Was macht die Heuschnupfen-Forschung?
Immer wieder werden neue Behandlungsformen erforscht, mit dem Ziel, Betroffenen die langwierige spezifische Immuntherapie (SIT) zu ersparen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin
Immer wieder werden neue Behandlungsformen erforscht, mit dem Ziel, Betroffenen die langwierige spezifische Immuntherapie (SIT) zu ersparen.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Allergie-Centrum-Charité Charité - Universitätsmedizin Berlin
Forschung bei Heuschnupfen endet häufig in Sackgassen
Oft endeten diese Versuche bisher in Sackgassen. In einer aktuellen Studie erwiesen sich beispielsweise niedrig dosierte Allergen-Injektionen vor Beginn der Pollensaison als Fehlschlag, weil sie zwar Hautreaktionen erfolgreich unterdrückten, sich aber Atembeschwerden und allergische Symptome in der Nase verschlechterten.
Weniger Spritzen - weniger Wirkung?
Ein Wiener Forschungsteam untersuchte in Zusammenarbeit mit einem pharmazeutischen Unternehmen eine Methode, die mit weniger Injektionen auskommt als bislang eingesetzte Immuntherapien, und laut den Autoren weniger Nebenwirkungen hat. Der Studie zufolge lindert die Behandlung die Symptome der Betroffenen im Mittelwert um rund 25 Prozent. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass der primäre Endpunkt - ein Punktwert, der sich aus Symptomen und benötigten Medikamenten ergibt – statistisch nicht signifikant verbessert war.
Antikörper gegen Immunglobulin E
Anti-IgE-Antikörper wurden in mehreren Studien zum allergischen Schnupfen eingesetzt. Das bedeutet, dass man die Antikörper des Immunsystems, die bei der Allergie eine wichtige Rolle spielen, blockiert – mit künstlichen Antikörpern. Möglicherweise hat diese Therapieform eine zusätzliche Wirkung, wenn sie gemeinsam mit einer Immuntherapie eingesetzt wird. Allerdings sind hier noch weitere Studien nötig.
Wird die Immuntherapie wirken?
Eine weitere Fragestellung der Forschenden ist, wie man den Erfolg der SIT, auch Hyposensibilisierung genannt, möglichst früh vorhersagen kann. Zu diesem Zweck wurden in einzelnen Studien bereits Provokationstests an der Nase und am Auge genutzt.
Einen weiteren Ansatz für einen Erfolgstest bei der SIT erforscht ein Forschungsteam der TU München und von Helmholtz Munich:
- Dazu hat es während einer SCIT bei 32 Patienten über drei Jahre das komplexe Wechselspiel verschiedener Zelltypen und Substanzen des menschlichen Immunsystems beobachtet.
- Ergebnis: Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich das Abwehrsystem des Körpers in der zweiten Phase der Behandlung quasi entscheidet, ob es ein Allergen weiter massiv bekämpft oder beginnt, es zu tolerieren.
- Einen Hinweis auf den Therapieerfolg gab die Anzahl bestimmter Immunzellen, der regulatorischen B-Zellen und der Th-17-Zellen.
- Auf Grundlage ihrer Untersuchungsergebnisse arbeiten die Forschenden an der Entwicklung eines Tests.
Zusätzlich wird erforscht, welche Umwelteinflüsse bestehende Allergien negativ beeinflussen oder die Allergiegefahr erhöhen könnten. So fanden Münchner Wissenschaftler heraus, dass die Allergen-Produktion der Ambrosia nochmals stark ansteigt, wenn die Pflanzen an viel befahrenen Straßen wachsen und dort stickstoffhaltigen Abgasen ausgesetzt sind.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
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Letzte Aktualisierung:
1. Februar 2019