Asthma und Depression bei Kindern – sind es die Gene?
Seit längerem weiß man, dass Kinder mit Asthma ein erhöhtes Risiko haben, zusätzlich Depressionen oder Angststörungen zu entwickeln. Dieser Zusammenhang ist auch für andere allergische Krankheitsbilder wie Neurodermitis, Heuschnupfen oder Nahrungsmittelallergien bekannt. Ein Team schwedischer und australischer Wissenschaftler wollte nun wissen, ob es genetische Ursachen für diese Zusammenhänge gibt.
Als mögliche Ursache für Allergien wie auch für Depressionen oder Angststörungen vermutet die Forschung genetische Faktoren sowie Umwelteinflüsse. Daher liegt der Verdacht nahe, dass auch für das gehäufte gemeinsame Auftreten von Allergien und Depressionen die Gene eine Rolle spielen könnten. Diese Frage untersuchten schwedische und australische Wissenschaftler anhand einer großen schwedischen Zwillingsstudie.
An der Studie hatten von 1998 bis 2006 über 20.000 Zwillinge teilgenommen. Die Eltern hatten dafür standardisierte Fragebögen zum allergischen und psychischen Gesundheitszustand ihrer zum Startzeitpunkt neunjährigen Zwillinge ausgefüllt. In der gesamten Studiengruppe bestätigte sich der angenommene Zusammenhang zwischen allergischer Erkrankung und Depression bei den Kindern: Das Risiko, eine Depression oder eine Angststörung zu bekommen, ist bei Allergiker-Kindern um das 1,3-fache höher als bei anderen Kindern. Von den Kindern, die nie eine Allergie-Diagnose hatten, entwickelten 12,3 Prozent eine Depression oder Angststörung. Von denen, die mindestens eine Diagnose im allergischen Bereich bekommen hatten, waren es etwa 16,6 Prozent.
In einer weiteren Analyse fand sich zudem ein klarer Zusammenhang innerhalb der Zwillingspaare: Hatte ein Geschwisterteil mindestens ein allergisches Krankheitsbild (mit Ausnahme von Nahrungsmittelallergien), so war das Risiko für Depressionen oder Angststörungen beim jeweils zweiten Zwilling signifikant erhöht – unabhängig von seinem eigenen Allergiestatus.
Welche Rolle spielen die Gene für den Zusammenhang von Allergien und psychischen Störungen?
Im nächsten Schritt wollten die Wissenschaftler wissen, ob es für den Zusammenhang von Allergie und Depression bei den Kindern genetische Ursachen geben könnte. Dazu verglichen sie innerhalb der untersuchten Zwillingspaare eineiige mit zweieiigen Zwillingen. Das Ergebnis: Das Risiko für Depressionen oder Angststörungen war bei den eineiigen Zwillingen mit allergischer Erkrankung nicht höher als bei den zweieiigen, ein genetisch bedingter Zusammenhang konnte in dieser Untersuchung also nicht festgestellt werden.
Die Forscher kommen zu folgendem Schluss: Atopische Erkrankungen und Depressionen treten in Familien häufiger gemeinsam auf. Daher sollte auch in der Therapie einer der beiden Erkrankungen die jeweils andere in den Blick genommen werden. Dennoch fand sich der Studie zufolge kein Nachweis für eine genetische Erklärung des Zusammenhangs. Die Wissenschaftler fordern weitere Untersuchungen, um mögliche epigenetische Ursachen oder Umweltfaktoren für das gehäufte gemeinsame Auftreten von Allergien und Depressionen in Familien zu erforschen.
Quelle:
Brew, B.K. et al.: The familial aggregation of atopic diseases and depression or anxiety in children. – In: Clinic Exp Allergy 2018; 48:703-711