Arzneimittelallergie: Prävention
Die wichtigste Präventionsmaßnahme im Falle einer klar diagnostizierten Arzneimittelallergie ist in der Regel, das auslösende Medikament jetzt und in Zukunft zu meiden. Zu diesem Zweck erhalten die Betroffenen einen Allergiepass, den sie stets bei sich tragen sollten. Man kann eine kurze Information zu dem fraglichen Medikament auch in der Brieftasche aufbewahren, damit Ärzte im Notfall schnell wissen, welche Medikamente sie nicht geben dürfen. Jede weitere Konfrontation des Immunsystems mit dem auslösenden Medikament sollte vermieden werden, weil man im Wiederholungsfall schwerere Allergiesymptome riskiert.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Knut Brockow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München
E-Mail: knut.brockow@mri.tum.de
Die wichtigste Präventionsmaßnahme im Falle einer klar diagnostizierten Arzneimittelallergie ist in der Regel, das auslösende Medikament jetzt und in Zukunft zu meiden. Zu diesem Zweck erhalten die Betroffenen einen Allergiepass, den sie stets bei sich tragen sollten. Man kann eine kurze Information zu dem fraglichen Medikament auch in der Brieftasche aufbewahren, damit Ärzte im Notfall schnell wissen, welche Medikamente sie nicht geben dürfen. Jede weitere Konfrontation des Immunsystems mit dem auslösenden Medikament sollte vermieden werden, weil man im Wiederholungsfall schwerere Allergiesymptome riskiert.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Knut Brockow, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein Technische Universität München
E-Mail: knut.brockow@mri.tum.de
Schulungen von Ärztinnen und Ärzten
Ein weiterer Präventionsansatz ist die Schulung der Ärztinnen und Ärzte. In einer US-amerikanischen Studie konnte gezeigt werden, dass sich durch Einführung einer klinikweiten Richtlinie mit begleitenden Schulungsangeboten das Wissen von Belegärzten und Pflegepersonal über Behandlungskonzepte bei (vermuteten) Allergien gegen Penicilline und andere Antibiotika erheblich verbesserte.
Assistenzsysteme
Ein Weg, bekannte Arzneimittelallergien in Zukunft zu verhindern, besteht im Einsatz elektronischer Assistenzsysteme, die Ärzte jederzeit mit Informationen aus elektronischen Patientenakten und anderen Quellen versorgen. Schottische Forscherinnen und Forscher interviewten Expertinnen und Experten aus Ärzteschaft, Pflege und pharmazeutischem Personal, die sich alle einig waren: Diese Assistenzsysteme haben ein großes Potential, vor drohenden Medikamentenallergien zu warnen. Voraussetzung ist allerdings, dass frühere allergische Komplikationen in den Krankenakten überhaupt auftauchen. Die Klinik-Expertinnen und Experten forderten einheitliche Regeln für die Dokumentation von Arzneimittelallergien.
App für Zusatzstoffe
Arzneimittel können Zusatzstoffe enthalten, die Patientinnen und Patienten dort nicht vermuten und die bei bekannten Allergien oder Unverträglichkeiten manchmal Probleme verursachen. Hierzu zählen Fruchtzucker, Gluten, Soja, Sorbit, Hühnerei, oder Nussöle. Betroffene können sich die kostenlose App „Whats in my meds“ herunterladen und in ihrem Profil angeben, welche Stoffe sie vermeiden wollen.
