Wie verbreitet ist Anaphylaxie?

Im Jahre 1902 wurde das Krankheitsbild der Anaphylaxie erstmals beschrieben. Seither gab es nur wenige Studien, die sich an die wissenschaftliche Fragestellung heranwagten, wie oft und bei welchen Bevölkerungsgruppen das Krankheitsbild überhaupt auftritt.

Eine Schwierigkeit besteht darin, dass weltweit Uneinigkeit herrscht, wann man von einer Anaphylaxie sprechen kann. Manche Forscherinnen und Forscher zählen auch leichte körperliche Reaktionen schon dazu, andere definieren sie als die gleichzeitige Beeinträchtigung von mindestens zwei Organsystemen, und schließlich gibt es noch jene, die nur dann von einer Anaphylaxie sprechen, wenn die Atmung und das Herz-Kreislaufsystem betroffen sind.

Unzureichend definiertes Krankheitsbild mit unterschiedlicher Symptomatik

Es handelt sich also um ein bisher unzureichend definiertes Krankheitsbild, das mit einer Reihe verschiedener Symptome auftreten kann. Darüber hinaus kann es in Situationen zu einer Anaphylaxie kommen, die schon aus anderen Gründen krisenanfällig sind (zum Beispiel anaphylaktische Reaktion auf Naturlatex-Handschuhe während einer Operation). Es besteht womöglich eine hohe Dunkelziffer, weil Anaphylaxien in manchen Situationen oft nicht als solche erkannt werden. Ein anaphylaktischer Schock endet in etwa einem Prozent aller Fälle tödlich.

Anaphylaxie zählt zu den seltenen Erkrankungen

Die veröffentlichten Zahlen zum Vorkommen von Anaphylaxien sind sehr unterschiedlich. Das kann daran liegen, dass es sich nicht um eine meldepflichtige Erkrankung handelt und die Dokumentation daher nur von Zentren erfolgt, die das Krankheitsbild besonders beobachten und/oder sich an Registern (zum Beispiel dem Netzwerk für die Online Registrierung von Anaphylaxien/NORA) beteiligen.

So kommen mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass etwa 8 – 10 von 100.000 Menschen jedes Jahr eine lebensbedrohliche Anaphylaxie erleiden. Für eine Stadt wie Berlin bedeutet das mehr als 300 Fälle pro Jahr. Studien aus den USA zählen gar 40 bis 50 Anaphylaxien unter 100.000 Menschen.

Aktuelle Daten des NORA-Netzwerkes (Anaphylaxieregister; www.anaphylaxie.net) zeigen hingegen „nur“ eine Rate von 2 bis 3 Fällen pro 100.000 Menschen. Danach zählt die Anaphylaxie zu den seltenen Erkrankungen.

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Regina Treudler
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Leipziger Centrum für Allergologie (LICA)

E-Mail: Allergie-HautkliniknoSp@m@medizin.uni-leipzig.de

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

Letzte Aktualisierung:

04. Dezember 2018