Therapie der Hausstaubmilbenallergie

Zentraler Bestandteil in der Behandlung einer Hausstaubmilbenallergie ist wie bei allen anderen Allergien auch, den Kontakt mit dem Allergen bestmöglich zu vermeiden. Ein Umhüllen der Matratzen mit allergendichten Schutzbezügen, das sogenannte Encasing, zielt auf eine solche Reduzierung der Allergenkonzentrationen. Die Studienlage über die Wirksamkeit dieser Bezüge für die Therapie von Hausstaumilbenallergien ist allerdings uneinheitlich, fundierte Belege fehlen bislang.

Ziel ist es, die Milbenzahl weitgehend zu reduzieren und ungünstige Lebensbedingungen für die verbleibenden Milben zu schaffen.

Experten empfehlen folgendes Vorgehen:

  • Nachweis einer signifikanten Milben-/Milbenallergenbelastung
  • Abtöten vorhandener Milben
  • Reinigung von Milbenallergen
  • Verhinderung des Kontakts mit Milbenallergen
  • Schaffung ungünstiger Lebensbedingungen für die Milben

Die gründliche Reinigung der betreffenden Textilien ist nach Meinung von Fachleuten grundsätzlich empfehlenswert. Mechanische Reinigungsverfahren (Staub saugen, Wischen, Ausklopfen, Kehren) bewirken eine Allergenreduktion durch Entfernung von Kotbestandteilen und toten Milbenkörpern. Die lebende Milbenpopulation wird hierdurch jedoch nur unzureichend reduziert. Dies liegt unter anderem daran, dass Milben sich in den tiefen Abschnitten der textilen Fasern aufhalten und sich an diesen festklammern können.

Für Staubsauger werden Feinstaubfilter zur Rückhaltung der eingesaugten Allergene empfohlen. Diese sollten entsprechend den Herstellerangaben regelmäßig gewechselt werden. Die Abluftführung des Staubsaugergebläses sollte nach oben gerichtet sein, um den verbliebenen Staub nicht aufzuwirbeln.

Es empfiehlt sich, Textilien (Bettwäsche, Kleidung) bei mehr als 60 Grad Celsius etwa 60 Minuten lang zu waschen (oder Trockenreinigung), da dann zusätzlich zur Reinigung die Milben abgetötet werden. Alternativ können Kleidungsstücke (zum Beispiel Wollsachen) trocken für zwei Stunden bei 60 Grad Celsius im Wäschetrockner behandelt und anschließend in kalter oder lauwarmer Waschlauge gewaschen werden. Kleidungsstücke, die für diese Behandlung nicht geeignet sind, können bei niedrigeren Temperaturen (zum Beispiel 30 Grad Celsius) in Waschlauge mit kommerziell erhältlichen Waschzusätzen (z.B. Benzylbenzoat) gereinigt werden. Aber Achtung: Benzylbenzoat selbst kann Allergien erzeugen.

Für Kuscheltiere empfiehlt sich die identische Behandlung, sowie die Aufbewahrung über Nacht im Tiefkühlfach (-20 Grad Celsius, mindestens fünf Stunden lang).

Behandlung von Symptomen

Zur Linderung der Symptome stehen Betroffenen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, darunter insbesondere Antihistaminika (zur Anwendung als Nasenspray oder zur innerlichen Einnahme) und Glukokortikoide (als Nasenspray). Nasenspülungen können Linderung bringen.

Spezifische Immuntherapie

Großaufnahme einer Spritze für die subkutane Immuntherapie, mit der das Allergenextrakt aufgezogen wird
© Thomas Brugger/fotolia

Eine spezifische Immuntherapie  wird  verordnet, wenn die Symptome der Milbenallergie schon seit längerer Zeit bestehen und ein Zusammenhang durch Haut-, Labor und gegebenenfalls Provokationstests gesichert ist, sowie Anpassungen im Haushalt (siehe Prävention) keine ausreichenden Erfolge bewirkten. Möglich sind die subkutane und die sublinguale Immuntherapie. Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) spritzt der Arzt oder die Ärztin eine stetig steigende Dosis aus Milbenallergenen direkt unter die Haut. In den ersten ein bis drei Monaten wird einmal pro Woche gespritzt, danach einmal im Monat.

Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) werden die Milbenallergene in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen. Das hat zeitliche Vorteile, denn die Behandlung kann zuhause stattfinden.

