Allergien vorbeugen
Jeder Mensch hat ein gewisses Grundrisiko, an einer Allergie zu erkranken – unabhängig davon, ob in der Familie bereits Allergien oder damit in Verbindung stehende Erkrankungen vorkommen. Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland hat aktuell eine Allergie – aber das jeweilige Erkrankungsrisiko ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Sowohl die Gene als auch die Umwelt nehmen darauf Einfluss. Vorbeugende Maßnahmen gegen Allergien bezeichnen Fachleute als Allergieprävention.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Thilo Biedermann, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München
E-Mail: tilo.biedermann@tum.de
Prof. Dr. Ulf Darsow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München
E-Mail: ulf.darsow@tum.de
Jeder Mensch hat ein gewisses Grundrisiko, an einer Allergie zu erkranken – unabhängig davon, ob in der Familie bereits Allergien oder damit in Verbindung stehende Erkrankungen vorkommen. Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland hat aktuell eine Allergie – aber das jeweilige Erkrankungsrisiko ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Sowohl die Gene als auch die Umwelt nehmen darauf Einfluss. Vorbeugende Maßnahmen gegen Allergien bezeichnen Fachleute als Allergieprävention.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Thilo Biedermann, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München
E-Mail: tilo.biedermann@tum.de
Prof. Dr. Ulf Darsow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der TU München
E-Mail: ulf.darsow@tum.de
Kann eine Allergie vererbt werden?
Kommen allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergisches Asthma in der Familie vor, ist auch das eigene Allergierisiko erhöht. Am wahrscheinlichsten entwickeln Kinder eine Allergie, wenn beide Eltern unter der gleichen allergischen Erkrankung leiden.
Es wird aber nicht die Allergie an sich vererbt, sondern nur die Veranlagung – also die Bereitschaft, eine Allergie zu entwickeln oder eine damit in Verbindung stehende Erkrankung zu bekommen. Und auch wenn Eltern oder Geschwister betroffen sind, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass man selbst erkrankt. Der Allergiestatus der engen Verwandten kann aber zur Einschätzung dienen. Einen spezifischen medizinischen Test, der eine Allergiegefährdung genau voraussagen könnte, gibt es derzeit nicht.
Allergie-Vorbeugung beginnt bereits vor der Geburt
Wer seine Neigung für eine Allergie kennt, kann gezielter vorbeugen und Einflüsse meiden, die der Allergieentwicklung Vorschub leisten. Durch Studien weiß man heute mehr über mögliche schützende Effekte.
Grundsätzlich lassen sich drei Formen der Allergieprävention unterscheiden:
- Die Primärprävention hat das Ziel, dass eine Allergie erst gar nicht entsteht (z. B. bei Babys und Kleinkindern), indem keine körperliche Sensibilisierung gegen Allergie-auslösende Stoffe stattfindet.
- Die Sekundärprävention soll Symptomen einer Allergie vorbeugen, wenn der Körper bereits gegen einen bestimmten Auslöser sensibilisiert ist, aber noch keine Beschwerden bestehen.
- Bei der Tertiärprävention geht es darum, dass eine bereits bestehende allergische Erkrankung sich nicht verschlimmert. Dazu gehört etwa, bei Menschen mit Heuschnupfen (allergischer Rhinitis) einem Asthma vorzubeugen.
Die Maßnahmen der Primärprävention beginnen bereits während der Schwangerschaft und in der ersten Zeit nach der Geburt. Trotz vorbeugender Maßnahmen ist es nicht immer möglich, eine Allergie zu verhindern – Eltern können aber das Risiko für ihr Kind möglichst gering halten.
Im Rahmen des „Nationalen Aktionsplan gegen Allergien“ der Bundesregierung wurde ein Allergie-Risiko-Check erarbeitet, der auf aktuellen medizinischen Erkenntnissen basiert. Er hilft werdenden Eltern, das Allergierisiko ihres Kindes einzuschätzen und gibt konkrete Tipps zur Allergie-Vorbeugung.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Bellach, J. et al.: Prävention von Nahrungsmittelallergien durch frühe Exposition mit Nahrungsmitteln. In: Pädiatrische Allergologie, 2014, 04: 6
- Beyer, K.: Die Rolle der Ernährung in der Prävention atopischer Erkrankungen. In: Pädiatrische Allergologie, 2018, Sonderheft „Prävention“: 8-12
- Boyle, RJ. et al.: Hydrolysed formula and risk of allergic or autoimmune disease: systematic review and meta-analysis. In: BMJ, 2016, 352: i974
- Braig, S. et al.: Maternal prenatal stress and child atopic dermatitis up to age 2 years: The Ulm SPATZ health study. In Pediatr Allergy Immunol, 2017, 28(2):144-151
- Bundesinstitut für Risikobewertung (Hrsg., 2007): Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte. Stellungnahme Nr. 043/2007 vom 21.05.20107 (Letzter Abruf: 23.11.2023)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.): Nachgefragt: Häufige Fragen von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter (Letzter Abruf: 23.11.2023)
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (Hrsg., 2014): Nationaler Aktionsplan Allergie. (Letzter Abruf: 23.11.2023)
- El-Heis, S. et al. Maternal antenatal vitamin D supplementation and offspring risk of atopic eczema in the first 4 years of life: evidence from a randomized controlled trial. Br J Dermatol. 2022 Nov;187(5):659-666. doi: 10.1111/bjd.21721.
- Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (Hrsg.): Emissionen aus Holz und Holzwerkstoffen. Stand: 10/2023. (Letzter Abruf: 23.11.2023)
- Fiocchi, A. et al. World Allergy Organization-McMaster University Guidelines for Allergic Disease Prevention (GLAD-P): Probiotics. World Allergy Organ J 2015 8, 1–13.
- Fischer, P.J. et al., Gesellschaft Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU): Elternratgeber Allergieprävention (PDF). Stand: 02/2023 (Letzter Abruf: 23.11.2023)
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- Dalgard, FJ et al.: The psychological burden of skin diseases: a cross-sectional multicenter study among dermatological out-patients in 13 European countries. In: J Invest Dermatol. 2015 Apr;135(4):984-91
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- Statistisches Bundesamt: Fast ein Drittel aller Geburten im Jahr 2021 durch Kaiserschnitt. Pressemitteilung Nr. N 009 vom 15.02.2023
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- Umweltbundesamt: Gesundheitsrisiken durch Ozon. Stand: 01/2023 (Letzter Abruf: 23.11.2023)
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- Volz, T. et al. NOD2 Signalling critically influences sensitization to orally ingested allergens. In: Journal of Investigative Dermatology 136:9 (2016). S. 201
- World Health Organization (WHO): WHO Statement on Caesarean Section Rates. Stand: 09/2021 (Letzter Abruf: 23.11.2023)
- Worm, M.: Erdnussallergie: Kann eine frühe Einführung von Erdnuss das Risiko für die Entwicklung einer Erdnussallergie beeinflussen?, Charité (Hrsg.)
Letzte Aktualisierung:
23. November 2023