Begleiterkrankungen etc.). Die Entscheidung für ein Präparat zur spezifischen Immuntherapie muss daher immer individuell getroffen werden.
Eine aktuelle Übersicht der derzeit in Deutschland verkehrsfähigen Produkte für die spezifische Immuntherapie mit Hausstaubmilbenallergenen bietet die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Becker, S. et.al.: Tropomyosin sensitization in house dust mite allergic patients. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2012 Apr;269(4)
- Biagtan, M. et al.: Immunotherapy for House Dust Mite Sensivity. In: Curr Allergy Asthma Rep. 2014 December, 14(12): doi:10.1007/s11882-014-0482-0.
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
- DGAKI, DGKJ (Hrsg).: Leitlinie Allergieprävention. (letzter Abruf 25.01.2024)
- Gotzsche P.C., Johannsen H.K.: House dust mite control measures for asthma: systematic review. In: Allergy 2008, 63: 646–659
- Kinderärztliche Beratungsstelle für Allergie- und Umweltfragen Hrsg: Infodienst Allum – Allergie, Umwelt und Gesundheit: A-Z der Hausstaubmilbensanierung. (letzter Abruf 25.01.2024)
- Klimek, L. et al.: Diagnostik und Therapie der Milbenallergie. In: Allergologie, 2015, 38/2:70–82
- Klimek, L., Sperl A.: Evidence-based treatment options for allergic diseases in otolaryngology: an update. In: HNO 2013 Jun; 61(6):525- 538
- Lipperheide, K. et al.: EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin 2015. doi: 10.3205/15ebm070
- Umweltbundesamt (2008, Hrsg.): Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden. Berlin
- Nankervis, H. et al.: House dust mite reduction and avoidance measures for treating eczema. In: Cochrane Database Syst Rev. 2015 Jan 19. doi: 10.1002/14651858
- Resch, Y. et al.: Molecular characterization of Der p 10: a diagnostic marker for broad sensitization in house dust mite allergy. In: Clin Exp Allergy, October 2011; 41(10): 1468–1477
- Bergmann KC; Müsken H. Milben sind nicht gleich Milben: Artenvielfalt im Hausstaub. Allergologie, 2015, 38/2: 47–54
- Harding, E.: Sublingual dust mite immunotherapy for asthma. In: The Lancet 2016, Vol 4 (6): 436
- Klimek L. et al.: Diagnostik und Therapie der Milbenallergie. Allergologie 2015, 38 (2):70–82
- Raulf M, et al.: Mites and other indoor allergens - from exposure to sensitization and treatment. Allergo J Int. 2015, 24(3): 68–80
- Mueller, G. et al.: „Are dust mite allergens more abundant and/or more stable than other Dermatophagoides pteronyssinus proteins?“ In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2016, Vol 137 (2), Supplement: AB268
Letzte Aktualisierung:
21.06.2018