Labortests zur Allergie-Diagnose
Bei allergischen Erkrankungen, die auf einer Soforttyp-Reaktion beruhen, werden häufig vermehrt IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene gebildet. Diese lassen sich bei den Betroffenen im Blutserum nachweisen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe († 05.01.2023)
Bei allergischen Erkrankungen, die auf einer Soforttyp-Reaktion beruhen, werden häufig vermehrt IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene gebildet. Diese lassen sich bei den Betroffenen im Blutserum nachweisen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe, Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V.
Allergie- und Asthma-Zentrum Westend
Durchführung des Allergie-Bluttests
Für einen Allergie-Bluttest muss Blut entnommen und im Labor untersucht werden. Das Testergebnis ist üblicherweise innerhalb von zwei bis sieben Tagen verfügbar.
Man kann die Gesamtmenge an IgE wie auch die Menge spezifischer IgE-Antikörper messen, die gegen bestimmte Stoffe gerichtet sind. Hierbei lassen sich nicht nur die spezifischen IgE-Antikörper gegen verdächtige Allergenquellen (Pollen, Tiere, Nahrungsmittel) bestimmen, sondern auch gegen sogenannte Allergen-Einzelkomponenten. Bei diesen handelt es sich vorwiegend um Proteine, also Eiweißmoleküle, die als Einzelbestandteile von Allergenquellen eine allergische Reaktion vom Soforttyp auslösen können. Sie spielen in der molekularen Allergiediagnostik eine bedeutende Rolle.
Beispiele für Allergene und ihre Haupt-Allergenkomponenten
Hier einige Beispiele für Allergene und die entsprechenden Haupt-Allergenkomponenten:
Allergen | Haupt-Allergenkomponenten ("Major-Allergene") | Herkunft der Komponentenbezeichnung |
---|---|---|
Birkenpollen | Bet v 1 | von lateinisch Betula (Birke) |
Hausstaubmilben | Der p 1, Der p 2 | von altgriechisch Dermatophagoides (Hausstaubmilben) |
Katzenallergen | Fel d 1 | von lateinisch Felis domesticus (Katze) |
Erdnuss | Ara h 1, Ara h 2, Ara h 3 | von altgriechisch Arachis hypogaea (Erdnuss) |
Gesamt-IgE beim Allergie-Bluttest
Das Immunglobulin E (IgE) spielt eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen vom Soforttyp (Typ I). Bei allergischen Erkrankungen wie
- allergische Rhinitis (darunter vor allem Heuschnupfen und Hausstaubmilbenallergie),
- Neurodermitis (atopisches Ekzem) oder Asthma bronchiale,
- aber auch bei Nahrungsmittelallergien ist die Gesamtmenge des IgE im Blutserum häufig (jedoch nicht immer) erhöht.
Bei Neurodermitis ist das Gesamt-IgE häufig stark erhöht.
Allergie-Bluttest auf allergenspezifisches IgE
- Der Nachweis des spezifischen IgE im Serum liefert Hinweise auf eine erhöhte Allergiebereitschaft vom Soforttyp gegenüber vermuteten Allergenquellen (z.B. Gräserpollen, Katze oder Kuhmilch) beziehungsweise Allergenkomponenten (= gewisse Proteine in Gräsern, Katzen oder Kuhmilch).
- Er dient zur Bestätigung oder Ergänzung des Hauttests, ist aber auch hilfreich, wenn der Hauttest nicht durchführbar oder nicht aussagekräftig genug ist.
Zudem ist die IgE-Bestimmung auch dann möglich, wenn Haut- oder Provokationstest – etwa wegen Hautveränderungen, anderer akuten Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten gegen Allergien (Ausnahme: Anti-IgE-Antikörper) – nicht durchführbar sind.
Wegen historischer Nachweismethoden aus den 1970er Jahren wird diese Laboruntersuchung auch heute noch manchmal als RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test unter Verwendung radioaktiver Substanzen) bezeichnet. Heutzutage werden als Weiterentwicklung des RAST andere Verfahren ohne Radioaktivität eingesetzt, die eine höhere Empfindlichkeit aufweisen.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Messverfahren zur Bestimmung des IgE-Spiegels, die individuell und abhängig vom Allergen sehr variabel sind. Die Menge der nachgewiesenen IgE-Antikörper wird auch in „Klassen“ angegeben (z.B. CAP-Klasse), die eine grobe Zuordnung von „negativ“ bis „stark positiv“ gestatten.
Ein positives Ergebnis zeigt eine erhöhte Allergiebereitschaft an, die nur bei zugehörigen Beschwerden bedeutsam ist und dann einer Allergie entspricht. Ein negatives Ergebnis schließt eine Allergie(-bereitschaft) auf das betreffende Allergen meistens aus.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Biedermann, T. et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN9783642372025
- Brockow K et al.: S2k-Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel. In: Allergo J Int 2015; 24: 95 (Letzter Abruf: 30.07.2018)
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft et al. (Hrsg.): S1-Leitlinie Durchführung des Epikutantests mit Kontakt-Allergenen. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 013/018 (Gültigkeit abgelaufen)
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI, Hrsg.) et al.: S1-Leitlinie In-vitro-Allergiediagnostik. In: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 061/017 (Gültigkeit abgelaufen)
- EAACI Molecular Allergology Users's Guide 2016
- Henzgen, M et al.: S1-Leitlinie Hauttestungen mit Nahrungsmittelallergenen (PDF). In: Allergo Journal 2008; 17: 401–6 (Letzter Abruf: 30.07.2018)
- Kleine-Tebbe, J., Jakob Thilo (Hrsg.): Molekulare Allergiediagnostik. Springer Verlag 2015
- Trautmann, A., Kleine-Tebbe, J. (2013): Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme. Allergene – Diagnostik – Therapie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2. Aufl., ISBN 978-3-13-142182-1
- Przybilla B et al.: Leitlinie Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie. In: Allergo J 2011; 20: 318-339. Entwicklungsstufe S2, AWMF-Leitlinien-Register N. 061/020 (Gültigkeit abgelaufen)
Letzte Aktualisierung: 28.01.2019