Kontaktallergie: Forschungsansätze
Eine bekannte These, die im Jahr 1976 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aufgestellt wurde, besagte, dass bei einigen häufig verwendeten Duftstoffen die Zugabe eines zweiten das allergene Potential insgesamt reduzieren würde („Quenching“). Mehrere Studien konnten in den letzten Jahren diesen behaupteten Effekt nicht nachvollziehen, weder für Duftstoffe noch für andere Kontaktallergene. Entweder, die Wirkungen ergänzten sich in der Mixtur oder sie führten zu einer gesteigerten Allergenität. Die Forschenden konstatieren hier ein erhebliches Wissensdefizit und stellen die Frage, ob die heutige Vorgehensweise bei der Risikoabschätzung ausreicht, um den Schutz der Konsumenten zu gewährleisten.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Christoph Skudlik, Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Dt. Dermatolog. Gesellschaft
c/o Klinikum der Universität Osnabrück, Institut für Interdisziplinäre
Dermatologische Prävention und RehabilitationE-Mail: Christoph.Skudlik@uos.de
Eine bekannte These, die im Jahr 1976 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung aufgestellt wurde, besagte, dass bei einigen häufig verwendeten Duftstoffen die Zugabe eines zweiten das allergene Potential insgesamt reduzieren würde („Quenching“). Mehrere Studien konnten in den letzten Jahren diesen behaupteten Effekt nicht nachvollziehen, weder für Duftstoffe noch für andere Kontaktallergene. Entweder, die Wirkungen ergänzten sich in der Mixtur oder sie führten zu einer gesteigerten Allergenität. Die Forschenden konstatieren hier ein erhebliches Wissensdefizit und stellen die Frage, ob die heutige Vorgehensweise bei der Risikoabschätzung ausreicht, um den Schutz der Konsumenten zu gewährleisten.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Christoph Skudlik, Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Dt. Dermatolog. Gesellschaft
c/o Klinikum der Universität Osnabrück, Institut für Interdisziplinäre
Dermatologische Prävention und RehabilitationE-Mail: Christoph.Skudlik@uos.de
Klar ist, dass bei Kontaktallergien genetische Vorgänge eine große Rolle spielen. Genau erforscht sind die Abläufe aber noch nicht. Hier werden zurzeit zahlreiche Studien durchgeführt. Das betrifft vor allem eine vermutlich genetisch bedingte Neigung, Kontaktsensibilisierungen vom Typ IV zu entwickeln. Dabei handelt es sich nicht um eine Atopie, sondern allem Anschein nach um Varianten (Polymorphismen) bestimmter Gene, die für die Ausbildung von Stoffwechselenzymen, Hautstrukturproteinen und Entzündungsbotenstoffen gebraucht werden.
Die zellbiologischen Forschungsansätze zur Rolle des sogenannten TLR-4-Rezeptors bei der Nickelallergie sind vielversprechend. Es scheint möglich, das Andocken der Nickelionen an den Rezeptor zu verhindern, ohne die eigentliche Aufgabe der T-Lymphozyten zu beeinträchtigen, Bakterien zu erkennen und abzuwehren. Damit gibt es die Chance, eine ursächliche Therapie gegen die Nickelallergie zu entwickeln.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- Ahlström M. G. et al.: Prevalence of nickel allergy in Europe following the EU Nickel Directive – a review. In: Contact Dermatitis, 2017, 77 (4)
- Bayerl, C.: Kontakt- und Medikamentenallergien. Vortrag auf der Tagung Allergo Update, Köln, 23.-24.02.18
- Bennike, N. et al.: Non-mix fragrances are top sensitizers in consecutive dermatitis patients – a cross-sectional study of the 26 EU-labelled fragrance allergens. In: Contact Dermat. 2017, 77, 270-279
- Bonefeld, Ch. et al.: Immunological, chemical and clinical aspects of exposure to mixture of contact allergens. In: Contact Dermat. 2017, 77, 133-142
- Brasch, J. et al.: S1-Leitlinie Kontaktekzem (PDF). In: Allergo J Int 2014; 23: 126
- Bundesamt für Risikobewertung (BfR): Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen und Permanent Make-up Aktualisierte Stellungnahme Nr. 19/2007 [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
- Corrazza, M. et al.: Irritant and sensitizing potential of eight surfactants commonly used in skin cleansers: an evaluation of 105 patients. In: Dermatitis, Sept./Okt. 2010: 262-268
- Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB): Kontaktallergie [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- EU-Kommission: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- EU-Kommission, Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU: Richtlinie 2009/48/EG über die Sicherheit von Spielzeug - Erläuternde Leitlinien, Rev. 1.9, 10.02.2016 [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- European Chemicals Agency (ECHA): Investigation Report- Formaldehyd und Formaldehyd-Releasers, 15. März 2017 [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- Garcia-Hidalgo, E. et al.: Occurrence and concentrations of isothiazolinones in detergents and cosmetics in Switzerland. In: Contact Dermat. 2017, 76, 96–106
- Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU): Elternratgeber Kontaktallergien
- Glick, ZR et al.: Allergic contact dermatitis from cigarettes. In: Dermatitis 2009; 20: 6–13
- Goncalo, M. et al.: Allergic contact dermatitis caused by nail acrylates in Europe. An EECDRG study. In: Contact Dermatitis, 2017, Dec. 21, DOI: 101111/cod. 12942
- Hauksson, I. et al.: Formaldehyde in cosmetics in patch tested dermatitis patients with and without contact allergy to formaldehyde. In: Contact Dermat. 2016, 74, 145–151
- Hauksson, I. et al.: Skincare products containing low concentrations of formaldehyde detected by the chromotropic acid method cannot be safely used in formaldehyde-allergic patients. In: British Journal of Dermatology (2016) 174, pp371–379
- Höger, P.: Allergisches Kontaktekzem im Kindesalter. In: Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, Heft 3/01, S. 6-13
- Jacob, S., Admani, S.: iPad Increasing Nickel Exposure in Children. In: Pediatrics 2014; 134, pp. e580 – e582
- Allum: Kontaktallergie [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- Kroona, L. et. al.: Quantification of l-carvone in toothpastes available on the Swedish market. In: Contact Dermat. 2017, 77, 224–230
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Informationsdienst gesundheitsinformationen.de: Was passiert bei einer Hautuntersuchung? [Letzter Abruf: 30.01.2024]
- Ito, A.: A multi-institutional joint study of contact dermatitis related to hair colouring and perming agents in Japan. In: Contact Dermat. 2017, 77, S. 42-48
- Peiser, M. et al.: Allergic contact dermatitis: epidemiology, molecular mechanisms, in vitro methods and regulatory aspects. In: Cell. Mol. Life Sci. (2012) Band 69: 763–781
- Ringborg, E.; Lidén, C.; Julander, A.: Nickel on the market: A baseline survey of articles in “prolonged contact” with skin. In: Contact Dermat. 2016, 75, 77–81
- Schlaud, M. et al.: „Allergische Erkrankungen. Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)“, In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Mai/Juni 2007
- Schmidt, M. et al.: Crucial role for human Toll-like receptor 4 in the development of contact allergy to nickel. In: Nature Immunology 2010, Nr. 11: 814–819
- Schnuch, A. et al.: Leitlinie zur Durchführung des Epikutantests mit Kontakt-Allergenen. Empfehlungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) (Dokument wird zurzeit überprüft)
- Schnuch, A. et al.: „Untersuchungen zur Verbreitung umweltbedingter Kontaktallergien mit Schwerpunkt im privaten Bereich.“ Studie im Auftrag des Umweltbundesamts, 2004
- Schuttelaar M.L.A et al.: Prevalence of contact allergy to metals in the European general population with a focus on nickel sulfate and piercings: The EDEN Fragrance Study. In: Contact Dermatitis. 2018; 1–9
- Skudlik, C., John S.: Berufsbedingte allergische Kontaktekzeme - was Betriebsärzte wissen sollten, in: ASU Arbeitsmed. Sozialmed. Umweltmed. 2014, 49: 247-252
- Thorén, S., Yazar K.: Contact allergens in 'natural' hair dyes. In: Contact. Dermat. 2016, 74, 302-304
- Uter, W. et al.: The Spectrum of Contact Allergy in Elderly Patients with and without Lower Leg Dermatitis. In: Dermatology 2002; 204: 266-272
- Wollina, U.: „The role of topical calcineurin inhibitors for skin diseases other than atopic dermatitis“, In: Am J Clin Dermatol. 2007,8(3): 157-173
- Vogel, T. et al.: The attitude of patients with p-phenylenediamine or 2,5- toluenediamine contact allergy to hair dyeing. In: Contact Dermat. 2017, 76, 358–381
- Yale, K. et al.: Genital Allergic Contact Dermatitis. In: Dermatitis, Vol. 29, No. 3, May/June 2018
- Zimmer, K. et al.: The association of smoking with contact dermatitis and hand eczema – a review. In: International Journal of Dermatology 2018, 57, 375–387
Letzte Aktualisierung:
18.12.2018