Besonderheiten bei Kindern
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – dies gilt auch für ihre allergischen Erkrankungen. Kinder reagieren empfindlicher auf Fremdstoffe, und auch der Krankheitsverlauf gestaltet sich häufig anders.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Christian Vogelberg, Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA)
c/oUniversitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – dies gilt auch für ihre allergischen Erkrankungen. Kinder reagieren empfindlicher auf Fremdstoffe, und auch der Krankheitsverlauf gestaltet sich häufig anders.
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Christian Vogelberg, Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA)
c/oUniversitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin
Kinder reagieren besonders empfindlich
Kinder reagieren auf Fremdstoffe besonders empfindlich, weil ihr Immunsystem erst im Aufbau ist. Auch ist die kindliche Haut dünner und durchlässiger. Bestimmte allergische Erkrankungen treten typischerweise in einem gewissen Alter auf: Bei Säuglingen dominieren Nahrungsmittelallergien. Im Kleinkind- und Grundschulalter werden allergische Reaktionen dagegen verstärkt durch Innenraumallergene (Katzenallergene, Hausstaubmilben), aber auch durch luftgetragene Allergene wie Pollen ausgelöst. Jugendliche leiden vorwiegend an Pollenallergien.
Meist sind es die "klassischen Auslöser" wie
die eine allergische Reaktion verursachen.
Sehr vereinzelt können auch chemische Substanzen aus Bodenbelägen, Möbeln, Spielsachen oder Farben eine Allergie auslösen, deren Bedeutung tritt aber gegenüber anderen Allergenen in den Hintergrund.
Verlauf bei Kindern anders
Typisch für Allergien im Kindesalter ist, dass sich die Krankheiten oft noch verändern. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden können sie sich sogar ganz zurückbilden. Das gilt insbesondere für Neurodermitis, auch „Atopisches Ekzem“ genannt und frühe Formen der Nahrungsmittelallergie, die vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern im Alter bis zwei Jahre vorkommen. Dagegen bekommen viele Kinder, die als Schulkind Heuschnupfen haben, im weiteren Verlauf zusätzlich Asthma. Umgekehrt leiden viele Kinder mit einem Asthma auch an einem Heuschnupfen.
Weitere Zahlen und Fakten zur Verbreitung von Allergien im Kindesalter finden sich im Bericht Gesundheit in Deutschland 2015 des Robert Koch-Instituts sowie in den Ergebnisberichten zur KiGGS-Studie.
Asthma-Diagnose bei Kindern anders als bei Erwachsenen
Bei Kindern unter fünf bis sechs Jahren ist die Diagnose des allergischen Asthmas schwer zu stellen. Kleinkinder bekommen häufig Entzündungen der Bronchien, die diese vorübergehend einengen (obstruktive Bronchitis), die aber nicht in Asthma übergehen. Diese Entzündungen entstehen oftmals durch Infekte, die spätestens ab dem Schulalter wieder weniger häufig auftreten. Das klinische Erscheinungsbild ist aber kaum von einem wirklichen Asthma bronchiale zu unterscheiden, welches früh im Leben beginnen kann. Zum anderen können die kleinen Kinder in vielen Fällen noch nicht aktiv bei einer Lungenfunktionsprüfung mitarbeiten – zum Beispiel auf Aufforderung tief ein- und ausatmen.
Asthma bronchiale wird daher insbesondere bei kleinen Kindern häufig übersehen und oft erst spät behandelt. Der Kinderarzt/die Kinderärztin wird deshalb besonders auf die Krankengeschichte eingehen, zum Beispiel nachfragen, ob sich die Symptome nachts oder unter Belastung verstärken und ob das Kind oder nahe Verwandte an allergischen Erkrankungen leiden.
Fördern Impfungen die Entwicklung allergischer Erkrankungen im Kindesalter?
Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) hat 2015 ein Positionspapier herausgegeben. Sie fasst darin den aktuellen Stand des Wissens zur Frage zusammen, ob Impfungen die Entwicklung allergischer Erkrankungen fördern.
Sie hält fest, dass spezifische Standardimpfungen nicht die allergische Sensibilisierung gegen Umweltallergene und auch nicht die Entwicklung allergischer Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen fördern.
Die GPA hat den Elternratgeber "Mein Kind hat Allergien – wie impfen?“ herausgegeben, der kostenlos heruntergeladen werden kann.
Quellen
Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.
- aid – Infodienst (2009): Allergie-Risiko? – So können Eltern vorbeugen. Broschüre
- aid-Infodienst: (2013): Lebensmittelallergie und Neurodermitis: Was darf mein Kind essen?
- Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter e.V.
- Buhl, R. et al.: S2k-Leitliniezur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. In: Pneumologie 2017; 71: 849-919
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (Eingestellt am 31.12.2012)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Bildung: kindergesundheit-info.de
- Forschungsinstitut für Kinderernährung: Empfehlungen für die Ernährung von Säuglingen und Kindern mit einer Lebensmittelallergie.
- Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin GPA (2015): Allergie und Impfen – Positionspapier. (Letzer Abruf: 6.08.2019)
- Robert Koch-Institut (2018): KiGGS, 2. Welle: Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Berlin
- pina e.V. – Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie/Asthma
- Schulz, M. et al.: Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, 3. Auflage, 2018. Version 1
- Thamm, R. et al.: Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. In: Journal of Health Monitoring 2018, 3(3): 03-18, Robert Koch-Institut, Berlin
- Umweltbundesamt (2005): Kinder, Kinder!. Broschüre, 2. Ausgabe
Umweltbundesamt: Umwelt und Kindergesundheit. – Gesünder groß werden.(PDF, letzter Abruf: 6.08.2019) - UGB – Verein für unabhängige Gesundheitsberatung: Allergien – Prävention von klein auf. (Letzter Abruf: 6.08.2019)
Letzte Aktualisierung:
20.12.2019