Laut der Leitlinie zur (Allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen ist die Wirksamkeit der subkutanen Hyposensibilisierung im Erwachsenenalter durch einige und im Kindesalter durch wenige kontrollierte Studien belegt.

Die Wirksamkeit der sublingualen spezifischen Immuntherapie ist bei Erwachsenen ebenfalls durch kontrollierte Studien mit teilweise hohen Patientenzahlen belegt. Seit Mitte 2017 ist ein Produkt zur sublingualen Hyposensibilisierung auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen.

Die bisher vorliegenden Daten lassen allerdings keinen Schluss zu, dass eine der beiden Verabreichungsformen – subkutan oder sublingual – der anderen eindeutig überlegen ist. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit hängen von vielfältigen Faktoren ab, die ärztlicherseits bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden sollten, darunter nicht nur die Art der allergischen Erkrankung (allergischer Schnupfen oder Asthma) und der diese verursachenden Allergene, sondern auch die individuelle Situation jedes einzelnen Patienten (z.B. Alter, berufliche Situation, Begleiterkrankungen etc.). Die Entscheidung für ein Präparat zur spezifischen Immuntherapie muss daher immer individuell getroffen werden.

Eine aktuelle Übersicht der derzeit in Deutschland verkehrsfähigen Produkte für die spezifische Immuntherapie mit Hausstaubmilbenallergenen bietet die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Ludger Klimek

Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA)

c/o Zentrum für Rhinologie und Allergologie

E-Mail: Ludger.KlimeknoSp@m@allergiezentrum.org

Quellen:

Die hier aufgeführten Leitlinien und Aufsätze richten sich, so nicht ausdrücklich anders vermerkt, an Fachkreise. Ein Teil der hier angegebenen Aufsätze ist in englischer Sprache verfasst.

  • Becker, S. et.al.: Tropomyosin sensitization in house dust mite allergic patients. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2012 Apr;269(4)
  • Biagtan, M. et al.: Immunotherapy for House Dust Mite Sensivity. In: Curr Allergy Asthma Rep. 2014 December, 14(12): doi:10.1007/s11882-014-0482-0.
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Aktionsplan Allergien - Allergieportal. (eingestellt am 31.12.2012)
  • DGAKI, DGKJ (Hrsg).: Leitlinie Allergieprävention. (letzter Abruf 21.06.2018) 
  • Gotzsche P.C., Johannsen H.K.:  House dust mite control measures for asthma: systematic review. In: Allergy 2008, 63: 646–659
  • Kinderärztliche Beratungsstelle für Allergie- und Umweltfragen Hrsg: Infodienst Allum – Allergie, Umwelt und Gesundheit: A-Z der Hausstaubmilbensanierung. (letzter Abruf 21.06.18)
  • Klimek, L. et al.: Diagnostik und Therapie der Milbenallergie. In: Allergologie, 2015, 38/2:70–82
  • Klimek, L., Sperl A.:  Evidence-based treatment options for allergic diseases in otolaryngology: an update. In: HNO 2013 Jun; 61(6):525- 538
  • Lipperheide, K. et al.: EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin 2015. doi: 10.3205/15ebm070
  • Umweltbundesamt (2008, Hrsg.): Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden. Berlin
  • Nankervis, H. et al.: House dust mite reduction and avoidance measures for treating eczema. In: Cochrane Database Syst Rev. 2015 Jan 19.  doi: 10.1002/14651858
  • Resch, Y. et al.: Molecular characterization of Der p 10: a diagnostic marker for broad sensitization in house dust mite allergy. In: Clin Exp Allergy, October 2011; 41(10): 1468–1477
  • Bergmann KC; Müsken H. Milben sind nicht gleich Milben: Artenvielfalt im Hausstaub. Allergologie, 2015, 38/2: 47–54
  • Harding, E.: Sublingual dust mite immunotherapy for asthma. In: The Lancet 2016, Vol 4 (6): 436
  • Klimek L. et al.: Diagnostik und Therapie der Milbenallergie. Allergologie 2015, 38 (2):70–82
  • Raulf M, et al.: Mites and other indoor allergens - from exposure to sensitization and treatment. Allergo J Int. 2015, 24(3): 68–80
  • Mueller, G. et al.: „Are dust mite allergens more abundant and/or more stable than other Dermatophagoides pteronyssinus proteins?“ In: Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2016, Vol 137 (2), Supplement: AB268

Letzte Aktualisierung:

21.06.2018