Allergische Sensibilisierung durch Chlor in Schwimmbecken?
Chlorhaltige Wasserdesinfektionsmittel in Verbindung mit Körperpflegeprodukten könnten bei längerem und häufigem Kontakt zu einer allergischen Sensibilisierung führen. Um einheitliche Regelungen für Europa zu schaffen, fordern die Autor:innen eines aktuellen Positionspapiers der Europäischen Akademie für Allergie und klinische Immunologie EAACI Untersuchungen, die eindeutigere Aussagen hinsichtlich gefährdeter Personengruppen und Auswirkungen ermöglichen.
In Schwimmbädern werden häufig Desinfektionsmittel auf Chlorbasis verwendet, um das Wasser von krankheitserregenden Keimen freizuhalten. Wissenschaftler:innen weisen im aktuellen Positionspapier darauf hin, dass diese Art der Desinfektion möglicherweise Augen, Atemwege und Haut reizen und sogar zu einer allergischen Sensibilisierung führen könnte. Mögliche gesundheitliche Auswirkungen könnten laut Autor:innen vor allem bei Leistungsschwimmer:innen und Personal auftreten, da diese Personengruppen häufig und über einen längeren Zeitraum dem Wasserdesinfektionsmittel ausgesetzt sind.
Gefährliches Duo? - Chlor und Körperpflegeprodukte
Chlor reagiert leicht mit natürlichen organischen Stoffen, die auch in Körperpflegeprodukten enthalten sind. Häufig gelangen diese von Badegästen ins Wasser und können hier mit dem im Desinfektionsmittel enthaltenen Chlor möglicherweise schädliche Chlornebenprodukte bilden. Je höher die Konzentration der flüchtigen Chlornebenprodukte im Wasser ist, desto höher ist auch deren Bestandteil in der Luft – ein Einatmen schädlicher Dämpfe ist daher zusätzlich zum direkten Kontakt im Wasser über die Haut oder durch versehentliches Schlucken des Wassers möglich, beschreiben die Autor:innen im Positionspapier.
Leistungsschwimmer:innen und Personal stärker belastet
Die Autor:innen des Positionspapiers weisen darauf hin, dass ein früher und dauerhafter Kontakt mit Chlornebenprodukten in Schwimmbädern nicht nur die Entzündung und Hyperreaktivität der Atemwege, sondern auch den Prozess der allergischen Sensibilisierung selbst fördern könnte. Dies gelte vor allem für Personengruppen, die sich häufig im Schwimmbad aufhalten wie Leistungsschwimmer:innen und Schwimmbadpersonal. Nicht klar ist, ob auch normale Badegäste, insbesondere Kinder, betroffen sein können.
Da es bisher – abgesehen von der berufsbedingten Chloroformexposition – derzeit keine internationale Norm oder spezifische Regelung für das beispielsweise das Chlornebenprodukt Trihalogenmethane, kurz THM, in der Innenraumluft von Schwimmbädern gibt, rufen die Autor:innen des Positionspapiers dazu auf, die gesundheitlichen Auswirkungen von chlorhaltigen Wasserdesinfektionsmitteln in Schwimmbädern genauer zu erforschen und einheitliche Regelungen in Europa zu schaffen.
Quelle:
Couto M., et al.: Health effects of exposure to chlorination by-products in swimming pools, EAACI Position paper, Allergy 2021; 76:3257–3275
Weiterführende Links:
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- Wie entsteht eine Allergie?