Immunmechanismen und Entzündung
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber, Helmholtz Zentrum München, Institut für Allergieforschung/
TU München / Zentrum Allergie und Umwelt
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber, Helmholtz Zentrum München, Institut für Allergieforschung/
TU München / Zentrum Allergie und Umwelt
Oberflächlich betrachtet erscheinen die Mechanismen zur Entstehung von Allergien relativ verständlich:
Ein Stoff aus der Umwelt, das Allergen, gelangt über die Haut oder die Schleimhäute in den menschlichen Körper. Dort wird er von den Fresszellen, die unseren Körper auf der Suche nach möglicherweise gefährlichen Eindringlingen permanent durchwandern, als körperfremd erkannt und aufgenommen. Diese Antigen-präsentierenden Zellen (APC) aktivieren T-Helferzellen, die daraufhin bestimmte Botenstoffe, die Zytokine, ausschütten.
Unter dem Einfluss dieser Botenstoffe wandeln sich die ebenfalls zu den Immunzellen gehörenden B-Lymphozyten in sogenannte Plasmazellen um. Die Plasmazellen bilden Antikörper der Klasse IgE (Immunglobulin E), die gegen das Allergen gerichtet sind. Nun ist der Körper gegen das Allergen sensibilisiert.
Hat die allergische Sensibilisierung einmal stattgefunden, kann schon der nächste Kontakt mit dem Allergieauslöser Entzündungsmediatoren und andere Botenstoffen freisetzen, die schlussendlich krankheitstypische Symptome hervorrufen. Das Besondere bei der Soforttyp-Allergie ist, dass die ersten Symptome schon innerhalb von zehn Minuten auftreten. Nach etwa sechs Stunden folgt dann eine zweite Reaktion auch ohne zusätzlichen Allergenkontakt, die durch das Einwandern der Immunzellen und deren Entzündungsaktivitäten charakterisiert ist.
Entstehungsmechanismen von Allergien noch nicht vollständig geklärt
Die beschriebenen Vorgänge liegen zwar allen Typ-1-Allergien zugrunde, der mit Abstand häufigsten Allergieform. Sie sind so aber nur stark vereinfacht dargestellt. Tatsächlich sind an der spezifischen Überempfindlichkeit der Abwehr gegenüber Allergenen noch weitere Zelltypen und eine Vielzahl von Botenstoffen beteiligt – darunter die für die Kommunikation zwischen den Immunzellen zuständigen Interleukine.
Welche „Player“ bei allergischem Asthma, Neurodermitis oder Heuschnupfen welche Bedeutung besitzen und wie sie zusammenspielen, ist teils noch unklar und wird deshalb intensiv erforscht. Denn je besser die Immunmechanismen und das Entzündungsgeschehen bei Allergien verstanden werden, desto größer sind die Chancen, neue Therapieansätze und Wirkstoffe zu entwickeln.
Bei ihrer Arbeit fokussieren sich die Wissenschaftler auf verschiedene relevante Bereiche – von den T-Helferzellen, die als eine Art Lenker der Immunantwort fungieren, bis hin zu den Prozessen, die gesunde Menschen vor allergischen Reaktionen bewahren.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Akdis, C. und Akdis, M.: Mechanism of immune tolerance to allergens: Role of IL-10 and Tregs. In: The Journal of Clinical Investigation, 2014, 124(11): 4678–4680
- Bacher, P. et al.: Regulatory T Cell Specificity Directs Tolerance versus Allergy against Aeroantigens in Humans. In: Cell, 2016, 167(4): 1067-1078
- Berker, M. et al.: Allergies – A T celle perspective in the era beyond the TH1/TH2 paradigm. In Clinical Immunology, 2016, 12(174): 73-83
- Divekar, R. und Kita, H.: Recent advances in epithelium-derived cytokines (IL-33, IL-25 and TSLP) and allergic inflammation. In: Current Opinion in Allergy and Clinical Immunology, 2016, 15(1): 98-103
- Eyerich, K. und Eyerich, S.: TH22 cells in allergic disease. In: Allergo International Journal, 2015, 24(1): 1-7
- Fritschung, B. et al.: Impaired mucus clearance exacerbates allergen-induced type 2 airway inflammation in juvenile mice. In: The Journal of Allergy and Clinical Immunology, 16. November 2016, published online ahead of print
- Hammad, H. und Albrecht, B.: Barreir Epithelial Cells and the Control of Type 2 Immunity. In: Immunity, 2015, 43(1): 29-40
- Hirahara, K. und Nakayama, T.: CD4+ T-cell subsets in inflammatory diseases.: beyond the TH1/Th2 paradigm. In: International Immunology, 2016, 28(4): 163-171
- Martin, M. und Martin, N.: Interleukin 33 is a guardian of barriers an a local alarmin. In: Nature Immunology, 2016, 17: 122-131
- Noval Rivas, M. et al.: Regulatory T cells in allergic diseases. In Journal of Allergy & Clinical Immunology, 2016, 138(3): 639-652
- Oalomares, O. et al.: Regulatory T cells and immune regulation of allergic diseases: roles of IL-10 and TGF-β. In: Genes & Immunity, 2014, 15: 511-520
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Bislang unentdeckte Population regulatorischer T-Zellen entdeckt. Pressemitteilung 2015
- Ulgres, A. et al.: Protein kinas CK2 enables regulatory T cells to suppress excessive TH2 responses in vivo. In: Nature Immunology, 2015, 16: 267-275
Letzte Aktualisierung:
13. März 2017