Die App informiert, wenn der kritische Inhaltsstoff in einem Medikament enthalten ist. Dies ist auch hilfreich für Menschen, die auf Alkohol, Zucker, tierische Produkte generell oder Stoffe vom Schwein verzichten wollen. Leistungssportlerinnen und -sportler erfahren, wenn ein Wirkstoff in der Verbotsliste der Anti-Doping-Agentur WADA enthalten ist. Pilot:innen oder Polizist:innen weist die App auf Wirkstoffe hin, die bei gängigen Drogentests falsch positive Ergebnisse erzeugen.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Ardern-Jones, M., Friedmann P.: Skin Manifestations of Drug Allergy. In: Br Clin Pharmacol. 2011, 71:5, S. 672-683
- Bircher, AJ. et al.: Approach to the Patient with a Drug Hypersensitivity Reaction – Clinical Perspectives. In: Pichler, WJ (hrsg.): Drug Hypersensitivity, Basel 2007, S. 352-365
- Bircher, AJ: Arzneimittelallergie. In: Manuale allergologicum, 4. Auflage München 2016, S. 703-740
- Blumenthal, K. et al.: Survey of Inpatient Clinical Providers' Antibiotic Prescribing Knowledge. In: J Allergy Clin Immunol Pract. 2014; 2 (4): S. 407-413
- Brockow K. et al.: Allergische und pseudoallergische Arzneireaktionen, in Ring, J.: Weißbuch Allergie in Deutschland, München 2010
- Brockow, K. et al.: Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel. In: Allergo J Int 2015; 24: 94
- Cernadas, A. et al.: General considerations on rapid desensitization for drug hypersensitivity – a consensus statement. In: Allergy 2010; 65: 1357–1366.
- Ehmann, L.: Management der Haut-Nebenwirkungen von EGFR-Inhibitoren, LMU München, undatiert
- Fernando, B. et al.: Approaches to Recording Drug Allergies in Electronic Health Records: Qualitative Study, in: PLOS one, April 2014, doi.org/10.1371/journal.pone.0093047
- Gesellschaft für Pädiatrische Allergie und Umweltmedizin (GPA) hrsg.: Schwerpunkt Medikamentenallergie. In: Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, Ausgabe 1/2010:6-17
- Guillen, D.: Aspirin Desensitization Achieved After Omalizumab Treatment in a Patient with Aspirin-Exacerbated Urticaria and Respiratory Disease. In: J Investig Allergol Clin Immunol 2015; Vol. 25(2): 133-162
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): gesundheitsinformationen.de: Medikamentenallergie (Letzter Abruf: 19.01.2024)
- Jörg, L. et al.: Allergie auf Penicillin. In: Schweizerisches Medizin-Forum 2017; 17(10):236–240
- Lange, L., Gernert, S.: Diagnostik der Medikamentenallergie. In: Pädiatrische Allergologie 2/2017, 6-12
- Mallal, S. et al.: HLA-B*5701 Screening for Hypersensitivity to Abacavir. In: N Engl J Med 2008;358:568-79.
- National Institute for Health and Care Excellence (NICE): Drug allergy. Diagnosis and management. September 2014 (Letzter Abruf: 19.01.2024)
- Norton, A.E., Broyles, A.D.: Drug allergy in children and adults. In: Ann Allergy Asthma Immunol 2019; 122: 148e155
- Pirmohamed M. et al.: Adverse drug reactions as cause of admission to hospital: prospective analysis of 18 820 patients. British Medical Journal 2004, 329, 15–19
- Sachs, B. et al.: Diskrepanzen zwischen berichteter und verifizierter Penicillinallergie. Mögliche Implikationen für den Patienten und das Gesundheitssystem. In: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte / Paul-Ehrlich-Institut hrsg.: Bulletin zur Arzneimttelsicherheit, März 2018, S. 4-11
- Thong, B., Vervloet, D.: Drug Allergies. WAO allergic disease resource center, updated 2014. (Letzter Abruf: 19.01.2024)
- Trcka, J. et al.: Pencillintherapie trotz Penicillinallergie? In: Deutsches Ärzteblatt, Heft 43/2004. A 2888-A 2892
- Turner, P. et al.: Fatal Anaphylaxis: Mortality Rates and Risk Factors. In: J Allergy Clin Immunol Pract, 2017;5:1169-78
- Wheatley, L. et al.: Report from the National Institute of Allergy and Infectious Disease Workshop on Drug Allergy. In: J Allergy Clin. Immunol. Aug. 2015,; 136(2): 262-271
Letzte Aktualisierung: 14. November 2018